# taz.de -- 350 km/h für Hochgeschwindigkeitszüge: Spanien hat den Schnellsten in Europa
       
       > Der AVE soll künftig von Madrid nach Barcelona und Sevilla mehr Gas
       > geben. Das dürfte den Flugverkehr weiter dezimieren. Kritik am „elitären
       > Zug“.
       
 (IMG) Bild: Fast so schnell wie in China: Hochgeschwindigkeitszug in Madrid
       
       Spanien wird schneller. Verkehrsminister Óscar Puente hat einen Plan für
       die Modernisierung des Hochgeschwindigkeitsnetzes der Bahn angekündigt.
       Künftig sollen die AVE-Züge mit bis zu 350 Kilometern pro Stunde unterwegs
       sein. Das wird die Reisezeit zwischen [1][Madrid] und Barcelona (gut 600
       Kilometer) oder Madrid und Sevilla (über 500 Kilometer) auf unter zwei
       Stunden drücken.
       
       Das wäre europaweit Spitze. 350 Stundenkilometer wird weltweit bisher nur
       in China gefahren. In weiten Teilen Europas, so auch in Deutschland, ist
       bisher bei 300 km/h Schluss, in Frankreich sind es 320 km/h. Möglich werden
       die geplanten 350 Stundenkilometer durch die Umrüstung der Strecken mit
       aerodynamischen Schwellen. „Das ermöglicht eine um 12 Prozent höhere
       Geschwindigkeit bei gleicher aerodynamischer Belastung“, erklärt Minister
       Puente. Die Züge würden dadurch nicht mehr Energie verbrauchen. Da die
       Kapazitäten auf den Verbindungen ausgelastet sind, hätte man entweder nur
       neue Strecken bauen können – oder aber durch schnellere Züge die Belegung
       der Trassen erhöhen können, erläuterte der Minister.
       
       Spanien hat mit rund 4.000 Kilometern nach China mittlerweile das
       zweitlängste Hochgeschwindigkeitsnetz weltweit. Als erste Strecke soll
       Madrid–Barcelona umgebaut werden. Sie wurde vor genau 15 Jahren eingeweiht.
       Bislang dauert die Fahrt zwischen den wichtigsten Metropolen des Landes
       zweieinhalb Stunden. In drei Jahren soll der Umbau fertig sein.
       
       Den Hochgeschwindigkeitszug Madrid–Barcelona nutzen jährlich 15 Millionen
       Reisende. Bevor die Strecke gebaut wurde, war es üblich, die sogenannte
       Luftbrücke zu nutzen: eine Flugverbindung von Iberia, die zu Stoßzeiten im
       Stundentakt beide Städte verband. Heute nutzen nur noch 15 Prozent der
       Reisenden den Flieger.
       
       ## Neuer Bahnhof außerhalb Madrids
       
       Außerdem sollen Züge, die aus dem Süden kommen, einen neuen Bahnhof
       außerhalb Madrids in Parla erhalten, damit sie nicht in die Metropole
       müssen, wenn dies nicht unbedingt notwendig ist. Dieser wird auch als
       Umsteigebahnhof dienen, um die beiden innerstädtischen Bahnhöfe Atocha und
       Chamartín zu entlasten. Eine Reise vom einen Ende Spaniens zum anderen wäre
       dann in rund vier Stunden machbar. Das Hochgeschwindigkeitsnetz ist – wie
       ein Großteil der Fernstraßen auch – in Spanien radial. Das heißt, es geht
       von überall her nach Madrid und von dort weiter – nicht immer der kürzeste
       Weg.
       
       Die Preise für die Tickets sind im Land im Vergleich zum restlichen Europa
       [2][erschwinglich]. Dennoch führt das Konzept, das die spanische Bahn
       [3][Renfe] und das Transportministerium in den letzten Jahrzehnten
       verfolgen, immer wieder zu Debatten.
       
       Der Plan stößt, kaum bekanntgegeben, auf Kritik bei Verbraucherverbänden
       und Umweltbewegung. „Es ist wie immer. Für einen elitären Zug werden
       Milliardenbeträge ausgegeben, während gleichzeitig der Rest des Bahnnetzes
       vernachlässigt wird“, erklärt der Sprecher von Ecologistas en Acción, Paco
       Segura. Er verweist auf die Nahverkehrs- und auf die veralteten
       Regionalzüge, die immer schlechter funktionierten. „Es fehlt an Geld für
       Instandhaltung, Modernisierung und Ausbau dieser Strecken“, beschwert sich
       Segura.
       
       Während das Hochgeschwindigkeitsnetz immer weiter ausgebaut wird, wurden in
       Spanien viele nicht zentrale Strecken geschlossen. Der betroffenen
       Bevölkerung stehen nur noch Fernbusse zur Verfügung. Insgesamt wurden in
       Spanien seit der Eröffnung der Strecke Madrid-Sevilla 1992 70 Milliarden
       Euro in Hochgeschwindigkeit investiert.
       
       Mit diesem Betrag hätte mit herkömmlicher Technik und Geschwindigkeiten um
       die 200 km/h wesentlich größere Teile des Landes mit Zügen versorgt werden
       können. Der von Puentes vorgestellte Plan sieht Investitionen von insgesamt
       60 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren vor. Neben dem
       Hochgeschwindigkeitsnetz sollen auch Flughäfen und Autobahnen profitieren.
       „Es werden Milliarden und Milliarden aus dem Fenster geworfen, mit dem
       Versprechen ein paar Minuten zu gewinnen“, resümiert Segura.
       
       18 Nov 2025
       
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