# taz.de -- Ahmed al-Scharaa in Washington: Normalisierung, ja – aber nicht ohne Bedingungen
       
       > Westliche Regierungen sollten sich für Syrien öffnen, doch auch auf
       > Minderheitenschutz und Demokratie pochen. Damit kann man ihnen aber nicht
       > trauen.
       
 (IMG) Bild: Donald Trump bei seinem ersten Treffen mit al-Scharaa in Saudi-Arabien im Mai 2025
       
       Nach über 50 Jahren Assad-Diktatur und 13 Jahren Bürgerkrieg kann sich
       Syrien endlich aus der Isolation befreien. Am Montag wird der syrische
       Interimspräsident [1][Ahmed al-Scharaa im Weißen Haus] von US-Präsident
       Donald Trump empfangen.
       
       Die aktuelle US-Regierung und auch Trump persönlich sind al-Scharaa sehr
       gewogen. Am Freitag strichen die USA ihn von ihrer Terrorliste, bereits im
       Juli hoben sie die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien auf. Diese
       Normalisierung ist nötig, damit Syrien nach all den Jahren der Verheerung
       wiederaufgebaut werden kann.
       
       Natürlich bleiben die Vorbehalte: al-Scharaa gibt sich zwar moderat, aber
       er bleibt ein Islamist. Truppen seiner Miliz [2][Hayat Tahrir al-Scham]
       (HTS) beteiligten sich an den [3][Massakern an Alawiten] im März und bei
       den Angriffen gegen die drusische Minderheit im Juli.
       
       Unklar ist, ob al-Scharaa diese Tötungen trotz öffentlicher Distanzierungen
       zumindest toleriert hat – oder ob sie Ausdruck seiner eingeschränkten Macht
       und Kontrolle über die eigenen Leute sind. Wenn westliche Regierungen
       Beziehungen mit Syrien aufnehmen, müssen sie nicht nur auf
       Minderheitenschutz pochen, sondern auch auf eine demokratische Verfassung
       und Bürgerrechte.
       
       ## Merz will vor allem abschieben
       
       Nun weiß man aber, dass die USA sich auch mit Islamisten arrangieren
       können, wenn sie eine Allianz für nützlich halten. Auch [4][Kanzler
       Friedrich Merz], der al-Scharaa vor einigen Tagen zum Besuch nach Berlin
       einlud, begründete das zuvorderst mit den Abschiebungen nach Syrien, die er
       wieder aufnehmen will.
       
       Kamal Sido von der [5][Gesellschaft für bedrohte Völker] kritisierte diesen
       Zynismus zu Recht. Er sprach sich allerdings grundsätzlich dagegen aus, den
       „Kriegsverbrecher“ al-Scharaa nach Deutschland einzuladen.
       
       Sicher, in der besten aller Welten würden säkulare Demokraten in Damaskus
       regieren und der HTS-Führer würde sich vor Gericht für seine Verbrechen
       verantworten. In der Wirklichkeit aber müssen andere Staaten mit dem neuen
       Machthaber auskommen – auch um Druck ausüben zu können. Es ist aktuell die
       einzig realistische Chance für Syrien.
       
       9 Nov 2025
       
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 (DIR) [5] https://www.gfbv.de/
       
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