# taz.de -- Kopfgelder im Darknet ausgesetzt: Festnahme wegen Mordaufrufen gegen Politiker
> Ein Dortmunder soll im Darknet zu Spenden für Politikermorde aufgerufen
> haben. Er fiel schon bei Coronaprotesten auf. Nun wurde er festgenommen.
(IMG) Bild: Die Bundesanwaltschaft zog den Fall an sich: Sie ließ Martin S. am Montagabend festnehmen
Mit Spezialkräften wurde Martin S. am Montagabend in Dortmund festgenommen,
im Auftrag der [1][Bundesanwaltschaft]. Der Vorwurf: Der 49-Jährige soll
auf einer von ihm betriebenen Darknetplattform namens „Assassination
Politics“ Gelder für Mordanschläge auf Politiker*innen gesammelt haben –
darunter die früheren Regierungschef*innen Angela Merkel (CDU) und Olaf
Scholz (SPD).
Der Vorwurf gegen den deutsch-polnischen Softwareentwickler lautet auf
Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, des
gefährdenden Verbreitens personenbezogener Daten und
Terrorismusfinanzierung. Seit Juni waren Martin S. und die anonym
betriebene Plattform im Visier der Sicherheitsbehörden, zuerst offenbar vom
Bundesamt für Verfassungsschutz. In der Folge gelang die Identifizierung
des Dortmunders.
Auf der Plattform soll S. zu Anschlägen auf führende Politiker*innen und
Prominente aufgerufen haben, teils auch mit Angabe privater Daten. Nach
taz-Informationen waren dort mehr als 20 Personen aufgelistet, von denen
etliche offenbar wegen ihrer Rolle in der Coronapolitik ausgewählt wurden.
Gesammelt werden sollten dazu Spenden in einer Kryptowährung, die als
„Kopfgeld“ für die Tötung der Personen ausgelobt werden sollten.
Ob tatsächlich Gelder flossen, wird derzeit noch ermittelt. Die
Bundesanwaltschaft hielt aber allein schon die Aufrufe für so
schwerwiegend, dass sie den Fall übernahm. Zudem sollen auf der Plattform
auch Bau-Anleitungen für Sprengsätze veröffentlicht gewesen sein.
## Schon bei Coronaprotesten auffällig
Nach taz-Informationen fiel Martin S. bereits 2019 öffentlich auf, als er
in Dortmund bei einer Veranstaltung vom DGB und attac zur Nahostpolitik als
Zuhörer ans Mikro trat und erklärte, er sei Antisemit. Damalige
Teilnehmende bestätigten dies der taz. Ab 2020 soll Martin S. dann bei
[2][Coronaprotesten] aufgetaucht sein, auch mit Straftaten. Auch
Veranstaltungen der rechtsextremen Partei „Die Heimat“, [3][einst NPD],
soll er besucht haben. Ein lokaler Parteivertreter bestritt gegenüber der
taz, dass Martin S. eine Verbindung zur Partei hatte oder dort Mitglied
war.
Ein Foto zeigt S. indes bei einem Szeneaufmarsch 2021 in Dortmund in
Gedenken an die verstorbene [4][Neonazigröße Siegfried Borchardt, alias "SS
Siggi"]. Auf einem anderen Bild ist er im Februar 2022 bei einem
rechtsextremen Aufzug in Dresden zu sehen. In Online-Postings wetterte
Martin S. gegen die Coronapolitik oder gegen die Grünen.
In Dortmund lebte Martin S. zuletzt mit seiner Frau und Kindern in der
Nordstadt. Am Wohnhaus waren am Dienstag noch Spuren vom Polizeieinsatz
rund um die Festnahme zu sehen: Fenster waren kaputt, eine Tür neu
eingesetzt. In seiner Nachbarschaft hieß es, dass S. seit 2018 dort wohnte,
zuvor soll er in Braunschweig gelebt haben. "Der war immer schon etwas
komisch", sagte eine Frau der taz. Sie habe auch den Eindruck gehabt, dass
er ausländerfeindlich gewesen sei. Noch am Dienstag wurde Martin S. einem
Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl gegen ihn in Vollzug setzte.
Vorbild für die Plattform könnte ein Essay des US-amerikanischen
Crypto-Anarchisten James Bell sein, der Mitte der neunziger Jahre in einem
Essay die Idee von Politikermorden postulierte, die anonym im Internet
gesponsert würden. Bell musste deshalb und wegen anderer Straftaten später
eine Haftstrafe verbüßen.
11 Nov 2025
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