# taz.de -- Metropolregion Berlin-Brandenburg: Blühende Landschaften – jedenfalls in Öl
> Beim Festakt zum 75-jährigen Bestehen der Unternehmensverbände
> Berlin-Brandenburg sehen drei prominente Redner große Chancen statt
> großer Probleme.
(IMG) Bild: Verführerisch schöne Landschaften zeigen die Monet-Bilder im Museum Barberini, in dem jetzt der Wirtschaftsverband UVB feierte
Es war ein sehr regnerischer Novembertag. Irgendwann an diesem Tag gab es
auch sicherlich wieder eine Meldung, dass irgendwo in Deutschland wieder
etwas wirtschaftlich den Bach runter gegangen sein soll. Und schräg
gegenüber im Brandenburger Landtag sitzt die AfD als größte
Oppositionspartei, in Umfragen mit zuletzt 34 Prozent weit vorne. Insofern
sind die Umstände am Montagabend nicht die besten für den
Wirtschaftsverband UVB, um im Museum Barberini in Potsdam sein 75-jährigen
Bestetehen zu feiern.
Aber es gibt ja drei Redner, die sich der Verband – das Kürzel steht
ausgeschrieben für Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg – eingeladen
hat. Und die treten auf wie Motivationskünstler oder Fußballtrainer in
einer aufrüttelnden Kabinenpredigt. Wobei das mit dem Fußball in einer
Wunde rührt: Wer an diesem Abend im Barberini ist, verpasst zumindenst die
erste Halbzeit des WM-Qualifikationsspiels gegen die Slowakei – jener, wie
sich zeigen wird, vielleicht besten seit dem legendären 7:1 gegen Brasilien
bei der WM 2014.
Aber das ist ja glücklicherweise zu Beginn des Abends noch nicht absehbar.
Die drei Redner vor der illustren Schar von Regierungsmitgliedern und
Abgeordneten aus beiden Bundesländern samt Kirchenleuten, Gewerkschaftern
sind die beiden Ministerpräsidenten Kai Wegner und Dietmar Woidke – und der
Chef eines führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts, Michael
Hüther. Hüther war auch einer jener vier Ökonomen, die im Frühjahr
entscheidenden Einfluss auf das 500 Milliarden schwere Sondervermögen des
Bundes hatten.
Qua Amt, Funktion und Reputation sind das also nicht unbedingt berufsmäßige
Dampfplauderer wie bei manchem Motivationsseminar oder einer
Promotion-Tour. Trotzdem sehen diese drei im Kern nur Chancen für die
Region und malen das auch mit Superlativ aus. Was auch für das Berliner
Umland gelten soll mit seinen malerischen brandenburgischen Seen.
## Sich bloß keine Konkurrenz machen
Der Begriff fällt nicht, aber da können einem schnell die „blühenden
Landschaften“ in den Kopf kommen, die der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl
von der CDU nach der Wiedervereinigung versprach. Das gilt umso mehr, weil
es gleich hinter den Wänden des Vortragssaals im Barbini genau solche
schönen Landschaften gibt, vorrangig in Öl und gemalt von Claude Monet und
seinen impressionistischen Zeitgenossen.
Bloß eine einzige Voraussetzung nennen alle drei Redner: Dass nämlich –
sinngemäß zusammen gefasst – Berlin und Brandenburg an einem Strang ziehen.
Was weniger bildhaft ausgedrückt konkret heißen soll: Sich auf keinen Fall
Konkurrenz machen, etwa bei Ausschreibungen und Ansiedlungen. Gemeinsam
planen und Dinge nicht teuer doppelt und parallel vorantreiben.
Der Woidke und Wegner wünschen sich zudem über Pareigrenzen hinweg mehr
Fairness von der Bundesregierung, sehen sich als Ostdeutsche nachrangig
behandelt, für die es weit weniger Infrastrukturprojekte und
Direktverbindungen vom Flughafen BER aus gebe.
Die beiden Regierungschef loben sich überhaupt über alle Maßen. Glaubt man
Wegner, so ist der SPDler Woidke bei Treffen der Ministerpräsidenten, bei
den der Berliner Regierungschef zwischen Bayern und Brandenburg sitzt, für
ihn der erholende Ausgleich zu seinem formalen Unionsparteienfreund Markus
Söder. Er freue sich immer, nach Potsdam zu kommen, ist von Wegner zu
hören, weil er dann die Chance habe, Woidke zu treffen.
Falls der dann gerade nicht da ist, der Himmel wieder grau und die
Landschaft doch nicht so blühend, kann Wegner ja auch wieder ins Museum
Barberini gehen. Die Landschaften an den Wänden dort leuchten bei jedem
Wetter und jeder Tageszeit.
18 Nov 2025
## AUTOREN
(DIR) Stefan Alberti
## TAGS
(DIR) Kai Wegner
(DIR) Dietmar Woidke
(DIR) Michael Hüther
(DIR) Kai Wegner
(DIR) Berlin Brandenburg
(DIR) Franziska Giffey
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Gemeinsame Kabinettssitzung in Potsdam: Kai Wegner will die Berliner direkt befragen können
Der Regierungschef wirbt für einen schnell ansetzbaren Volksentscheid. In
Hamburg kann das Parlament schon seit 2015 so etwas auf den Weg bringen.
(DIR) Berlin trifft Brandenburg: Knapp an Fusion vorbei
Der CDU-geführte Senat tagt mit der SPD-geführten Regierung Brandenburgs.
Laut Ministerpräsident Woidke ist die Zusammenarbeit „so eng wie nie
zuvor“.
(DIR) Franziska Giffey auf erster Dienstreise: Nicht nur Sanssouci
Giffey besucht in Potsdam Ministerpräsidentenkollegen Dietmar Woidke. Die
Zusammenarbeit beider Bundesländer soll enger werden – auch ohne Fusion.