# taz.de -- Gesetz zu CCS-Technik im Bundestag: Klimagase sollen im Meeresboden verpresst werden
       
       > Die Abgeordneten beraten eine Novelle des Kohlendioxid-Speichergesetzes.
       > Umweltschützer warnen vor längerer Abhängigkeit von Erdgas.
       
 (IMG) Bild: Das CO2-Tankschiff Northern Pioneer von Northern Lights
       
       Norwegens Energieminister war dafür extra angereist: Vor einem Jahr
       eröffnete er das [1][„Northern Lights“-Projekt] in Øygarden. Hier, auf
       einer Inselkette vor der Stadt Bergen, entsteht das erste kommerzielle
       Projekt zur unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid. Terje Aasland
       erklärte: „Dies ist ein historischer Moment, nicht nur für Norwegen,
       sondern für die Welt.“ Tatsächlich werden dort nun seit August
       Treibhausgase im Meeresboden gelagert.
       
       Es geht um die CO2-Abscheidung und die unterirdische Speicherung – Englisch
       [2][„Carbon Capture and Storage“ – kurz CCS]: In der Bundesrepublik ist es
       bislang nicht möglich, Treibhausgase in großem Stil zu verflüssigen und
       dann in porösen Gesteinsschichten unterirdisch zu verpressen, quasi als
       Endlager. Deshalb hat der Bundestag an diesem Donnerstag in erster Lesung
       [3][Änderungen am Kohlendioxid-Speicherungsgesetz] debattiert.
       Klimaneutralitätsstudien seien zu dem Ergebnis gekommen, „dass für die
       Erreichung der Klimaziele nach dem Klimaschutzgesetz der Einsatz von CCS …
       notwendig ist“, heißt es im Gesetzentwurf. Rechtslage ist bislang, dass nur
       Pilotprojekte zur Erforschung, Erprobung und Demonstration der Technologie
       erlaubt sind, kommerzielle Lager sollen etwa unter der Nordsee entstehen.
       
       Die Ampel hatte bereits einen Gesetzentwurf vorgelegt, sich bei der
       Umsetzung [4][aber zerstritten]. Einstimmiger Beschluss der SPD sei, dass
       CCS nur für unvermeidbare Emissionen aus der Industrie oder der
       Abfallverbrennung Anwendung finden soll, erläuterte damals Nina Scheer:
       „Für uns hat die Vermeidung und auch die Wiederverwertung von
       Treibhausgasen Vorrang vor dem Verpressen“, so die SPD-Klimapolitikerin.
       Der Gesetzentwurf aus dem Ministerium von Robert Habeck (Bündnisgrüne)
       sollte CCS aber beispielsweise auch für Gaskraftwerke möglich machen.
       
       Dies befürchten die Umweltverbände nun wieder. „Die vorliegende Novelle
       würde einen breiten Einsatz von CCS auch für technisch vermeidbare
       Emissionen ermöglichen“, schreiben sie [5][in einem offenen Brief] –
       unterzeichnet etwa vom BUND, Greenpeace, WWF, Germanwatch oder dem
       Naturschutzbund (Nabu). Würde CCS bei Gaskraftwerken zum Einsatz kommen,
       sei zu fürchten, dass Deutschland länger vom fossilen Energieträger Erdgas
       abhängig bleibt.
       
       ## Weltklimarat empfiehlt CCS
       
       „Koalitionsverträge enthalten immer schmerzliche Kompromisse“, erklärt der
       SPD-Bundestagsabgeordnete Helmut Kleebank gegenüber der taz. Die Union habe
       sich beim Thema „CCS für Gaskraftwerke“ durchgesetzt, „und wir halten uns
       an die Verabredung“, sagt der für das Thema zuständige Berichterstatter der
       Sozialdemokraten. Allerdings werde das„Koalitionsverträge enthalten immer
       schmerzliche Kompromisse“, erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete Helmut
       Kleebank gegenüber der taz. Die Union habe sich beim Thema „CCS für
       Gaskraftwerke“ durchgesetzt, „und wir halten uns an die Verabredung“, so
       der für CCS zuständige Berichterstatter der SPD. Allerdings sei er sich
       sicher, dass das parlamentarische Verfahren „noch die ein oder andere
       Änderung am Gesetzesentwurf bringen wird“.
       
       Der Weltklimarat arbeitet in seinen Projektionen seit Jahren mit der
       CCS-Technologie: Der IPCC fordert die Staatengemeinschaft auf, bis zum Jahr
       2100 wenigstens 700 Milliarden Tonnen CO2 einzulagern – so viel, wie die
       Menschheit derzeit in 18 Jahren produziert. Falls es im parlamentarischen
       Verfahren keine Verzögerungen gibt, könnte die Novelle Anfang 2026 in Kraft
       treten.
       
       11 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.equinor.com/energy/northern-lights
 (DIR) [2] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/carbon-capture-storage
 (DIR) [3] https://dserver.bundestag.de/btd/21/014/2101494.pdf
 (DIR) [4] /Regeln-zu-Kohlenstoffdioxidspeicherung/!6058763
 (DIR) [5] https://www.dnr.de/presse/pressemitteilungen/offener-brief-kein-einsatz-von-ccs-bei-technisch-vermeidbaren-emissionen
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nick Reimer
       
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