# taz.de -- Autoritäres Bündnis Russlands und Chinas: Xi und Putin demonstrieren Einigkeit​
       
       > Sie loben sich und unterzeichnen 20 Abkommen: Chinas Präsident und
       > Russlands Präsident rücken immer näher zusammen. In Sachen Ukraine lässt
       > Xi Russland freie Hand.
       
 (IMG) Bild: Sitzen an einem Tisch: der russische Präsident Wladimir Putin (l) und der chinesische Präsident Xi Jinping
       
       Seoul taz | Wer sich von Xi Jinpings Treffen mit Wladimir Putin ein paar
       kritische Zwischentöne erwartet hatte, wurde am Dienstag herbe enttäuscht.
       Zwischen die zwei Staatschefs passt derzeit kein Blatt. Die
       russisch-chinesischen Beziehungen seien auf „beispiellos hohem Niveau“,
       sagte Putin. Und Xi erwiderte: China und Russland haben den Test der Zeit
       bestanden und werden sich auch weiterhin gegenseitig unterstützen.
       
       Vor allem für Europa ist ihr Treffen eine enttäuschende Niederlage. Und die
       lässt sich sogar quantitativ bemessen: Ganze 20 Abkommen haben Xi und Putin
       in der Großen Halle des Volkes unterschrieben – zu Themen wie Energie,
       künstliche Intelligenz bis hin zu Landwirtschaft. Doch kein einziges Mal
       haben die beiden Präsidenten das [1][Kernanliegen der EU] erwähnt: einen
       Frieden für die Ukraine. Das Schicksal des kriegsgebeutelten Landes wurde
       nur am Rande mit einer höchst indirekten Anspielung abgefrühstückt: Beide
       Seiten unterhielten sich über „regionale Fragen von gemeinsamem Interesse“.
       
       Damit sind wohl sämtliche Hoffnungen begraben, [2][dass Chinas Staatschef
       seinen Druck auf Wladimir Putin geltend macht], baldige Verhandlungen mit
       dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufzunehmen. Möglich wäre
       dies sehr wohl, doch offensichtlich fehlt es Peking am politischen Willen.
       Schließlich ist die Abhängigkeit Russlands gegenüber der Volksrepublik
       bereits derart erdrückend, dass Xi längst ein Machtwort hätte sprechen
       können.
       
       Die russische Abhängigkeit lässt sich der chinesische Parteichef nun jedoch
       in Form von wirtschaftlichen Rabatten bezahlen. Denn wie der russische
       Staatsbetrieb Gazprom am Dienstagmorgen mitteilte, habe man mit der
       chinesischen Seite eine Einigung über den Bau der neuen Gas-Pipeline „Power
       of Siberia 2“ unterschrieben. Bis zu 50 Millionen Kubikmeter könne der
       Energieriese nun pro Jahr zusätzlich ins Reich der Mitte liefern – und
       zwar, so betont Gazprom, zu deutlich niedrigeren Preisen, als man sie von
       europäischen Kunden aufruft.
       
       ## Peking will Energiesicherheit und kooperiert mit Russland
       
       Die chinesischen Staatsmedien haben den Deal zwar noch nicht offiziell
       bestätigt. Er würde tatsächlich einen weiteren Durchbruch in den
       bilateralen Beziehungen der beiden Länder darstellen. Schließlich hat sich
       Peking lange Jahre gegen den Bau der „Siberia 2“ gesträubt. Hintergrund der
       chinesischen Zurückhaltung ist eine klassische Strategie der
       Risikominderung: Peking möchte sich für seine Energiesicherheit nicht von
       einem einzigen Staat zu abhängig machen. Das Vertrauen in Russland als
       zuverlässigen Partner scheint aber groß genug, um diesen Schritt zu gehen.
       
       Wie es sich für die „alten Freunde“ gehört, hat Xi den Gast aus Moskau nach
       den offiziellen Gesprächen noch hinter die verschlossenen Mauern des
       Regierungsviertels Zhongnanhai geführt. In seiner dortigen Residenz gab der
       Parteikader ein Bankett. Es ist ein derart herzlicher Empfang, wie ihn
       derzeit wohl kein anderes Staatsoberhaupt in der chinesischen Hauptstadt
       erhalten würde.
       
       Am Mittwoch wird Putin dann auf der Zuschauertribüne am Platz des
       Himmlischen Friedens erwartet. Wahrscheinlich dürfte er den Platz an Xis
       rechter Seite ergattern. Dann schauen die beiden Autokraten auf die
       Militärparade der chinesischen Volksbefreiungsarmee, die an diesem Tag die
       Kapitulation [3][Japans] und das Ende des Zweiten Weltkriegs zelebriert.
       
       Xi wird dabei betonen, dass der Westen „die historisch korrekte Sichtweise“
       auf jenes geschichtliche Kapitel einnehmen müsse. China und Russland sind
       laut der Propaganda Pekings verantwortliche Friedensmächte. Dass Putin den
       Krieg zurück nach Europa gebracht hat, wird während der Jubel-Show am
       Tiananmen-Platz wohl keine Rolle spielen.
       
       2 Sep 2025
       
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