# taz.de -- Die Woche der Horror-Typen: Trump, Putin, Wolfram Weimer
       
       > Dazu im Rückblick: Typische Männerfreundschaft, Wurstverbot für Söder,
       > Bunga Bunga bei ProSieben, Jair Bolsonaro auf Kinox.to und doch kein
       > Staatstrojaner.
       
 (IMG) Bild: Könnten hier zwei neue BFFs entstehen?
       
       taz: Frau Irmschler, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Paula Irmschler: Es sind Sommerferien, ich saß im Zug und sah eine Frau
       mit ihren Kindern, es waren vier Stück. Sie hat sie bespaßt, gefüttert,
       beruhigt, halt auf ihrer Reise in den Urlaub begleitet. Ich dachte: Uff,
       wow, mal wieder eine Alleinerziehende, ganz schön krass mit vier Kindern.
       Am Ende der Reise stellte sich heraus, dass ein Capri-Sun trinkender Mann,
       der ein paar Sitze weiter mit dem Rücken zu dieser Familie saß, tatsächlich
       der Vater der Kinder war. Er hatte mit ihnen allerdings einfach stundenlang
       nichts zu tun, hat sich nicht mal umgedreht, es gab nur ihn und seine
       Capri-Sun und die vorbeiziehende Deutschlandschaft. Das wäre nur eine
       schlimme Anekdote, wenn ich nicht exakt die gleiche Situation mit
       anderen Leuten zwei Tage später noch mal beobachtet hätte. Ist echt nichts
       besser geworden mit diesen Heinis aka Vätern?
       
       taz: Und was wird besser in dieser? 
       
       Irmschler: Es gibt ein unglaublich berührendes neues Album von Ethel Cain,
       das man hören kann, wenn man Beihilfe zur Weltflucht braucht. Außerdem
       Grund zur Hoffnung: der erste Tarifvertrag in der Dönerindustrie (für die
       Mitarbeitenden der Dönerfabrik Birtat). Streik lohnt sich – ab auf die
       Straße!
       
       taz: Ist das [1][Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska] der Beginn
       einer Männerfreundschaft? 
       
       Irmschler: Wenn Freundschaft unter Männern bedeutet, dass autoritäre,
       überschätzte Vollpfeifen sich treffen, um krampfig Nähe zu simulieren, sich
       dabei aber eigentlich nur Schädliches für die Welt überlegen, dann ja. Also
       wahrscheinlich ja.
       
       taz: Markus Söder fordert, Ukrainer*innen das Bürgergeld zu streichen.
       Was sollte man Söder streichen? 
       
       Irmschler: Söder sollte jede politische und öffentliche Position gestrichen
       werden, wenn man das noch sagen darf. On top bekommt er Hausverbot in jedem
       Wurstlokal.
       
       taz: [2][Reiner Haseloff tritt nächstes Jahr nicht mehr als Spitzenkandidat
       für die CDU in Sachsen-Anhalt an] und macht den Weg frei für Sven Schulze.
       Kann er die AfD verhindern? 
       
       Irmschler: AfD-Positionen kann man kaum noch verhindern, teilen sie doch
       längst die meisten anderen Parteien in vielen Bereichen. Aber wenn dieser
       Schulze (von diesem mysteriösen „linken Flügel“ der CDU) gewählt wird,
       macht er vielleicht ein paar gute Sachen, so die gute alte
       Kleineres-Übel-Hoffnung.
       
       taz: Das Bundesverfassungsgericht hält den Einsatz von [3][Staatstrojanern
       nur bei schweren Straftaten für zulässig]. Können wir Filme nun wieder
       sorgenfrei bei Kinox.to streamen? 
       
       Irmschler: Sorgenfrei? Haben wir schon die unheimlichen Qualen vergessen,
       die mit der unzuverlässigen Suchfunktion, den Untertiteln im falschen Takt,
       den plötzlich mitten in der Spannung abgebrochenen Filmen, den
       Pornoanime-Pop-ups und dem Buffern, Buffern, Buffern einhergingen? Ich hab
       nur beim Aufschreiben fünf Stresspickel bekommen.
       
       taz: In der JVA Ottweiler begeht der 15-jährige Nelson Suizid, Beamte
       sollen ihn zuvor getreten und geschlagen haben. Ein weiterer Einzelfall
       rassistischer Gewalt?
       
       Irmschler: Es gibt eine [4][Petition auf change.org], die einen
       parlamentarischen Untersuchungsausschuss fordert, um die Umstände des Todes
       umfassend aufzuklären. Das ist wichtig, das sollte man unterschreiben. Man
       kann außerdem [5][@justizfuernelson] auf Instagram folgen. Man muss da
       hingucken, darf keine Ruhe geben.
       
       taz: Der [6][Berlusconi-Konzern MFE könnte ProSiebenSat.1 übernehmen].
       Sehen wir bald Bunga-Bunga-Partys im deutschen Fernsehen? 
       
       Irmschler: Die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen kann das
       Privatfernsehen doch schon ganz gut.
       
       taz: Währenddessen wurde [7][Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro unter
       Hausarrest gestellt]. Haben Sie Tipps zum Zeitvertreib zu Hause?
       
       Irmschler: Immer wieder irre, festzustellen, dass Menschen, die arm sind
       und sich deshalb Essen oder Zugang zu Verkehrsmitteln auf umständliche
       Weise beschaffen müssen, im Knast landen, während mächtige Männer, die
       mutmaßlich hinter einem verdammten Putsch stecken, zu Hause chillen können.
       Ich empfehle ihm Kinox.to mit den schlechtesten Adblockern.
       
       taz: [8][Israels Regierung will den Gazastreifen vollständig besetzen]. Was
       sollte der Rest der Welt jetzt tun? 
       
       Irmschler: Der Rest der Welt sollte sich gegen Rechtsradikale, Islamisten,
       alle Ausbeuter, Kriegstreiber und Lebensfeinde zusammentun, sich
       organisieren, demonstrieren, streiken, Infos teilen, Journalismus und
       Projekte vor Ort unterstützen.
       
       taz: Kulturstaatsminister Wolfram Weimer [9][verbietet das Gendern] in
       seinem Ministerium. Darf man heutzutage gar nichts mehr sagen?
       
       Irmschler: Kulturstaatsminister*in Wolfram Weimer? Die war nie in
       Paris, die kennen wir nicht.
       
       Fragen: Jonas Kähler, Wlada Froschgeiser
       
       10 Aug 2025
       
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