# taz.de -- Smartphones an Schulen: Deutliche Empfehlung, aber kein Verbot
> Hamburg und Niedersachsen legen Muster-Regelungen für Handys an Schulen
> vor, Regeln sollen die Schulen selbst erlassen. Eltern dauert das zu
> lang.
(IMG) Bild: Soll für Grundschüler künftig verboten sein: Handy im Unterricht
Für Grundschulen ist die Empfehlung eindeutig: Dort haben [1][private
Handys der Kinder] nichts zu suchen, finden Hamburgs Schulsenatorin Ksenja
Bekeris (SPD) und ihre niedersächsische Amtskollegin Julia Hamburg (Grüne).
An weiterführenden Schulen sieht das ab Klasse 7 schon anders aus. Hier
könnten die Schulen „endgerätefreie Zeiten und Zonen“ festlegen. Statt
starrer Verbote seien „differenzierte Empfehlungen“ besser, so die
Botschaft der beiden Politikerinnen, die am Donnerstag [2][in Hannover
gemeinsam vor die Presse] traten.
Die Handynutzung an Schulen ist ein [3][bundesweit umstrittenes Thema]. Zum
Schuljahrbeginn zeichnete sich ab, dass mit Bremen, Hessen, Thüringen,
Brandenburg und dem Saarland gleich fünf Bundesländer strenge Handyregeln
einführten. Dort dürfen private Smartphones auf dem Schulgelände nicht mehr
genutzt werden. [4][In Bremen] und Hessen gilt dieses Verbot auch für die
weiterführenden Schulen, ausgenommen sind die Oberstufen.
In Hamburg hätten sich schon 85 Prozent der Schulen „auf den Weg gemacht“
und selbst Handyregeln entwickelt, hielt Bekeris dem nun entgegen. Man
wolle den Schulen nicht ihre Konzepte kaputtmachen, sondern sie mit „klaren
Leitplanken“ unterstützen, die rechtssicher und pädagogisch fundiert sind.
„Pauschale Verbote sind hingegen nicht zielführend“, sagte Bekeris. „Sie
verfehlen die gewünschte Wirkung“.
## Viele nutzen Handys trotz Verbot
Mit den nach Alter differenzierten Empfehlungen gebe man den Schulen
„praxisnahe Werkzeuge in die Hand“, ergänzte Hamburg. Diese sollen die
Regeln selbst entwickeln und dann in ihrer Haus- oder Schulordnung
verankern. Dies soll innerhalb eines Jahres geschehen. Schulen, die bereits
Regeln haben, sollen diese „reflektieren“, sagte Bekeris. Sie höre von
Schulen, die das Handy aus allen Klassenstufen verbannen, sehr Positives:
„Es gibt ein größeres soziales Miteinander. Es wird wieder Tischtennis
gespielt und Skat.“
Die Handreichung verweist indes auch auf eine OECD-Studie. [5][Demnach
nutzen rund 29 Prozent der Schüler ihre Handys trotz Verbots weiter] und 43
Prozent fühlen sich ohne ihr Gerät unwohl. Ein generelles Verbot sei wegen
Grundrechten wie dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung „rechtlich
kaum haltbar“, heißt es dort. Die Nutzung sei jedoch einschränkbar, „etwa
durch schulinterne Regelungen“.
Auch dieses 40-seitige Papier verweist jedoch auf die Risiken der
übermäßigen Nutzung. Kinder im Grundschulalter benötigten vor allem analoge
Erfahrungen, Bewegung und direkte Kommunikation. Man habe immer mehr mit
Entwicklungsstörungen zu tun, warnt die Göttinger Kinderärztin Tanja
Brummert, die als Expertin an den Empfehlungen mitwirkte. „Das hängt
deutlich mit dem Medienkonsum zusammen.“
Im Grundschulbereich wird in Hamburg und Niedersachsen denn auch fortan die
Nutzung privater mobiler Endgeräte „ausdrücklich nicht empfohlen“. Für die
auch in den unteren Klassenstufen notwendige Auseinandersetzung mit der
digitalen Lebenswelt sollten schuleigene Medien verwendet werden.
## Festlegungen für den Schulhof
Für die Klassen 5 und 6 wird diese strenge Haltung ebenfalls empfohlen. Ab
Klasse 7 ändert sich das. Hier soll die private Nutzung im Unterricht
weiterhin untersagt bleiben. Zudem empfiehlt das Papier die Festlegung von
„Zeiten und Zonen“ für die Nutzung auf dem Schulhof, etwa in markierten
Bereichen. In der Oberstufe sollen dann private Smartphones im Unterricht
erlaubt sein.
Die [6][Initiative „Smarter Start ab 14“], in der sich Tausende Eltern
vernetzt haben, die ihren Kindern vor dem 14. Geburtstag kein Smartphone
geben wollen, ist etwas skeptisch. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass man die
Schulen nun in der Frage unterstützt, wie man mit den privaten digitalen
Endgeräten umgehen soll“, sagt Sprecher Tobias Winbrake. „Allerdings ist
die Smartphone-Nutzung an Schulen für uns primär ein Gesundheitsthema, kein
Bildungsthema.“ Insofern habe man sich gewünscht, dass ein verbindlicher
Schutz für die Schüler möglichst schnell und einheitlich eingeführt wird,
so wie es in Hessen geschehen ist, sagt er.
Die Motivation hinter dem „partizipativen Ansatz“ sei verständlich, sagt
Windbrake. Er habe jedoch den Nachteil, dass ein weiteres Jahr verstreicht,
bevor jede Schule eine individuelle Regelung auf den Weg bringt. Die
Erfahrung zeige auch, dass das Papier einer Hausordnung geduldig sei,
„während die Anziehungskraft der Smartphones unglaublich groß ist – bis hin
zur Sucht“. Die einzige verlässliche Methode, um die private Nutzung zu
minimieren, sei das „Away for the day“-Konzept. Dabei werden die Geräte
während des Schultages in Handygaragen oder verschließbaren Handytaschen
verwahrt.
13 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Zocken-unter-der-Schulbank/!6056784
(DIR) [2] https://www.mk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/kultusministerin-hamburg-und-bildungssenatorin-bekeris-prasentieren-regeln-zur-handynutzung-an-schulen-246455.html
(DIR) [3] /Smartphone-Verbote-an-Schulen/!6106438
(DIR) [4] /Bremen-erlaesst-Handyverbot-an-Schulen/!6087188
(DIR) [5] https://www.oecd.org/content/dam/oecd/en/publications/reports/2024/05/students-digital-devices-and-success_621829ff/9e4c0624-en.pdf
(DIR) [6] https://www.smartphonefreieschulen.org/
## AUTOREN
(DIR) Kaija Kutter
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