# taz.de -- AfD in Brandenburg: Völkisch votiert
       
       > Der rechtsextreme AfD-Mann Berndt war Sponsor des Stadtfests in Golßen.
       > Die Einwohner*innen entscheiden sich nun, das nicht rückgängig zu
       > machen.
       
 (IMG) Bild: Rechtsradikaler Sponsor wird durchgewunken: Hans-Christoph Berndt im Landtag Brandenburg
       
       taz | Wenn Faschisten das Stadtfest finanzieren: Der rechtsradikale
       AfD-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag, [1][Hans-Christoph
       Berndt], war dieses Jahr einer der Sponsoren des Stadtfests der Kleinstadt
       Golßen im Landkreis Dahme-Spreewald. Nachdem die Spende Brandts öffentlich
       wurde, kam es zu Kontroversen, die schließlich in einer Einwohnerbefragung
       mündeten.
       
       In dieser sollte entschieden werden, ob sein Geld behalten oder
       nachträglich abgelehnt werden sollte. Am Sonntag haben die
       Einwohner*innen entschieden: Die Mehrheit stimmte gegen eine
       Rückzahlung der Spenden – der vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist
       geführte Berndt bleibt also auch nachträglich Sponsor des Stadtfests.
       
       Dieses Ergebnis „zeigt leider, wie weit die Normalisierung und
       Verharmlosung von Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft schon
       vorangeschritten sind“, stellt die Initiative „[2][Golßen für Alle]“ in
       einem Statement gegenüber der taz fest. Die Initiative bemühte sich im
       Vorfeld der Einwohnerbefragung darum, auf die rechtsextremen Umtriebe
       Berndts aufmerksam zu machen. Über das Ergebnis der Befragung sei die
       Initiative „sehr betrübt“, habe jedoch bereits „befürchtet, dass es so
       ausgehen könnte“.
       
       Aus einer Pressemitteilung der parteilosen Bürgermeisterin Andrea Schulz
       geht hervor, dass 727 Bewohner*innen Golßens an der Befragung
       teilgenommen haben, also 33,6 Prozent der Stimmberechtigten. Davon stimmten
       laut Mitteilung 70 Prozent dagegen, die Spende an den AfD-Mann Berndt
       zurückzugeben. Die Stadtverordnetenversammlung wolle dieses Ergebnis
       akzeptieren und das Geld entsprechend einbehalten.
       
       ## Inszenierung eines Rechtsextremen
       
       Die Kritik, die schon vor dem Stadtfest am 8. und 9. August laut wurde,
       betrifft nicht nur den Umstand, dass Berndt eine private Spende getätigt
       hat – er wurde auf den [3][Postern], die das Stadtfest bewerben sollten,
       auch namentlich als Sponsor erwähnt und hatte somit die Gelegenheit, sich
       als Geldgeber zu inszenieren. „Die öffentliche Aufwertung rechtsextremer
       Akteure unter dem Deckmantel des Sponsorings sendet ein völlig falsches
       Signal“, schrieb die Linke des Landkreises Dahme-Spreewald damals in einem
       Instagram-Post.
       
       Hans-Christoph Berndt wird zum völkisch-nationalistischen Flügel der AfD
       gerechnet. 2015 gründete er den Verein „Zukunft Heimat“, eine
       flüchtlingsfeindliche Gruppierung, die er nach Erkenntnissen des
       Verfassungsschutzes zusammen mit Akteuren aus dem Umfeld der NPD und
       anderer neonazistischer Netzwerke gestaltete. Auch zu anderen
       rechtsradikalen Medien und Gruppen soll Berndt gute Kontakte pflegen,
       darunter das Magazin Compact und die Identitäre Bewegung. Er ist neben
       seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender im Landtag auch im Stadtparlament
       Golßens vertreten.
       
       Dass ein Sponsor mit diesem politischen Profil von den Bewohner*innen
       Golßens nicht abgelehnt wurde, ist mit Blick auf die Stärke der dortigen
       AfD nicht besonders verwunderlich: Wie in vielen anderen Teilen
       Brandenburgs ist die Stadt eine AfD-Hochburg, in der Landtagswahl letzten
       Jahres konnte die Partei mit [4][46,2 Prozent der Zweitstimmen] als
       deutliche Siegerin hervorgehen.
       
       ## Die „unabhängige“ Bürgermeisterin
       
       Helmut Hummel, der für die Linken im Golßener Stadtparlament sitzt,
       respektiere das Ergebnis der Einwohnerbefragung zwar, finde es jedoch
       „traurig, was für ein Bild das abgibt“, erklärt er im Gespräch mit der taz.
       Auch zur parteilosen Bürgermeisterin Andrea Schulz, die Berndt als Sponsor
       überhaupt erst zugelassen hatte, äußert sich Hummel.
       
       Er berichtet der taz, die „unabhängige“ Bürgermeisterin toleriere Kollegen
       mit „Fuck Antifa“-Bechern und sei am Pfingstmontag dieses Jahres beobachtet
       worden, wie sie mit ihrem Ehemann eine „klar neonazistische“ Veranstaltung
       von Berndts Verein „Zukunft Heimat“ besuchte. Glaubt man diesen Berichten,
       scheint die Normalisierung rechtsradikaler Positionen auf dem Brandenburger
       Land aktuell mühelos voranzuschreiten.
       
       3 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /AfD-Brandenburg-hat-neuen-Fraktionschef/!5724342
 (DIR) [2] https://bunterspreewald.de/golssen-fuer-alle/
 (DIR) [3] https://www.golssen.de/Media/public/Website/Aktuelles/2025/Stadt-Golssen_Stadtfest_2025.pdf
 (DIR) [4] https://wahlergebnisse.brandenburg.de/12/500/20240922/landtagswahl_land/ergebnisse_gemeinde_120615114164.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anselm Mathieu
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Brandenburg
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Reden wir darüber
 (DIR) Schwerpunkt Stadtland
 (DIR) Wahlen in Ostdeutschland 2024
 (DIR) Schwerpunkt AfD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Konservenfabrik in Brandenburg: Es geht um die Gurke
       
       Die Spreewälder Gurke ist in Golßen Wirtschaftsfaktor und Teil der
       Identität. Nun stellt der größte Hersteller die Produktion in der
       Gurkenstadt ein.
       
 (DIR) AfD attackiert DRK in Brandenburg: Der Kampf um Golßen
       
       In Golßen will die AfD ab Juni den Bürgermeister stellen. Schon heute
       bestimmt die Partei die Agenda in der Stadt mit – und attackiert selbst das
       DRK.
       
 (DIR) AfD-Brandenburg hat neuen Fraktionschef: Wieder ein Rechtsextremist
       
       Hans-Christoph Berndt folgt auf Andreas Kalbitz als
       AfD-Fraktionsvorsitzender in Brandenburg. Ideologisch könnte er seinem
       Vorgänger nicht näherstehen.