# taz.de -- Umsturz in Guinea-Bissau: Militär verkündet neuen Staatschef in Guinea-Bissau
       
       > Nach der Machtübernahme wird im Fernsehen General Horta N’Tam als
       > Übergangspräsident vereidigt. Doch viele Fragen bleiben offen.
       
 (IMG) Bild: Ist neuer Präsident von Guinea-Bissau: General Horta N'Tam (Mitte)
       
       Guinea-Bissau hat einen neuen Staatschef. Doch statt Präsident Umaro
       Sissoco Embaló oder ein der anderen elf Kandidaten ist es ein Militär:
       General Horta N’Tam. Er wurde am Donnerstagmittag von einer Gruppe von
       Generälen in der Hauptstadt Bissau ins Amt des Übergangspräsidenten für ein
       Jahr eingeführt. Nur 24 Stunden zuvor hatte Brigadegeneral Denis N’Canha
       überraschend im staatlichen Fernsehen erklärt, dass eine Gruppe von
       Offizieren, die sich selbst „Oberstes Militärkommando zur Wiederherstellung
       der Ordnung“ nennt, die vollständige Kontrolle über das Land übernommen
       habe.
       
       Am Sonntag hatten die Bürger*innen des westafrikanischen Landes noch bei
       Präsidentschafts- und Parlamentswahlen über die politische Zukunft
       abgestimmt, am Mittwoch setzte das Militär dem ohnehin schon fragilen
       politischen Prozess ein abruptes Ende. Es scheint ein Staatsstreich im
       Gange zu sein, doch die Lage ist verwirrend.
       
       Laut Berichten von Jeune Afrique hatte Präsident Embaló Journalisten der
       französischen Zeitung telefonisch mitgeteilt, er sei verhaftet worden. Auch
       waren am Mittwochmittag Schüsse in der Nähe des Präsidentenpalasts zu hören
       gewesen.
       
       In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag veröffentlicht Oppositionskandidat
       Fernando Dias da Costa dann aber ein Video, in dem er behauptet, Präsident
       Embaló habe den Staatsstreich inszeniert, weil er gewusst habe, dass er die
       Wahl verlieren würde. Beide Politiker hatten den Wahlsieg bereits für sich
       reklamiert. Embaló, so Fernando Dias weiter, habe zudem versucht, ihn
       verhaften zu lassen, weil er die Niederlage nicht habe ertragen können.
       
       ## Bislang keine Stellungnahme des Militärs
       
       Es sind Aussagen, die sich derzeit nicht unabhängig verifizieren lassen,
       die aber das ohnehin chaotische Bild weiter vernebeln. Das Militär hat
       bislang jedenfalls weder zu den Aussagen Dias noch zu dem Telefonanruf
       Embalós Stellung bezogen.
       
       Die Wahlbeobachtungsmissionen der Afrikanischen Union, der
       westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas und des Westafrikanischen
       Ältestenforums kritisierten [1][den „offensichtlichen Versuch, den
       demokratischen Prozess und die bisher erzielten Erfolge zu stören]“.
       
       Umringt von bewaffneten Soldaten hatte Denis N’Canha am Mittwoch nämlich
       die Aussetzung des Wahlprozesses, Grenzschließung, Ausgangssperre und
       Verbot von Medienberichten verkündet. Auch wurden mehrere hochrangige
       Beamte verhaftet. Das sei notwendig, weil es Versuche gegeben habe, die
       Wahlergebnisse zu manipulieren, so N´Canha. General Horta N’Tam soll nun
       für ein Jahr das Land regieren.
       
       ## Politisch fragiler Staat
       
       Guinea-Bissau gilt seit Jahrzehnten als politisch fragil. Seit seiner
       Unabhängigkeit 1975 gab es vier erfolgreiche Staatsstreiche und
       [2][zahlreiche Putschversuche]. Einen ordnungsgemäßen Machtwechsel hat es
       bisher noch nie gegeben. Auch die letzten Präsidentschaftswahlen 2019
       endeten mit [3][einer monatelangen Pattsituation], weil sowohl Umaro
       Sissoco Embaló als auch sein Herausforderer Domingos Simões Pereira den
       Sieg für sich beansprucht hatten.
       
       Auch die Wahlen in diesem Jahr hatten in einem angespannten Klima
       stattgefunden. Pereiras Partei, eine der wichtigsten Oppositionsparteien
       des Landes, war von den Wahlen ausgeschlossen worden. Ein Beschluss, der
       als politisch motiviert gewertet wurde, um die Opposition kleinzuhalten.
       
       27 Nov 2025
       
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 (DIR) [2] /Nach-Schusswechseln-in-Guinea-Bissau/!5829712
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 (DIR) Helena Kreiensiek
       
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