# taz.de -- Berichte über Pornokonsum: Amazonas-Stamm klagt gegen „New York Times“
       
       > Ein indigener Stamm in Brasilien fühlt sich durch Medienberichte als
       > pornosüchtig verunglimpft. Nun hat ein US-Gericht den Fall entschieden.
       
 (IMG) Bild: Das Internet hat das Leben in den entlegenen Gebieten des Amazonas verändert
       
       Los Angeles ap | Ein indigener Stamm im brasilianischen Amazonasgebiet ist
       mit seiner Klage gegen die Berichterstattung von US-Medien über den Umgang
       seiner Mitglieder mit dem Internet gescheitert. Richterin Tiana Murillo
       folgte nach einer Anhörung am Montag den Argumenten der beklagten New York
       Times, die auf die Pressefreiheit verwiesen hatte, und wies die
       millionenschwere Verleumdungsklage ab. Dies hatte sich auch gegen das
       Promi-Portal TMZ gerichtet. Die Zeitung lobte am Mittwoch (Ortszeit)
       Murillos „umfassende und sorgfältige Analyse“ einer „leichtfertigen Klage“.
       
       TMZ und der Anwalt der Kläger reagierten zunächst nicht. Der im Javari-Tal
       beheimatete Marubo-Stamm mit etwa 2.000 Mitgliedern hatte von jedem der
       Beklagten 180 Millionen Dollar (rund 152 Millionen Euro) verlangt, weil er
       sich durch deren Berichte zu Unrecht als technologieverdorben und
       pornosüchtig denunziert sah.
       
       Murillo urteilte dagegen, der Artikel des NYT-Reporters Jack Nicas habe den
       Stamm keineswegs als pornosüchtig beschrieben, sondern nur erwähnt, dass
       einige junge Stammesmitglieder Pornofilme geschaut hätten, [1][nachdem sie
       Internetzugang hatten]. Ob die Berichte über die Auswirkungen der
       Internetanbindung auf abgelegene indigene Gemeinden unsensibel,
       verunglimpfend oder respektlos waren, habe das Gericht nicht zu
       entscheiden.
       
       Die Klage hatte Nicas vorgeworfen, seine Reportage vom Juni vergangenen
       Jahres sei aufhetzend und vermittle dem Durchschnittsleser den Eindruck,
       dass das Volk der Marubo moralisch und sozial verkommen sei, nachdem es
       Internetzugang erhalten habe.
       
       ## Gleiche Probleme wie Rest der Welt
       
       Nicas hatte berichtet, dass die Marubo nach weniger als einem Jahr
       Internetzugang über [2][Elon Musks Satellitennetzwerk Starlink] mit den
       gleichen Problemen zu kämpfen hätten, wie der Rest der Welt seit Jahren.
       Dazu gehörten „Jugendliche, die an ihren Handys kleben, Gruppenchats voller
       Tratsch, süchtig machende soziale Netzwerke, Online-Unbekannte,
       gewalttätige Videospiele, Betrug, Falschinformationen und Minderjährige,
       die Pornografie schauen“.
       
       Zudem schrieb Nicas, ein Stammesführer sei vor allem von der Pornografie
       beunruhigt. Dass junge Männer einschlägige Videos in Gruppenchats teilten,
       sei eine erstaunliche Entwicklung für eine Kultur, in der das Küssen in der
       Öffentlichkeit ein Tabu sei. Ansonsten wurde Pornografie in dem Artikel
       nicht erwähnt. Andere Medien stellten diesen Aspekt jedoch in den
       Vordergrund. TMZ etwa titelte: „Elon Musks Starlink-Ring macht einen
       abgelegenen Stamm süchtig nach Pornos.“
       
       Zu den Klägern gehörten neben dem Stamm selbst dessen Gemeindeleiter Enoque
       Marubo und die brasilianische Journalistin und Soziologin Flora Dutra. Sie
       warfen TMZ und Yahoo vor, den Times-Bericht noch aufgebauscht zu haben. Die
       Klage gegen Yahoo ist bereits Anfang September abgewiesen worden.
       
       18 Sep 2025
       
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