# taz.de -- „Friedensplan“ der USA: Trump setzt der Ukraine ein Ultimatum
       
       > Trump fordert, die Ukraine solle seinen Plan bis Donnerstag akzeptieren.
       > Zuvor hatte Präsident Selenskyj das Land auf eine schwere Zeit
       > eingestimmt.
       
 (IMG) Bild: 28-Punkte-Plan als Mitbringsel: Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) und US-Staatssekretär Dan Driscoll am Donnerstag in Kyjiw
       
       US-Präsident Donald Trump erwartet von der Ukraine, dass sie den von den
       Vereinigten Staaten vorgelegten Plan zur Beendigung des Ukraine-Krieges bis
       kommenden Donnerstag im Wesentlichen akzeptiert. „Donnerstag ist unserer
       Meinung nach ein geeigneter Zeitpunkt“, sagte Trump in einem Gespräch mit
       Fox News Radio auf die Frage, ob die USA der Ukraine eine „lockere Frist“
       gesetzt hätten, um dem Plan zuzustimmen. Damit verschärfte er den Ton
       gegenüber der Ukraine deutlich und setzte ihr ein Ultimatum.
       
       Der US-Plan für ein Ende des Krieges in der Ukraine kommt Russland weit
       entgegen. Der Entwurf, der der Nachrichtenagentur AP vorlag, verlangt Kyjiw
       Gebietsabtretungen an Moskau und eine Verkleinerung seiner Streitkräfte ab.
       Auch auf einen Nato-Beitritt soll die Ukraine verzichten. Im Gegenzug soll
       sich Russland verpflichten, in Zukunft keine weiteren Angriffe auf das
       Nachbarland zu starten. Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr
       Selenskyj, der sich früheren Forderungen von US-Präsident Donald Trump nach
       Aufgabe von Territorien widersetzte, sind die Vorschläge kaum akzeptabel.
       
       Laut dem Entwurf würden 100 Milliarden Dollar eingefrorener russischer
       Vermögenswerte für den Wiederaufbau der Ukraine bereitgestellt. Der Plan
       zeigt auch einen Weg auf, Russland wieder in die Weltwirtschaft zu
       integrieren, einschließlich einer späteren Aufhebung bestehender
       Sanktionen. Das Land könnte zudem in die früher als G8 bekannte
       Staatengruppe zurückkehren, der viele der größten Volkswirtschaften der
       Welt angehören.
       
       ## Selenskyjs Bemühen um diplomatische Worte
       
       Am Donnerstag hatte Daniel Driscoll, Staatssekretär im
       US-Verteidigungsministerium, dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj den
       28-Punkte-Plan von Präsident Donald Trump zur Beendigung des Krieges in der
       Ukraine schriftlich mitgebracht. Nur wenige Stunden nach diesem Treffen
       wandte sich Wolodymyr Selenskyj an die Öffentlichkeit und berichtete, dass
       die amerikanische Seite ihre Vorschläge zu einer Beendigung des Krieges
       mitgebracht habe.
       
       Zentrale Message: nichts sei der Ukraine wichtiger als ein Frieden. „Seit
       den ersten Tagen des Krieges vertreten wir eine ganz einfache Position: Die
       Ukraine braucht Frieden. Und zwar echten Frieden – einen Frieden, der auch
       durch eine dritte Invasion nicht zerstört werden kann. Einen würdigen
       Frieden – dessen Bedingungen unsere Unabhängigkeit, unsere Souveränität und
       die Würde des ukrainischen Volkes respektieren“, [1][zitiert das Portal des
       ukrainischen Präsidialamtes den Präsidenten].
       
       Man habe sich darauf geeinigt, an diesen Vorschlägen weiterzuarbeiten,
       damit alles wirklich substanziell werde. Man werde keine scharfen
       öffentlichen Erklärungen abgeben. Nun würden sich die Ukraine, die
       Vereinigten Staaten sowie [2][ihre Freunde und Partner in Europa] und der
       ganzen Welt auf eine klare und ehrliche Arbeit einstellen, so Selenskyj.
       
       Gleichzeitig lobte er Amerika, dessen Stärke und Hilfe den Frieden näher
       bringen könne und dessen Unterstützung man nicht verlieren möchte. Im
       Gegensatz dazu sei bei Russland kein Interesse an einem Frieden erkennbar.
       Priorität Nummer eins sei der konstruktive und diplomatische Dialog mit
       Amerika und allen Partnern.
       
       Es waren sehr diplomatische Worte des ukrainischen Präsidenten, der
       deutlich machte, wie wichtig ihm die Beziehungen zu den USA seien – und
       gleichzeitig auch nicht verbarg, dass man an den vorgelegten Punkten wohl
       noch etwas nacharbeiten müsse.
       
       ## Wahl zwischen Würde und den USA?
       
       Am Freitag Nachmittag klang der ukrainische Präsident dann schon etwas
       weniger diplomatisch. In einer Rede an die Nation versicherte Selenskyj, er
       werde sein Land nicht „verraten“. Die Ukraine stehe vor einer „sehr
       schwierigen Entscheidung“: sie werde entweder ihre „Würde“ oder einen
       „wichtigen Partner“ verlieren, sagte Selenskyj am Freitag in einem in
       Onlinediensten veröffentlichten Video. Er kündigte an, „Alternativen“ zu
       dem von den USA vorgelegten Plan zur Beendigung des russischen
       Angriffskriegs in der Ukraine vorzustellen.
       
       „Ich werde Argumente vorbringen, ich werde überzeugen“, sagte Selenskyj
       weiter. Er erinnerte daran, wie er nach Beginn des russischen
       Angriffskriegs im Februar 2022 die ukrainische Reaktion koordiniert hatte:
       „Wir haben die Ukraine damals nicht verraten, und wir werden es auch jetzt
       nicht tun.“
       
       Wie aus Kreisen des ukrainischen Präsidialamtes bekannt wurde, telefonierte
       Selenskyj am Freitag mit US-Vizepräsident JD Vance. Inhalte des Gesprächs
       wurden zunächst nicht publik gemacht.
       
       ## Ukraine hat „unverrückbare rote Linien“
       
       Deutlich klarer äußerte sich die stellvertretende ständige Vertreterin der
       Ukraine bei den Vereinten Nationen, Khrystyna Hayovyshyn. Während einer
       Sitzung des UN-Sicherheitsrats erklärte sie, die Ukraine sei bereit,
       konstruktiv an dem Friedensplan zu arbeiten, dessen Entwurf man von den USA
       erhalten habe.
       
       „Das Streben nach Frieden war von Anfang an die Position der Ukraine seit
       dem Beginn der groß angelegten Invasion“, sagte die Diplomatin. Jede
       russische Rakete zeige indes, dass Moskau auf Eskalation statt auf Dialog
       setze. Für die Ukraine gebe es unverrückbare rote Linien.
       
       Die Ukraine werde niemals offiziell oder auf andere Weise Gebiete
       anerkennen, die vorübergehend von der Russischen Föderation besetzt sind.
       Einschränkungen des Rechtes auf Selbstverteidigung und des Rechts,
       Bündnisse zu wählen, werden nicht hingenommen. Grundprinzip jedes echten
       Friedensprozesses müsse sein: „Nichts über die Ukraine ohne die Ukraine,
       nichts über Europa ohne Europa.“
       
       Wesentlich optimistischer äußerte sich Julie D. Fisher, seit Mai dieses
       Jahres US-amerikanische Chargé d'Affaires in Kyjiw. „Wir hatten heute
       äußerst konstruktive Gespräche mit der ukrainischen Führung – alle teilen
       die Vision von US-Präsident Donald Trump hinsichtlich der Beendigung dieses
       Krieges“, zitiert das Portal strana.news die Diplomatin.
       
       ## Widersprüchliches zu ukrainischer Beteiligung
       
       Unterdessen gibt es widersprüchliche Meldungen über die Rolle von
       [3][Rustem Umerow, Ex-Verteidigungsminister] und Chef des ukrainischen
       Sicherheitsrates, beim Zustandekommen des US-amerikanischen Friedensplans.
       Umerow war am Donnerstag von einer Auslandsreise in mehrere Länder nach
       Kyjiw zurückgekehrt.
       
       In der New York Post [4][berichtet die Journalistin Caitlin Doornbos],
       hochrangige US-Beamte hätten mitgeteilt, dass Umerow bei Gesprächen mit
       US-Unterhändler Steve Witkoff in Miami „positives Feedback“ zu dem Plan
       gegeben habe. „Der Plan wurde unmittelbar nach Gesprächen mit einem der
       ranghöchsten Mitglieder der Regierung Selenskyjs, Umerow, ausgearbeitet“,
       zitiert Caitlin Doornbos den US-Beamten. „Umerow stimmte dem Großteil
       dieses Plans zu und nahm einige Änderungen daran vor, die wir einarbeiteten
       und Präsident Selenskyj vorlegten“, so der US-Beamte in dem Artikel der New
       York Post.
       
       [5][Rustem Umerov widerspricht dieser Version], er habe den Großteil der
       von den USA vorgeschlagenen Friedenspunkte mit Russland akzeptiert.
       „Während meiner Reise in die Vereinigten Staaten war meine Aufgabe rein
       technischer Natur – die Organisation von Treffen und die Vorbereitung für
       einen Dialog. Ich habe keinerlei Bewertungen abgegeben und schon gar keine
       Zustimmung zu irgendwelchen Punkten erteilt. Das liegt nicht in meinem
       Zuständigkeitsbereich und entspricht auch nicht dem vorgesehenen
       Verfahren“, erklärte Umerov auf Telegram.
       
       Medienberichte über seine angebliche ‚Zustimmungen‘ oder ‚Streichungen von
       Punkten‘ haben mit der Realität nichts zu tun, so Umerov.
       
       Mit Agenturmaterial. Aktualisiert um 18.10 Uhr.
       
       21 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.president.gov.ua/news/americi-po-silah-zrobiti-tak-shob-rosijska-nalashtovanist-na-101481
 (DIR) [2] /US-Friedensplan-fuer-Ukraine/!6131515
 (DIR) [3] /Regierungsumbildung-in-der-Ukraine/!6101423
 (DIR) [4] https://nypost.com/2025/11/20/us-news/senior-us-officials-confirm-details-of-28-point-plan-to-end-ukraine-war/
 (DIR) [5] https://en.interfax.com.ua/news/general/1122310.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Wolodymyr Selenskyj
 (DIR) Friedenspolitik
 (DIR) Waffenstillstand
 (DIR) Russland
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Wladimir Putin
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Tschernobyl-Hülle hat primäre Schutzfunktionen verloren
       
       Die Internationale Atomenergiebehörde warnt: Die Ummantelung des
       stillgelegten AKW muss nach Angriffen zeitnah saniert weden. Die USA und
       die Ukraine setzen ihre Gespräche über den Friedensplan fort.
       
 (DIR) Gespräche in Genf: USA und Ukraine einigen sich auf überarbeiteten Friedensplan
       
       Der ursprüngliche US-Plan wäre einer Kapitulation der Ukraine
       gleichgekommen. Die neue Version scheint Russland weniger Zugeständnisse zu
       machen.
       
 (DIR) Trumps „Friedensplan“: In großen Teilen schlecht, aber immerhin: ein Plan
       
       Trump legt einen 28-Punkte-Plan für den Frieden in der Ukraine vor. Jetzt
       müsste er nur noch angenommen werden. Kann er das?
       
 (DIR) US-„Friedensplan“ für die Ukraine: „Ukrainische Interessen langfristig wahren“
       
       Gemeinsam mit Macron und Starmer geht Bundeskanzler Friedrich Merz auf
       Distanz zum US-Plan für die Ukraine. Scharfe Kritik kommt aus der
       Opposition.
       
 (DIR) Ehemaliger US-Botschafter: „Dieser Plan ist zum Scheitern verurteilt“
       
       Die USA und Russland sollen einen neuen Friedensplan für die Ukraine
       ausgearbeitet haben. Für den US-Diplomaten Kurt Volker ist er die
       „Ausformulierung der russischen Position“.
       
 (DIR) Entwurf von US-„Friedensplan“: Kein Nato-Beitritt, ein kleineres Heer und Gebietsabtretungen
       
       Die USA haben einen neuen Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs vorgelegt.
       Er birgt enormes Konfliktpotenzial und fordert von Moskau keine
       Zugeständnisse.
       
 (DIR) „Friedensplan“ für die Ukraine: Das käme einer Kapitulation gleich
       
       USA und Russland verhandeln über die Ukraine. Was genau, bleibt unklar. Nur
       so viel: Moskau könnte seine Maximalforderungen durchsetzen.