# taz.de -- Jimmy Kimmel ist zurück: Keine Zeit für Scherze
       
       > Die Rückkehr der Show des Late-Night-Stars Jimmy Kimmel zeigt, dass die
       > Demokratie in den USA vielleicht doch noch nicht verloren ist.
       
 (IMG) Bild: Zeigte sich reumütig nach der Wiederkehr im TV: US-Moderator Jimmy Kimmel
       
       Würde er sich entschuldigen? Würde er sich bedanken, und wenn ja, bei wem?
       Würde er den Mut haben, die Trump-Regierung und die Medienaufsichtsbehörde
       frontal anzugehen? Die Erwartungen an die Rückkehr des in der vergangenen
       Woche von abc/Disney abgesetzten Late-Night-Hosts [1][Jimmy Kimmel] am
       Dienstagabend waren gewaltig.
       
       [2][Stephen Colbert], Host der Late Night Show auf CBS, dem vor zwei
       Monaten beschert wurde, dass die Show im kommenden Jahr abgesetzt würde,
       scherzte in [3][seiner eigenen Sendung], an diesem Abend würde ihm wohl nur
       seine Frau zusehen – alle anderen würden die Rückkehr von Jimmy Kimmel
       verfolgen.
       
       Oder mit Jimmy Kimmels Worten, nachdem er einen Clip von Trump einspielte,
       dass Kimmel einfach gar keine Zuschauerzahlen mehr hätte: „Jetzt schon.“
       Kimmels 28-minütiger Monolog war vieles: Ein Feiern der [4][Solidarität,]
       die dafür sorgte, dass er überhaupt wieder auf dem Bildschirm ist.
       
       Eine radikale Verteidigung des Rechts auf freie Meinungsäußerung gegen
       einen autoritären, „unamerikanischen“ Präsidenten. Und der Versuch, sich
       selbst von dem Vorwurf reinzuwaschen, er habe sich über die Ermordung
       Charlie Kirks lustig gemacht oder die Schwere der Tat heruntergespielt.
       
       Kimmel war von der Rechten für seine Bemerkung aufs Korn genommen worden,
       die MAGA-Bewegung versuche alles, um zu beweisen, dass der Mord nicht von
       einem der ihren begangen worden sei, und daraus politische Vorteile zu
       ziehen. Er habe nie vorgehabt, irgendeine Gruppe für die Tat einer
       offensichtlich sehr gestörten Person verantwortlich zu machen, sagte Kimmel
       am Dienstag; es sei ihm vielmehr um das genaue Gegenteil gegangen.
       
       Ohne das explizit auszuführen, spielt er auf die sofort besonders von
       Donald Trump und seinem stellvertretenden Stabschef Stephen Miller in die
       Welt gesetzten Schuldzuweisungen an die „radikale Linke“ an – ein Begriff,
       den Trump für alles verwendet, was auch nur moderat links-liberal
       daherkommt.
       
       Mit sichtlichem Kloß im Hals erklärte Kimmel, wie sehr ihn die Worte von
       Kirks Witwe Erika während der [5][Trauerfeier am Sonntag] berührt hätten,
       als sie erklärte, dem Mörder ihres Mannes zu verzeihen.
       
       ## Starauftritt von Robert De Niro
       
       Kimmels Rückkehr auf den Bildschirm war eine Show, die nur an wenigen
       Stellen versuchte, wirklich komisch zu sein. Zu schwer die Last, von einem
       Moment auf den anderen als Symbol von Demokratie und Meinungsfreiheit
       dazustehen.
       
       Es war der Abend der Grundsatzerklärungen: „Ich möchte mich besonders bei
       denjenigen bedanken, die meine Show oder meine Haltungen nicht
       unterstützen, aber sich trotzdem für mein Recht zu reden einsetzen.“
       
       Im zweiten Teil ließ Kimmel den Schauspieler [6][Robert De Niro]
       zuschalten, in einer Rolle als neuer Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC.
       Lustige Idee, hatte doch De Niro in [7][Martin Scorses Mafiafilm
       „Goodfellas“] einen Mafiaboss gespielt, an den sich selbst der
       republikanische Senator Ted Cruz erinnert fühlte, als er die Aussagen von
       FCC-Chef Brendan Carr zu Kimmels Show hörte, man könne das Problem mit abc
       „einfach oder auf die harte Tour“ regeln. De Niro ist als wütender
       Trump-Gegner bekannt – aber die Nummer funktionierte humoristisch überhaupt
       nicht.
       
       Nur war das an diesem Abend nicht wirklich wichtig. Kimmels Rückkehr war
       ein Statement, ein politisches Ereignis, für viele ein Lichtblick in der
       zunehmenden Dunkelheit, eine Selbstvergewisserung der demokratischen
       Öffentlichkeit, dass noch nicht alles verloren ist. Comedy kommt dann
       später wieder.
       
       Dabei ist der Kampf noch nicht vorbei. Kurz vor der Ausstrahlung äußerte
       sich Donald Trump auf seiner Medienplattform Truth Social enttäuscht
       darüber, dass Kimmel wieder ausgestrahlt wurde – allerdings nicht bei den
       Sendern Sinclair und Nexstar. Diese ganzen Trump-Gegner seien vom
       Parteivorstand der Demokraten gesteuert, er werde Disney/abc wegen
       illegaler Wahlkampfpraktiken verklagen.
       
       24 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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