# taz.de -- Staatsstreich in Guinea-Bissau: Ein Putsch mit Fragezeichen
       
       > Ein Putsch ist in Afrika keine Seltenheit, aber ob es in Guinea-Bissau
       > einer war, ist zweifelhaft. Er sieht sehr nach „Operation Machterhalt“
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Der Übergangspräsident von Guinea-Bissau: General der Armee Horta N'Tam, am 27. November 2025
       
       [1][Putsche in Westafrika sind schon Routine]. Nun erwischt es also
       Guinea-Bissau, und doch fällt der Staatsstreich an der tropischen
       Atlantikküste aus dem Rahmen. In einem klassischen Putsch gibt nicht der
       weggeputschte Machthaber als erstes seinen Sturz bekannt und wird auch
       nicht durch seinen eigenen treuen Stabschef ersetzt. Dieser Staatsstreich
       riecht nach einer Operation Machterhalt.
       
       Denn am vergangenen Sonntag fanden Wahlen in Guinea-Bissau statt, und an
       diesem Donnerstag hätten die Ergebnisse verkündet werden sollen. Es sah
       nach einer Wahlniederlage für [2][Präsident Embaló] aus. Überträgt der
       Brigadegeneral der Reserve nun lieber seinen Freunden in Uniform die Macht,
       damit nicht die Opposition um die ehemalige Staatspartei PAIGC in den
       Genuss eines Wahlsieges kommt?
       
       Man wird es wohl nie erfahren, denn die Wahlergebnisse sind ausgesetzt.
       Aber der neue Übergangspräsident General Horta N'Tam ist der bisherige
       Stabschef des Präsidenten und krumme Methoden wären Embaló nicht fremd. Als
       die Opposition 2023 Parlamentswahlen gewann, löste er das frischgewählte
       Parlament einfach ersatzlos auf. Seine Amtszeit ist schon lange abgelaufen,
       aber das kümmerte die Generäle nicht – erst der drohende Machtwechsel an
       der Wahlurne ließ sie aktiv werden.
       
       Guinea-Bissau hat eine besondere Stellung in Westafrika. Die kleine,
       ehemals portugiesische Kolonie musste vor fünfzig Jahren als einziges Land
       der Region seine Freiheit mit der Waffe erkämpfen. Die sozialistische
       Einparteienherrschaft der einstigen Befreiungsbewegung PAIGC ist längst
       Geschichte, aber an ihre Stelle ist bloß ein „failed state“ getreten, in
       dem der Staat zur Beute der Generäle geworden ist.
       
       Sie überlassen das Land entweder der Drogenmafia als Transitstation für den
       Kokainschmuggel zwischen Südamerika und Europa oder greifen internationale
       Hilfe zum Kampf gegen den Drogenschmuggel ab, gerne auch beides parallel
       oder abwechselnd. Das funktioniert am besten, solange alle Macht aus den
       Gewehrläufen kommt, nicht vom Volk. Kein Wunder, dass die Generäle in
       Wahlen eine Gefahr sehen.
       
       27 Nov 2025
       
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