# taz.de -- USA umwerben Zentralasien: Trump punktet mit seiner „Mineral-Diplomatie“ gegen China
       
       > Donald Trump hat die fünf Staatschefs Zentralasiens zum Abendessen
       > geladen. Er will an die Rohstoffe der Länder, die China und Russland nahe
       > stehen.
       
 (IMG) Bild: Trump trifft sich mit zentralasiatischen Staatschefs im Weißen Haus in Washington, D.C., am 7. Oktober 2025
       
       Bei einem ersten Abendessen für die Staatschefs der fünf zentralasiatischen
       früheren Sowjetrepubliken im Weißen Haus hat US-Präsident Donald Trump
       gegen Erzrivalen China gepunktet. Bisher waren die oft als „die Stans“
       genannten Länder wegen ihrer Binnenlage politisch und wirtschaftlich
       zwischen China und Russland eingeklemmt.
       
       Jetzt wollen sie künftig viel intensiver mit Amerika kooperieren und sich
       aus ihrer Umklammerung befreien. Für Trump geht es dabei wieder einmal um
       zwei Dinge: Rohstoffe und China.
       
       Nachdem Trump zuvor schon die Ukraine in ein Abkommen mit den USA über
       seine Seltenen Erden gedrängt hatte, wurde am Rande des Treffens in
       Washington der Milliarden-Einstieg eines US-Konzerns bei einem der
       wichtigsten Wolfram-Produzenten der Welt – in Kasachstan – bekannt.
       
       Auch weitere Rohstoffabkommen wurden nach Angaben mehrerer beteiligter
       Regierungen beraten. Die Staatschefs Kasachstans, Kirgistans,
       Tadschikistans, Turkmenistans und Usbekistans vereinbarten mit Trump
       regelmäßige Treffen im C5+1 genannten Format.
       
       ## Von Russland distanzieren? Nicht mehr nötig
       
       Dabei geht es vor allem um die großen Reserven der Region an Seltenen Erden
       – 17 Elemente, die in Windturbinen, Elektroautos, Smartphones und
       Kampfjet-Triebwerken verwendet werden – und die riesigen Vorkommen an Uran,
       Kupfer, Gold und andere strategische Mineralien, sowie das zweitgrößte
       Gasfeld der Welt.
       
       Seit China seine Ausfuhren von Seltenen Erden in die USA und nach Europa
       gekürzt hat, schließt Trump ein Rohstoffabkommen nach dem anderen. Die
       „Stans“ sind wegen ihrer geografischen Lage und der autoritären
       Staatsführungen bisher von China und Russland umklammert.
       
       Mit Trump hat sich das verändert: „Geschäftsinteressen können genutzt
       werden, um die Aufmerksamkeit Washingtons auf sich zu ziehen, und es
       besteht keine Notwendigkeit mehr, sich demonstrativ von Russland zu
       distanzieren oder sich für demokratische Reformen einzusetzen.“ Das meint
       Temur Umarow von der amerikanischen Carnegie Stiftung.
       
       Die zunehmend autokratisch herrschenden Staatschefs der „Stans“
       unterstützen offen Trumps Politik des Stopps der Finanzierung kritischer
       Sender wie „Voice of America“ und der Demokratieförderung durch USAID.
       
       ## Trump will Staaten von China und Russland lösen
       
       „Jahrzehntelang wurden vielen Ländern sogenannte demokratische moralische
       Werte, einschließlich der LGBT-Rechte, aufgezwungen. Unter diesem
       Deckmantel haben sich internationale nichtstaatliche Stiftungen und
       Organisationen in grober Weise in ihre inneren Angelegenheiten
       eingemischt“, sagte der kasachische Präsident Kassym-Jomart Tokajew im
       Vorfeld des C5+1 Treffens.
       
       Trump seinerseits will die Staaten Zentralasiens an Amerika binden und aus
       der bisher fast exklusiven Kooperation mit China und Russland herausreißen.
       „Stärker denn je“ sollten laut Trump die Beziehungen der USA zu
       Zentralasien sein, der an seiner langen Tafel beim C5+1 Abendessen im
       Weißen Haus von Außenminister Marco Rubio und Vizepräsident J.D. Vance und
       diversen Sonderbeauftragten flankiert wurde.
       
       „Mineral-Diplomatie“ wird Trumps Strategie inzwischen genannt, sich
       weltweit wichtige Rohstoffe und Seltene Erden zu sichern. Pini Althaus, der
       CEO der Cove Kaz Capital Group, die das Wolframgeschäft in Kasachstan
       abgeschlossen hat, nannte das Abkommen einen „Generationengewinn für die
       USA und ihren kritischen Mineralienbedarf“.
       
       Trump und sein Handelsminister Howard Lutnick hätten bei der Aushandlung
       des Abkommens geholfen, um chinesische Unternehmen an der Erschließung der
       strategischen Lagerstätte zu hindern.
       
       ## Auch EU hat sich schon eingeschaltet
       
       Die USA wollen auch das zweitgrößte Gasfeld der Welt – in Turkmenistan –
       aus dem Exklusivzugriff der Chinesen entwinden und stattdessen Verbündete
       wie Indien und Pakistan über eine Pipeline via Afghanistan beliefern
       lassen.
       
       Neben dem Sichern von Rohstoffen geht es dabei Trump auch um weitere
       „Deals“ für die US-Wirtschaft. So sollen Boeing-Flugzeuge und amerikanische
       Loks für mindestens 12 Milliarden Dollar an die „Stans“ verkauft werden.
       
       Trump hatte im Vorfeld allein in Usbekistan 105 Milliarden Dollar
       US-Investitionen versprochen. Der nächste C5+1 Gipfel soll im usbekischen
       Samarkand stattfinden. Wenn Trump die Einladung annimmt, wird er der erste
       amtierende US-Präsident sein, der Zentralasien besucht.
       
       Im April hatte es einen Gipfel der EU-Spitzen Ursula von der Leyen und
       António Costa mit den Staats- und Regierungschefs der Region in Samarkand
       gegeben. Statt Deals wurde eine „strategische Partnerschaft“ besiegelt.
       
       7 Nov 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mathias Brüggmann
       
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