# taz.de -- taz lage: Cheesecake-Tage sind gute Tage
> Wenn die Weltlage schlecht ist, rettet die taz eine Nachspeise. Eine
> kurze Hommage an cremigen Kuchen.
(IMG) Bild: So sieht er aus, der Kraftriegel der textproduzierenden Klasse
Linke und Kulinarik – das ist keine gute Mischung. Den eher Traditionellen
gilt feines Essen als abgehoben, die Moderneren verzichten vor allem, auf
Fleisch, Kuhmilch oder weit geflogene Tropenfrüchte. Auch die linke
Geschichte strotzt nicht gerade vor Feinschmeckern: Fidel Castro soll nach
dem Essen bis zu 20 Kugeln Eiscreme vertragen haben, Lenin speiste
spärlich. Gerhard Schröder tat zwar nur so, als sei er links, konnte aber
trotzdem Powersätze formulieren: „Currywurst mit Pommes ist einer der
Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“,
sagte er einmal, zur großen Erheiterung der Presse.
Currywurst und Pommes gibt’s gelegentlich auch in der taz Kantine, mit Tier
und ohne. Der wahre Kraftriegel jeder Facharbeiterin und jedes
Facharbeiters ist hier aber ein Dessert. Taucht sein dreigliedriger Name
auf der Speisekarte auf, geht ein leises Summen durchs Haus, das an
Deutlichkeit zunimmt, wenn er dann serviert wird: Mhhh. Aaah. Oooh.
Es ist der unangefochtene Dessert-Champion, ein echter Tagversüßer und
Meisterstück unserer kulinarischen Fachkräfte: der New York Cheesecake. Ein
bissfester Biscuitboden stemmt eine cremige, aber stichfeste Kuchenmasse,
auf der eine fruchtige Soße thront. Er ist süß, aber nicht unerhört süß.
Für ein linkes Medienhaus ist es geradezu obszön, wie gut er schmeckt.
In Kreuzberg könnte die Erde beben, der Kanzler die taz verbieten, die AfD
die absolute Mehrheit erringen – ein Nachtisch reicht, um die Nerven im
Haus zu beruhigen. Cheesecake-Tage sind gute Tage, zumindest in der taz.
Dafür reicht es nicht, sich zu bedanken – das muss man beschreiben.
12 Nov 2025
## AUTOREN
(DIR) Konstantin Nowotny
## TAGS
(DIR) Lebensmittel
(DIR) Gerhard Schröder
(DIR) Lenin
(DIR) wochentaz
(DIR) Schwerpunkt Stadtland
(DIR) Trend
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Der Mörser und ich: Ganz wunderbar zermürbend
Klack, krtsch, klack, krtsch – minutenlang. Mörsern ist anstrengend, aber
lohnt sich. Eine Ode an den vielleicht meditativsten Küchenhelfer.
(DIR) Party in der taz: Die Druckerschwärze runter schwitzen
Exzesse, Tränen und digitale Anwandlungen: Wie es auf der großen taz party
zur „Seitenwende“ wirklich war, lesen Sie hier.
(DIR) Die Wahrheit: Igittissima Italia!
Zerknickt, bespritzt und ausgeschwemmt: Ein neuer Trend höchst weich
gekochter Pasta schwappt um die weite, weite Welt.