# taz.de -- Roman von Oleksandr Irwanez: Der Krieg erreicht die Hexenwelt
> In „Hexenhimmel Berlin“ kreuzen sich Realität und Fantasie: Im Schatten
> des Ukrainekriegs ist die Hexe Taisia in Berlin bösen Mächten auf der
> Spur.
(IMG) Bild: Zieht einen regelrecht in den Bann: Hexenzauber in Berlin
Über den Krieg in der Ukraine sind zahlreiche an Tagebucheinträge
angelehnte Texte erschienen. Das [1][Dokumentarische] und die Autofiktion
sind die wohl naheliegendsten Mittel, um sich literarisch [2][mit dem Krieg
auseinanderzusetzen]. Umso mehr sticht der Roman „Hexenhimmel Berlin“ des
ukrainischen Schriftstellers Oleksandr Irwanez hervor, der kürzlich in
schwungvoller deutscher Übersetzung von Alexander Kratochvil erschienen ist
und ganz im Gegenteil das Fantastische auf die Spitze treibt.
Der [3][Hexenroman] spielt kurz nach Beginn der russischen Großinvasion in
Berlin. Die Protagonistin, die ukrainische Hexe Taisia, kümmert sich am
Hauptbahnhof um die ankommenden Kriegsflüchtlinge. Nach den ersten etwas
erklärungslastigen Seiten, die in die Spielregeln der magischen
Parallelwelt einführen – so können sich Hexen unsichtbar machen, das
erfordert aber große Kraftanstrengung –, zieht einen die sich dynamisch
entfaltende Handlung regelrecht in den Bann.
Am Hauptbahnhof erscheint auch die russische Operndiva Korsakowa, eine
Hexe, die ein ukrainisches Kind gestohlen und nach Berlin mitgebracht hat,
wo sie eine Aufführung am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park plant.
Taisia ahnt, dass Korsakowa viel Böses im Schilde führt, und möchte ihr
gemeinsam mit ihren magischen Helfern Einhalt gebieten.
## Ironischer Kommentar zum Zeitgeschehen
Der Text überzeugt durch derben Humor und eine kunstvolle Erzählweise, die
sich durch eine Liebe zum Detail auszeichnet. Statuen erwachen zum Leben,
und die alternative Hexenjugend schmeißt eine geheime Party im Bamberger
Künstlerhaus Villa Concordia, während Korsakowa die deutsche Hexenwelt
verzaubert, die daraufhin Ruhmgesänge auf das Krieg führende Russland
einstimmt, statt die Hexe für ihre illegalen Zaubertricks zu bestrafen –
„Wir li-i-i-e-ben Russ-ss-la-la-laland! Wir lieben Russland!“.
Und natürlich steht am Ende der märchenhaften Handlung ein Happy End. Es
ist ein Roman, der mit Ironie das Zeitgeschehen unterhaltsam kommentiert.
Der 1961 in [4][Lwiw] geborene Irwanez, in der ukrainischen Literaturwelt
bekannt als Mitglied des Schriftstellertrios Bu-Ba-Bu, flüchtete in den
ersten Kriegswochen nach Berlin und lebte anschließend im Rahmen eines
Stipendiums der Villa Concordia in Bamberg, wo der zweite Teil seines
Hexenromans spielt. Inzwischen ist Irwanez wieder in die Ukraine
zurückgekehrt.
18 Oct 2025
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## AUTOREN
(DIR) Yelizaveta Landenberger
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