# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Der Herbst wird schön – zumindest musikalisch
       
       > Das Avantgarde-Pop-Label RÖ13 lädt zur großen „Rövolution“-Revue. Dabei
       > gibt es ebenso dystopischen Rap und sanften Gesang nebst zarter Gitarre.
       
 (IMG) Bild: Im Schokoladen spielt am Mittwoch Bella Wakame
       
       Nun ist es wirklich Herbst: Zeit, herunterzufahren. Wem improvisierte Musik
       eine Form der Meditation ist, wird sicher bei The Necks glücklich – man
       könnte das Konzert fast als Gegenentwurf zum zeitgleich stattfindenden
       Jazzfest bezeichnen, mit seinem dichten Programm und Gewusel. Die Musiker
       aus Australien, die teils in Berlin leben, verstehen sich auf extralange
       Stücke, die sich extralangsam entwickeln – milde angestupst vom
       Schlagzeugspiel von Tony Buck. Zwingend und dynamisch ist ihr hypnotischer
       Improv-Jazz jedoch allemal. ([1][Heimathafen Neukölln], 31.10., 20 Uhr)
       
       Chemnitz ist als Europäische Kulturhauptstadt mittlerweile auf der
       Zielgeraden. Die coolste Chemnitz-Sause, zumindest dieses Wochenende,
       findet allerdings in Berlin-Lichtenberg statt. Das Avantgarde-Pop-Label
       RÖ13 lädt zur großen [2][„Rövolution“-Revue]. Vorgestellt wird der
       gleichnamige Sampler aus dem musikalischen Underground der Stadt.
       
       Dabei lässt man sich nicht lumpen, was Vielfalt und Abwechslung betrifft:
       dystopischer Rap (vom „Augenringemann“) kommt ebenso auf die Bühne wie
       sanfter Gesang nebst zarter Gitarre (von „Der Anfang“). Gleich zehn Acts
       aus dem Umfeld des Duos Baumarkt treten auf. Baumarkt ließen Synthie-Punk
       auf kühne Improvisation treffen, bis sie sich Anfang des Jahres auflösten –
       just nach ihrem Auftritt zur Eröffnung des Kulturhauptstadt-Jahres. Als
       Jens Ausderwäsche (aka Jenny Kretzschmar) und Florian Illing machen sie
       jedoch weiter Musik, auch am Freitagabend. (B.L.O. Ateliers, 31. 10., 20
       Uhr)
       
       Wer sich am Sonntag das Herz wärmen lassen will, dem sei die Kinovorführung
       von „Songs of Joy“ an selbiges gelegt. Bei der wird Regisseur Jan Becker
       aus dem Nähkästchen plaudern, über seine Mitarbeit an dem Projekt, das die
       Hamburger Musiker Carsten „Erobique“ Meyer und Jacques Palminger 2006 am
       hiesigen Maxim Gorki Theater ins Leben riefen. Die Idee: Texte und Gedichte
       zu vertonen, die die Berliner Bevölkerung eingesendet hatte.
       
       Über 15 Jahre später machten sie sich an eine Fortsetzung: in Kooperation
       mit dem Hamburger Schauspielhaus und mit Fokus auf den teils recht prekären
       Stadtteil Veddel. Musik wird gesellschaftlicher Resonanzraum und Teilhabe
       für jene, deren Stimme oft übergangen wird. Was pathetisch klingt, bringt
       Becker so empathisch wie humorvoll auf die Leinwand. Für veritablen Groove
       sorgen Erobique und Palminger. ([3][Babylon Mitte], 2. 11., 20 Uhr)
       
       Am Mittwoch gibt es den wunderbar luftig aufspielenden Schlagzeuger Andi
       Haberl – man kennt ihn als Teil der Tour-Band von Notwist – gleich in zwei
       Zusammenhängen: zum einen mit seinem atmosphärischen, sanft-melancholischen
       Soloprojekt SUN, das heute zum Duo wird. Und dann noch mit Florian Zimmer
       (Saroos, Driftmaschine), mit dem er als Bella Wakame ein wunderbar
       verspultes Album herausgebracht hat. Wird sicher toll und klanglich bunt.
       ([4][Schokoladen], 5. 11., 20 Uhr)
       
       31 Oct 2025
       
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