# taz.de -- Krieg in Sudan: Berge von Leichen
       
       > Wie viele Menschen dem Massaker in Darfur zum Opfer gefallen sind, ist
       > unklar. Dringend benötigte Hilfsgüter erreichen die Überlebenden nicht.
       
 (IMG) Bild: Familien aus El Fasher in einem Flüchtlingslager in Taliwa, Darfur, am 31. Oktober 2025
       
       „Das muss aufhören“, donnerte US-Außenminister Marco Rubio am Donnerstag
       zum Ende des G7-Außenministertreffens in Kanada und meinte damit die
       Gräueltaten der sudanesischen, paramilitärischen Miliz RSF (Schnelle
       Eingreiftruppe) in der von ihr eroberten Region Darfur. „Sie begehen Akte
       sexueller Gewalt und entsetzliche Gräueltaten gegen Frauen, Kinder,
       unschuldige Zivilisten der grausamsten Art“, so Rubio.
       
       [1][Ende Oktober hatte die RSF nach langer Belagerung die größte Stadt in
       Darfur, El Fasher, gestürmt und dort grausame Massaker begangen]. Laut
       Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) hatten sich rund eine
       Viertelmillion Menschen in der belagerten Stadt aufgehalten.
       
       Bis heute ist nicht klar, wie viele sich retten konnten und wie viele dem
       Angriff zum Opfer fielen. Die RSF hatte vor dem Sturm einen gewaltigen
       Erdwall rund um die Stadt ausgehoben, der die Bevölkerung an der Flucht
       hinderte. Satellitenbilder lassen darauf schließen, dass dort in den
       vergangenen Tagen Leichenberge aufgehäuft und verbrannt wurden.
       
       [2][Gestoppt werden soll auch die internationale Unterstützung, die die RSF
       erhält], betont Rubio: „Wir wissen, wer sie sind“, so der US-Außenminister.
       Die US-Administration werde sich dieses Problems annehmen, kündigte er an,
       ohne Namen zu nennen. Gemeint sind damit wohl auch die Vereinigten
       Arabischen Emiraten, die von regionalen Experten und US-Senatoren jüngst
       bezichtigt wurden, Waffen und andere kriegsrelevante Hochtechnologie an die
       RSF zu liefern.
       
       ## Moderne Kampfdrohnen
       
       Gemeint sind damit vor allem die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die
       nicht nur einfache Waffen, sondern auch moderne Kampfdrohnen und
       kriegsrelevante Hochtechnologien an die RSF-Miliz liefern. Beim Sturm El
       Fashers hatte die RSF Geräte eingesetzt, die die Satellitentelefone der in
       der Stadt stationierten Soldaten der Armee (SAF) störten.
       
       US-Senatoren fordern gar, die RSF als internationale Terrororganisation zu
       listen, wodurch sämtliche Unterstützung an die RSF weltweit geahndet werden
       könnte. Sudans Außenminister Muhi al-Din Salem begrüßt den Vorstoß aus
       Washington: Die RSF direkt anzuklagen und die Möglichkeit in Betracht zu
       ziehen, sie als Terrororganisation einzustufen, so Salem, „ebnet den Weg
       für eine Korrektur der Sichtweise der internationalen Gemeinschaft auf die
       Geschehnisse im Sudan“.
       
       Internationalen Hilfswerke bemühen sich derzeit, den Überlebenden aus El
       Fasher die dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen. Täglich treffen
       rund 300 Überlebende in dem 70 Kilometer entfernten Vertriebenenlager
       Tawila ein, die meisten sind Frauen und Kinder, melden dortige Hilfswerke.
       
       Doch das Lager platzt mit mehr als 650.000 Menschen aus allen Nähten. Es
       gibt nicht genügend Zelte, Decken oder Lebensmittel, so die Internationale
       Organisation für Migration (IOM). „Trotz des steigenden Bedarfs stehen die
       humanitären Hilfseinsätze kurz vor dem Zusammenbruch“, klagt IOM-Chefin Amy
       Pope.
       
       ## Ein Zeichen setzen
       
       „Die Lager sind nahezu leer, Hilfskonvois sind erheblichen
       Sicherheitsrisiken ausgesetzt, und anhaltende Zugangsbeschränkungen
       verhindern weiterhin die Lieferung ausreichender Hilfsgüter.“ IOM
       appelliert dringend an die internationale Gemeinschaft, die Finanzierung zu
       erhöhen, „um eine noch größere Katastrophe abzuwenden“, so Pope. Die Lage
       im Sudan mit insgesamt mehr als 12 Millionen Vertriebenen bezeichnet IOM
       als die „größte Vertreibungskrise weltweit“.
       
       Unterdessen versucht Tom Fletcher, Chef des UN-Koordinierungsbüros für
       Humanitäre Hilfe (OCHA), ein Zeichen zu setzen. Er ist derzeit selbst auf
       dem Weg nach El Fasher. [3][Aus dem Nachbarland Tschad kommend, reist er
       mit einem UN-Auto-Konvoi durch das Bürgerkriegsgebiet in Darfur und
       dokumentiert dabei öffentlich die beschwerliche Reise auf der
       Onlineplattform X].
       
       „Das ist ein brutaler und unmenschlicher Krieg“, betont er in einem der
       Videos. „Es muss uns erlaubt werden, unsere Hilfsgüter zu den Überlebenden
       zu bringen“, so Fletcher. Vor seiner Abreise war er in Sudans Hafenstadt
       Port Sudan, wo die sudanesische Regierung unter General Abdel Fattah Burhan
       zeitweilig ihren Sitz hat, da die Hauptstadt Khartum zerstört wurde. Und
       auch mit der RSF-Führung habe er gesprochen, so Fletcher: „Damit wir
       ausnahmslosen Zugang erhalten.“
       
       ## Im Fadenkreuz
       
       Am Freitag war in Genf der UN-Menschenrechtsrat zu einer Sondersitzung zu
       Sudan zusammengekommen. Es wurde beschlossen, Ermittlerteams nach Darfur zu
       entsenden, um die Gräueltaten in el Fasher und anderenorts zu untersuchen.
       
       Unterdessen verlagert sich die Front in Richtung der Region Kordofan.
       RSF-Fahrzeuge werden derzeit rund um die Stadt El Obeid, Hauptstadt der
       Provinz Nord-Kordofan, zusammengezogen. Diese liegt quasi auf halber
       Strecke zwischen dem RSF-Hauptquartier in Nyala in Darfur und der
       Hauptstadt Khartum.
       
       Auch die Stadt Babanusa in West-Kordofan gerät nun ins Fadenkreuz. Laut
       Videos im RSF-eigenen Telegram-Kanal sei die Stadt, in welcher Soldaten der
       Sudanesischen Armee (SAF) stationiert sind, bereits umzingelt und werde nun
       belagert, ähnlich wie zuvor El Fasher. Offenbar nutzt die RSF den von
       Washington ausgerufenen Waffenstillstand, um sich neu zu organisieren.
       
       Hinweis: Der Text wurde mit fortlaufendem Wissensstand aktualisiert.
       
       14 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Blutiger-Buergerkrieg-in-Sudan/!6129390
 (DIR) [2] /Massaker-an-Zivilisten-in-Darfur/!6123438
 (DIR) [3] https://x.com/UNReliefChief/status/1989037048582566331
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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