# taz.de -- Entscheidung des DB-Aufsichtsrats: Evelyn Palla als neue Bahnchefin abgesegnet
       
       > Bundesverkehrsminister Schnieder setzt auf neue Köpfe und eine neue
       > Strategie bei der Bahn. Die Bahngewerkschaft EVG stimmte gegen Palla.
       
 (IMG) Bild: Pünktlich zur Verspätungswende kommt Evelyn Palla ins Spiel
       
       Berlin dpa | Evelyn Palla ist vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zur neuen
       Chefin des Konzerns berufen worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur
       aus Kreisen des Gremiums. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG hatte
       im Voraus angekündigt, gegen die Südtirolerin stimmen zu wollen. Da eine
       einfache Mehrheit für ihre Berufung reichte, konnte die Gewerkschaft den
       Wechsel an der Konzernspitze aber nicht verhindern.
       
       Palla wird ihre neue Aufgabe dem Vernehmen nach am 1. Oktober beginnen. Die
       Südtirolerin ist [1][bislang Chefin der Regionalverkehrssparte der
       Deutschen Bahn, DB Regio]. Sie wird nun Nachfolgerin von Richard Lutz, der
       den Konzern fast acht Jahre lang führte, zuletzt aber keine Trendwende mehr
       einleiten konnte.
       
       Palla muss sich bei ihrer Arbeit künftig an der neuen Strategie des Bundes
       orientieren, die Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) am Montag
       vorgestellt hat. Der Fokus liegt darin auf mehr Zuverlässigkeit, mehr
       Sicherheit und mehr Sauberkeit. Mit drei Sofortprogrammen soll zum Beispiel
       schon 2026 der Komfort für Reisende im Fernverkehr verbessert werden.
       
       Mit Blick auf die marode Infrastruktur hält der Bund [2][am Konzept der
       sogenannten Generalsanierungen] fest, mit denen bis 2036 rund 40 besonders
       wichtige und belastete Strecken von Grund auf modernisiert werden sollen.
       Schnieder will zudem dafür sorgen, dass die für die Infrastruktur
       zuständige DB InfraGO eigenständiger und unabhängiger vom Gesamtkonzern
       agieren kann.
       
       ## Pünktlichkeitsziele im Fernverkehr werden deutlich gesenkt
       
       Die [3][Pünktlichkeitsziele für die Züge des Fernverkehrs] wurden dagegen
       gesenkt. Nach Vorstellung des Bundes sollen bis Ende 2029 mindestens 70
       Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich unterwegs sein. Die Bahn selbst
       hatte sich dieses Ziel bereits für das kommende Jahr gesetzt – Schnieder
       hält das für „jenseits aller Realität“. Im ersten Halbjahr war mehr als ein
       Drittel der Fernzüge der Bahn unpünktlich unterwegs.
       
       Mittelfristig soll die Quote laut Verkehrsministerium bei mindestens 80
       Prozent liegen, langfristig bei mindestens 90 Prozent. Im Nahverkehr soll
       die Pünktlichkeit dauerhaft mehr als 90 Prozent betragen. Ein konkreter
       Zeitraum für diese Ziele geht aus der Strategie nicht hervor.
       
       Offen ist noch, ob Schnieder auch seinen Wunschkandidaten für die Leitung
       der DB InfraGO durchbekommt. Der Minister möchte an dieser Stelle Dirk
       Rompf einsetzen, die EVG will die Berufung aber verhindern. Rompf ist bei
       der Bahn kein Unbekannter: Er war Netz-Chef unter dem damaligen
       Konzernvorstand Ronald Pofalla. In dieser Zeit verfiel die Infrastruktur
       zunehmend, weil zu wenig Geld in den Erhalt investiert wurde.
       
       Rompf muss vom Aufsichtsrat der DB InfraGO berufen werden, die Sitzung
       steht in den nächsten Wochen an. Die EVG rechnet sich gute Chancen aus,
       diese Berufung verhindern zu können. EVG-Chef Martin Burkert geht davon
       aus, dass für den Manager keine einfache Mehrheit zustande kommen wird,
       weil auch Vertreter der Arbeitgeberseite im Aufsichtsrat gegen ihn stimmen
       könnten.
       
       ## EVG: Widerstand gegen Dirk Rompf
       
       Die EVG betonte, dass ihre Stimmen gegen Palla vor allem als Stimmen gegen
       Rompf verstanden werden sollten. Nach Ansicht der Gewerkschaft könne mit
       Rompf als InfraGO-Chef nicht von einem Neustart bei der Bahn gesprochen
       werden. Rompf sei in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der DB Netz
       „nicht aufgefallen – auch nicht positiv aufgefallen, im Gegenteil. Er hat
       das Spardiktat massiv durchgezogen und ist mitverantwortlich, dass [4][die
       Infrastruktur in so einem Zustand] ist“, sagte Burkert.
       
       Sollte Rompf tatsächlich im InfraGO-Aufsichtsrat durchfallen, wäre das auch
       eine schwere Beschädigung von Minister Schnieder. Dem Vernehmen nach
       überraschte Schnieder die Branche mit der Präsentation Rompfs – und löste
       damit Unverständnis und Kritik statt Zuversicht für den Neustart aus.
       
       23 Sep 2025
       
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