# taz.de -- Klimawandel in Irak und Algerien: Forschen für Klimagerechtigkeit
       
       > Die Geologin Manar Majid und die Medientechnologin Ahlam Boumezrag setzen
       > sich mit unterschiedlichen Werkzeugen für das Klima ein.
       
 (IMG) Bild: Doppelfenster aus Holz
       
       Eine Ode an die Geologin Manar Majid 
       
       In einer Stadt, die in der Stille des Wassers erwacht und unter der Last
       der Dürre zusammenbricht, wurde Manar Majid geboren: Dhi Qar, im Süden
       Iraks. Bereits als Kind las sie in den Rissen der ausgetrockneten Böden
       ihrer Heimat den Schmerz der Erde, sie spürte, etwas stimmte nicht. Noch
       ahnte sie nicht, dass es der Klimawandel war, der die Sümpfe austrocknen
       ließ, dass die Sommer immer heißer und die Gesichter der Bäuerinnen immer
       besorgter wurden. Sie wollte wissen, warum die Sümpfe austrockneten, warum
       Familien aus ihren Dörfern wegzogen und warum Frauen die schwerste Last zu
       tragen hatten, wenn der Regen ausblieb, und als sie erwachsen wurde,
       beschloss Manar Majid: Ich studiere Geografie.
       
       Ihre Forschung ist keine akademische Arbeit, sondern ein Dokument des
       Lebens, das sich mit der Umwelt, mit informellen Wohnverhältnissen und dem
       Schmerz der Menschen befasst. Sie besuchte Dorf um Dorf, setzte sich zu den
       Frauen, sprach mit ihnen über das Klima. Ihre Botschaft: „Wissen ist euer
       Recht! Veränderung ist möglich.“ In den Sümpfen, wo Wasser zu einem Traum
       geworden war, fuhr Manar mit Booten umher, traf Frauen, die ihre
       Lebensgrundlage verloren hatten. Sie sammelte keine Daten, sondern
       dokumentierte das Leben.
       
       Schon bald war sie in den Sümpfen bekannt. Sie nannten sie so: Die
       Klimafrau. Das Ziel ihrer Arbeit ist es, gemeinsam mit den Frauen der
       Sümpfe dafür zu sorgen, dass endlich jeder versteht, dass mit den Sümpfen
       nicht nur eine Landschaft verschwindet, sondern dass es um die Zukunft von
       Menschen, Tieren, ja der gesamten Erde geht. „Erst wenn mit mir jede Frau
       glaubt, dass ihre Stimme etwas verändern kann, so wie Regen das Gesicht der
       Erde verändert, habe ich mein Ziel erreicht.“
       
       Asma Al-Shaalan, Journalistin aus Dhi Qar in Irak 
       
       Wie eine junge Wissenschaftlerin mit künstlicher Intelligenz unsere
       Beziehung zur Erde neu programmiert 
       
       Als im Jahr 2022 eine Weizenkrankheit mehr als 22 Prozent der Ernte
       Algeriens zerstörte, fragte sich Ahlam Boumezrag: „Wie kann das sein? Warum
       gibt es keine Frühwarnsysteme?“ Aber vor allem: „Wie lässt sich dies in
       Zukunft verhindern?“
       
       Drei Jahre später hat die heute 24-jährige Absolventin der Nationalen
       Hochschule für Kommunikation und Medientechnologie eine Antwort auf all
       ihre Fragen. Sie lautet: Farm AI! Eine von ihr entwickelte App, die
       Pflanzenkrankheiten bereits im Frühstadium über das Smartphone
       diagnostiziert. Mithilfe von KI, Bildverarbeitung und Datenanalyse erkennt
       die App Pilzkrankheiten und liefert präzise Behandlungsvorschläge.
       
       Für Ahlam geht es dabei um mehr als nur um Algorithmen. Mit Workshops für
       Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten fördert sie gezielt junge Frauen
       in Bereichen wie KI und Landwirtschaft. Die Technologie wird so zum
       Werkzeug für sozialen und ökologischen Wandel. Denn die App, mit der Ahlam
       Boumezrag 2023 beim internationalen Tech4Good-Wettbewerb den zweiten Platz
       belegte, schützt nicht nur die Ernten, sondern reduziert auch den Einsatz
       schädlicher Pestizide. „Wir entwickeln keine App“, sagt sie, „wir
       programmieren unsere Beziehung zur Erde ganz neu.“
       
       Aicha Ouid Habib, Journalistin aus Algerien
       
       15 Nov 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Asma Al-Shaalan
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