# taz.de -- Regierungskrise in Japan: Quittung für die Korrupten
       
       > Für die seit 70 Jahren in Japan regierenden LDP könnte es das Aus und gar
       > den Bruch bedeuten. Die Menschen im Land misstrauen der Regierungspartei.
       
 (IMG) Bild: Könnte kurz vor dem Ziel noch scheitern: Sanae Takaichi, die neue Chefin der Liberal-Demokratischen Partei Japans
       
       Man könnte meinen, die Männer in Japans Politik hätten sich heimlich
       verschworen, um die Wahl der ersten Frau ins Amt des Premierministers zu
       sabotieren. Mit dem Ausstieg aus der Regierungskoalition löste der
       Juniorpartner Komeito ein politisches Erdbeben aus, das die Ambitionen der
       64-jährigen [1][Sanae Takaichi] auf das höchste Regierungsamt
       zunichtemachen könnte.
       
       Seit 70 Jahren regiert ihre Liberaldemokratische Partei (LDP), die einem
       Bonmot zufolge weder liberal noch demokratisch ist, Japan fast
       ununterbrochen. Nun droht der Partei der Machtverlust. Sogar ein
       Auseinanderbrechen ist möglich. Japans Innenpolitik gerät damit in
       unbekannte Gewässer. Die Komeito kündigte die Koalition auf, weil sie der
       LDP ähnlich misstraut wie viele bisherige Wähler der Regierungspartei.
       
       Als „saubere“ Partei forderte die Komeito seit der Entdeckung vor knapp
       zwei Jahren von schwarzen Kassen bei vielen LDP-Abgeordneten verschärfte
       Regeln für Parteispenden. Darauf wollte sich die LDP nur beschränkt
       einlassen. Damit fiel es der Komeito-Führung immer schwerer, ihre Anhänger
       von der buddhistischen Laienorganisation [2][Soka Gakkai] davon zu
       überzeugen, bei Wahlen ihre Direktstimmen an LDP-Kandidaten zu geben.
       
       Auch viele klassische LDP-Wählerinnen und -Wähler haben den Eindruck
       gewonnen, dass die Regierungspartei nicht auf ihre Sorgen infolge des
       gesunkenen Lebensstandards und ihre Verunsicherung durch die stark
       gestiegene Zahl von ausländischen Touristen und Arbeitskräften reagiert,
       sondern mit sich selbst beschäftigt ist. Gerät sie unter Druck, wechselt
       sie den Premier aus, um einen Wandel vorzutäuschen, der dann allerdings
       nicht stattfindet.
       
       Aus Protest dagegen wanderten einige LDP-Wähler im Juli zu Rechtspopulisten
       ab. Die Sehnsucht der Japanerinnen und Japaner nach einer sauberen und
       effizienten Politik, die auf ihre Sorgen und Nöte eingeht, ist riesengroß.
       Dafür hat die LDP aber keine Antennen – auch [3][die neue Vorsitzende
       Takaichi] nicht. Sonst hätte sie kaum einen der Spenden-Übeltäter zurück in
       die Parteiführung geholt.
       
       12 Oct 2025
       
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