# taz.de -- Umstrittene Gaspipeline in der Ostsee: Gibt es noch Hintertüren für Nord Stream 2?
> Wirtschaftsministerin Reiche soll die Betriebserlaubnis für die
> Gaspipeline zurücknehmen, fordert die Deutsche Umwelthilfe – auch für den
> Klimaschutz.
(IMG) Bild: Setzt sich weiterhin gegen eine Inbetriebnahme von Nord Stream 2 ein: Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU)
Berlin taz | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) drängt darauf, dass die
Bundesregierung die Hintertüren für eine mögliche Inbetriebnahme der
[1][Ostseepipeline Nord Stream 2] schließt. Bundeswirtschaftsministerin
Katherina Reiche (CDU) soll die Betriebserlaubnis für die Gaspipeline
zurücknehmen, fordert die Organisation.
Die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 gehen durch die Ostsee von Russland
nach Deutschland. Sie bestehen aus jeweils zwei Unterwasserröhren. Nord
Stream 1 wurde 2011 in Betrieb genommen. Nord Stream 2 ist knapp zehn Jahre
später fertiggestellt, aber nie genutzt worden.
Wie bei solchen Projekten üblich, war mit der Bau- auch die
Betriebsgenehmigung erteilt worden. Betrieben werden kann die Pipeline aber
erst, wenn ein Zertifizierungsverfahren abgeschlossen ist. Das wurde im
Februar 2022 gestoppt. Sieben Monate später wurde [2][Nord Stream 1 bei
einem Anschlag komplett zerstört], eine der beiden Nord-Stream-2-Röhren ist
nach russischen Angaben noch intakt. Vor kurzem hat der US-Investor und
Trump-Unterstützer Stephen Lynch Interesse an einer Übernahme von Nord
Stream 2 signalisiert.
„Wir fragen uns, welche Gedankenspiele es im Ministerium für den Fall gibt,
dass sich die politische Lage ändert“, sagt Constantin Zerger, Leiter
Energie und Klimaschutz bei der DUH. „Nord Stream 2 ist noch immer das
größte fossile Projekt Europas.“ Aus Klimaschutzgründen und aus Solidarität
mit der Ukraine dürfe darüber kein russisches Gas nach Deutschland
geliefert werden.
## DUH veröffentlicht Berichtsentwurf
Ob das Zertifizierungsverfahren wieder aufgenommen wird, hängt von einem
sogenannten Versorgungssicherheitsbericht ab. Den Entwurf dafür wollte die
DUH einsehen, das Ministerium lehnte ab und schrieb, eine „Wiederaufnahme
des ruhenden Verfahrens“ zur Zertifizierung der Pipeline sei „nicht
ausgeschlossen“. Mittlerweile wurde der DUH der Entwurf zugespielt, [3][sie
hat ihn veröffentlicht.] „Er zeigt, dass das Projekt für Deutschland und
Europa immer eine Gefahr war und dies auch bleiben wird“, sagt Zerger.
Dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge ist nicht die Betriebserlaubnis
für Nord Stream 2, sondern die Zertifizierung entscheidend. Ministerin
Reiche setze sich im Einklang mit der Bundesregierung weiterhin und
unmissverständlich gegen eine Inbetriebnahme ein, so eine Sprecherin. Bei
den Ausführungen in dem Bescheid an die DUH gehe es um reines
Verfahrensrecht, nicht um die Frage einer Zulassung. Es bestehe die
Pflicht, Anträge anzunehmen und zu prüfen. Diese Vorgaben umzusetzen
bedeute nicht, dass die Regierung einer Inbetriebnahme der Pipeline offen
gegenüberstehe. „Das Gegenteil ist der Fall“, sagte sie.
16 Oct 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Nord-Stream-2/!t5650854
(DIR) [2] /Anschlag-auf-Nord-Stream-2/!6109787
(DIR) [3] https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/Nord_Stream_2/220708_Versorgungssicherheitsbericht_NS2.pdf
## AUTOREN
(DIR) Anja Krüger
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Nord-Stream-Pipelines.