# taz.de -- Religionsunterricht an Hamburger Schulen: Nicht wirklich für alle
       
       > Das Fach „Religion für alle“ an Hamburgs Grundschulen darf nur von
       > gläubigen Lehrkräften unterrichtet werden. Das muss sich ändern.
       
 (IMG) Bild: Auch der Religionsunterricht sollte alle mitnehmen: Schülerin in einer vierten Klasse
       
       Als am Dienstag in Hamburg die Erstklässler eingeschult wurden, lud die
       eine oder andere Kirche zum Einschulungsgottesdienst. Die Einschulung
       markiert nicht nur den Beginn des „Ernst des Lebens“, mit ihr kommen Kinder
       auch in Kontakt zur Religion. Als Fach „Religion für alle“ (Rufa) wird das
       in Hamburg von Klasse eins bis sechs verhandelt.
       
       Doch weil diesen Unterricht seit 2022 nur noch von den Kirchen berufene
       Lehrkräften anbieten dürfen, gibt es schon länger Streit. Denn fast 60
       Prozent der Hamburger gehören keiner Konfession an. Die große Gruppe der
       nicht Gläubigen, so die Kritik, [1][kommt nicht zu ihrem Recht]. Im Juni
       hat deshalb die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) [2][eine
       Petition dafür gestartet], dass schon ab Klasse eins alternativ Philosophie
       angeboten wird.
       
       Hamburg ist eigentlich zu Recht stolz auf [3][den überkonfessionellen
       „Rufa“], an dem neben der evangelischen und katholischen Kirche auch die
       Jüdische Gemeinde, die islamischen Religionsgemeinschaften und die
       Alevitische Gemeinde beteiligt sind. Mit Blick auf ein gutes Zusammenleben
       scheint dies sinnvoll. Aber nun kommt Kritik sogar aus dem Regierungslager.
       So hat die [4][Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der SPD] einen
       [5][Beschluss] gefasst, der die [6][GEW-Petition] unterstützt und eine
       bessere Lösung für die Schüler fordert.
       
       Denn obwohl SPD-Schulsenatorin Ksenja Bekeris sich für eine stärkere
       Berücksichtigung konfessionsloser Kinder eingesetzt habe, hätten sich die
       Religionsgemeinschaften nur zu „kosmetischen“ Änderungen bereit gefunden.
       Immer noch sei im Bildungsplan für das Fach die atheistische Sichtweise
       „ausschließlich mit Negativbegriffen belegt“. So heißt es dort, Kinder, die
       sich im Widerspruch zu jeglicher Religion verstünden, könnten durch den
       Rufa „ihre kritisch-distanzierte Sichtweise in der Sache fundieren und
       religiöse Hintergründe anderer besser verstehen“. Die [7][AfB empört sich],
       hier sollten „offenkundig nur die atheistischen Kinder religiöse
       Überzeugungen verstehen, aber nicht umgekehrt“.
       
       Die Petition war schon Gegenstand [8][einer Anfrage] der Linken-Politikerin
       Sabine Ritter. In der Antwort verteidigt die Hamburger Schulbehörde ihr
       Vorgehen. Es sei falsch, dass nicht religiöse Perspektiven abgetan oder
       negativ dargestellt würden. Auch würden die Schulen die Eltern sehr wohl
       darüber informieren, dass sie ihr Kind von Religionsunterricht abmelden
       können. Das passiere am Elternabend.
       
       Aber es gibt hier ein Dilemma: Die Behörde verkennt die schwache Position
       von Eltern. Sie wollen nicht anecken und ihr Kind schon gar nicht in eine
       Außenseiterposition bringen. Deshalb bleibt die Neuerung, dass der
       Unterricht nur von kirchlich Beauftragten erteilt werden kann, ein
       unangenehmer Übergriff. Will Hamburg wirklich ein Fach für alle anbieten,
       das auch Kinder nicht gläubiger Familien einschließt, müsste wieder erlaubt
       werden, dass auch nicht gläubige Lehrkräfte dies unterrichten. So wie es
       zuvor viele Jahre in Hamburg üblich war.
       
       11 Sep 2025
       
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 (DIR) [6] https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-eine-alternative-zum-religionsunterricht-in-den-klassen-1-bis-6-an-hamburger-schulen
 (DIR) [7] https://afb.spd-hamburg.de/fileadmin/hamburg-institutionen/afb/Positionen-Beschluesse/2025-09-03_Beschluss_RUfA.pdf
 (DIR) [8] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/94146/23_01171_erhalten_eltern_ausreichende_informationen_ueber_die_besonderheiten_des_religionsunterrichts_in_grundschulen_und_den_klassen_5_6#navpanes=0
       
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