# taz.de -- Massaker an Zivilisten in Darfur: Europa trägt eine Mitschuld an den Kriegsverbrechen
       
       > Die von Abu Dhabi unterstützten RSF-Milizen schlachten nicht-arabische
       > Menschen im sudanesischen Darfur ab. Europa schweigt währenddessen dazu.
       
 (IMG) Bild: Der als Abu Lulu bekannte RSF-Kämpfer (in Handschellen in der Mitte zu sehen) taucht in mehreren Hinrichtungsvideos auf
       
       Nach über zwei Jahren Krieg und [1][zwölf Millionen Vertriebenen] schien im
       Sudan keine Steigerung an Brutalität gegen Zivilisten mehr möglich. Doch
       die [2][Aufnahmen der Massaker aus El Fasher an fliehenden Familien] lassen
       auch hartgesottenste Beobachter erschaudern.
       
       Zu sehen sind RSF-Kommandeure wie Abu Lulu, die ihre Opfer zunächst
       rassistisch beleidigen und dann kaltblütig erschießen. Stolz filmten die
       Milizionäre ihre Morde an 416 Patienten, Ärzten und Besuchern im
       Krankenhaus der Provinzhauptstadt Nord-Darfurs und teilten sie auf Tiktok.
       
       Weil der Internationale Strafgerichtshof nun wegen Verbrechen gegen die
       Menschlichkeit ermittelt, wurde Abu Lulu auf Weisung von PR-Beratern aus
       den Vereinigten Arabischen Emiraten vor laufenden Kameras festgenommen. Nur
       um Stunden später wieder auf freiem Fuß zum Sturm der nächsten Stadt
       aufzurufen.
       
       Während in der arabischen Welt die koloniale Afrika-Politik der Herrscher
       aus Abu Dhabi, dem wichtigsten Partner der RSF, für Empörung sorgt,
       herrscht in Europa Schweigen. Denn Abu Dhabi ist strategischer Partner des
       Westens und stellt sich als Bollwerk gegen Islamisten dar. Nun haben sich
       Hemedtis Kämpfer als Kopie des Islamischen Staates herausgestellt.
       
       ## Für Abu Dhabi ist der Konflikt ein gutes Geschäft
       
       [3][Über 280 Transportmaschinen voller Waffen sind laut Recherchen von
       Menschenrechtsorganisationen in den letzten Monaten aus den Emiraten nach
       Darfur, das benachbarte Libyen und den Tschad geflogen]. Mit Gold aus den
       Minen von Darfur kehrten sie zurück. Für Abu Dhabi ist der Konflikt ein
       gutes Geschäft. Das Emirat erhält auch Waffen aus Deutschland.
       
       Europa schaut zu, wie die Gier nach sudanesischen Bodenschätzen die
       Entstaatlichung einer Region von der Größe Südeuropas beschleunigt. In
       Berlin und Brüssel scheint man ernsthaft zu glauben, dass man mit der
       Stärkung nordafrikanischer Küstenwachen die Migration und Flucht stoppen
       kann, die man etwas weiter südlich indirekt selbst mitverursacht. Über zehn
       Millionen Sudanesen sind auf der Flucht, über eine Million leben an der
       libyschen Mittelmeerküste. Sie werden weiter nach Norden ziehen.
       
       Die Vereinigten Arabischen Emirate dürfen kein strategischer Partner
       Europas sein, solange der Mord an Zehntausenden Menschen der Preis für das
       Blutgold aus dem Sudan ist, das von Abu Dhabi in großem Stil in die Schweiz
       geliefert wird. Bekannte Influencer in Abu Dhabi beweisen mit Aussagen wie
       „100 Männer aus Darfur sind so viel Wert wie ein Mann aus den Emiraten“ was
       noch hinter den Massakern steckt: Rassismus.
       
       Sie rechtfertigen die ethnischen Säuberungen nicht-arabischer
       Bevölkerungsgruppen wie den Masalit, Fur und Zaghawa, die Libyens
       Feldmarschall Haftar, den Herrschern am Golf und ihren strategischen
       Partnern in der EU und Israel den Zugang zu Bodenschätzen sichern soll. Im
       Sudan werfen westliche Länder, die stets die Einhaltung der internationalen
       Rechtsordnung einfordern, genau diese über Bord.
       
       8 Nov 2025
       
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