# taz.de -- Nach über zwei Jahren Geiselhaft in Gaza: Alon Ohel ist frei
       
       > Der 24-jährige Musiker wurde am 7. Oktober 2023 beim Nova-Festival
       > verschleppt. Jetzt kehrt er zurück – mit den Worten: „Ich bin zu Hause.“
       
 (IMG) Bild: Alon Ohel auf dem Weg zum Krankenhaus in Petah Tikva, Israel, nach seiner Befreiung am 13. Oktober
       
       Auf einem der ersten Bilder, die Alon Ohel in Freiheit zeigen, sitzt er in
       einem Helikopter des israelischen Militärs. [1][In der Hand hält der junge
       Mann eine Schreibtafel, darauf die Worte: „Ich bin zu Hause.“] Darüber hat
       er einen Auszug aus dem „Lied ohne Namen“ der israelischen Musikerin
       Yehudit Ravitz geschrieben: „Denn mein Lied ist das Wehen des Windes, mein
       offenes Fenster die Quelle meiner Kraft, Lachen und Weinen das Ende meiner
       Qualen.“
       
       Nach mehr als zwei Jahren Geiselhaft in Gaza ist Alon Ohel seit
       Montagvormittag frei. Am 7. Oktober 2023 tanzte er auf dem Nova-Festival
       nahe dem Gazastreifen, als die Hamas in den frühen Morgenstunden zunächst
       mehr als 4.000 Raketen auf Israel abfeuerte und dann mit Tausenden Kämpfern
       und der Unterstützung anderer militanter Gruppen in das Land eindrang,
       Militärbasen, Kibbuzim und das Festival überfiel. Die Terroristen
       ermordeten fast 1.200 Menschen und verschleppten 251 als Geiseln in den
       Gazastreifen – einer davon war Alon Ohel.
       
       [2][Zwei Jahre später waren 48 Menschen] noch immer in Geiselhaft. Nun hat
       die Hamas die verbliebenen 20 lebenden Geiseln freigelassen. Auch die
       Körper von 28 Toten sollen noch übergeben werden, damit ihre Familien sie
       bestatten können. Israel hat im Gegenzug 2.000 palästinensische Gefangene
       freigelassen, darunter 250 Personen mit lebenslangen Haftstrafen, aber auch
       viele Zivilist*innen.
       
       Dass Alon Ohels erste Botschaft ein Liedtext ist, ist kein Zufall. Der
       24-Jährige ist Musiker, spielt Klavier. Mit ihm zusammen gefangen gehaltene
       Geiseln hatten nach ihrer Freilassung berichtet, wie er mit den Fingern auf
       seinem Körper Musik mache. „Ich weiß, dass er das braucht, um
       durchzuhalten“, [3][hatte seine Mutter Idit Ohel erst vor wenigen Tagen in
       der taz gesagt].
       
       ## Ohel war aus einem Bunker entführt worden
       
       Alon Ohel hat neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.
       Seine Eltern waren zusammen mit anderen Geiselangehörigen kurz vor dem
       zweiten Jahrestag des Terrorangriffs nach Deutschland gereist, um hier auf
       das Schicksal ihrer Kinder aufmerksam zu machen und auf ihre Freilassung zu
       drängen.
       
       Zweimal hatte die Hamas ein Propagandavideo von Ohel veröffentlicht, das
       letzte im September. „Es war sehr schwer für uns, diese Bilder zu sehen“,
       sagte seine Mutter. Die Videos bewiesen zwar, dass Ohel am Leben war –
       zeigten aber auch seinen schlechten Gesundheitszustand. „Sie lassen ihn
       hungern, ein Jahr lang waren er und die anderen an Armen und Beinen mit
       einer Motorradkette gefesselt“, sagte seine Mutter Idit Ohel. „Danach
       konnten sie sich nicht auf den Beinen halten, nicht gehen.“
       
       Auch leide er unter den Granatsplittern in seinem Körper und habe auf einem
       Auge die Sehkraft verloren. Ohel war am 7. Oktober aus einem Bunker
       entführt worden, in den er und andere Festivalbesucher sich geflüchtet
       hatten. Die Hamas hatte Granaten in diesen Bunker geworfen, mehrere
       Menschen wurden getötet.
       
       Die Verhandlungen um einen Waffenstillstand hatten bei den [4][Familien
       leise Hoffnung] geweckt – aber auch Angst vor Enttäuschung. „Ich glaube es
       erst, wenn der Deal unterschrieben ist und alle Geiseln bei uns sind“,
       hatte Ohels Vater der taz gesagt. Nun sind zumindest die Lebenden bereits
       zurück. Idit und Kobi Ohel können ihren Sohn wieder in die Arme schließen.
       Und auf Alon Ohel wartet zu Hause sein Klavier, das zwei Jahre lang
       unberührt blieb.
       
       13 Oct 2025
       
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