# taz.de -- Luftbrücke, Nietzard, Mahler: Der krawallige Lebensweg eines verstorbenen Nazis
       
       > Horst Mahler war nicht der einzige, der von links nach rechts immer der
       > Aussicht auf den größten Krawall folgte. Und: Der Zoll-Deal mit den USA
       > als Zeitenbruch.
       
 (IMG) Bild: Der angeklagte ehemalige deutsche Anwalt Horst Mahler im Jahr 2009
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Die Bilder aus Gaza.
       
       taz: Und was wird besser in dieser? 
       
       Küppersbusch: Sie werden gesehen.
       
       taz: Ist Kanzler Merz ’ Idee der Luftbrücke für Gaza eine Luftnummer? 
       
       Küppersbusch: Er will Israel beweisen, dass es nicht reicht. Und allen
       Kritikern Israels, dass er nicht blind ist. Für einen deutschen Kanzler ist
       das das Mögliche.
       
       taz: Hat US-Präsident Trump die EU mit dem Zolldeal übers Ohr gehauen oder
       ihr einen Gefallen getan? 
       
       Küppersbusch: Für eine Kolonie haben wir uns wacker geschlagen. Alles, was
       daraus folgt, ist ein Zeitenbruch. Unabsehbar.
       
       taz: Die Grüne-Jugend-Chefin Nietzard tritt zurück. Ein Markenkernbegriff
       der Wahlkampf-Grünen heißt „Toleranz“. Ist die Toleranz der Grünen an ihre
       Grenzen gekommen? 
       
       Küppersbusch: Nietzard postete intolerant gegenüber PolizistInnen, Männern,
       „Privatiers“, Familie Lindner und der oft noch wohlmeinenden Einladung von
       ParteifreundInnen, einfach mal die Finger von der Taste zu lassen. Sie
       jedenfalls repräsentiert nicht Toleranz, von daher wäre sie eine
       Fehlbesetzung. Linkspopulismus als Antwort auf den grassierenden Populismus
       von rechts ist ein relevantes Forschungsfeld. Die grüne Jugend weiß jetzt
       schon mal, wie es nicht geht.
       
       taz: Die deutsche Wirtschaft ist weiter im Schrumpfmodus. Finanzminister
       Klingbeil ist deswegen in großer Sorge um unsere Gürtellöcher und will nun
       mit der Ausweispflicht für Friseure die Schwarzarbeit bekämpfen. Ist das
       der Wachstumsbooster? 
       
       Küppersbusch: Was für die Sondervermögen und Entschuldenbremsung nun lange
       eingetrieben werden müsste bei den Steuerzahlenden, könnte man hie und da
       und dort streichen. Oder man koaliert mit den Sozis und lässt es ihren
       Wählern wegnehmen. Klassiker.
       
       taz: Dem Querdenker Ballweg konnte nicht nachgewiesen werden, dass er
       eingeworbene Unterstützergelder für private Zwecke verwendet hat. Ballweg
       und seine Anhänger behaupten, die Staatsanwaltschaft Stuttgart habe einen
       politischen Prozess geführt. Falsch? 
       
       Küppersbusch: Das Landgericht hat es bei einer „Verwarnung“ belassen und
       darin ausdrücklich U-Haft, Haussuchung und Kontenzugriff mildernd
       eingepreist. In einer besseren Welt würde man sagen: Wow! Wir haben eine
       funktionierende Justiz, die auch die aufgeblasenste und vielleicht
       zeitgeistige Anklage durch lässiges Belegeprüfen zischend entlüftet.
       Klasse! Wie also etwa Bernd Höcke von diesem Verfahren aus zu dem Schluss
       kommt, eine Reinigung des deutschen Rechtswesens anzukündigen, kann nur
       bedeuten, dass er sogar bei seinem eigenen Geschichtsunterricht geschlafen
       hat.
       
       taz: Das ukrainische Parlament hat die Unabhängigkeit der
       Korruptionsbekämpfung gesichert. Wird nun alles besser? 
       
       Küppersbusch: Präsident Selenskyj ist durch das Rein-und-Raus ernsthaft
       beschädigt. Vielerorts kann man nun Reports lesen über seinen Klüngel,
       seine Buddy-Personalien, egoistische Motive und gern auch mal wieder sein
       Aufscheinen in den Pandora-Papers der Steuerbetrüger. Er hat der
       politischen Geschichte die neue Charakterrolle des Video-Warriors
       hinzugefügt und weit über das Erwartbare hinaus sein Land durch die
       russischen Angriffe geführt. Trump hat ihn angeschossen, mit Salushny oder
       Klitschko schnippen hie und da mögliche Nachfolger auf. Die Geschichte ist
       gefräßig und mindestens medial wirkt Selensky nun gar.
       
       taz: RAF-Gründer und Nazi Horst Mahler ist ebenfalls tot. Letzte Worte? 
       
       Küppersbusch: Mahler exerzierte vor, dass „Ami go home“ zu
       Vietnamkriegszeiten genau so funktioniert wie das Nazisein. Diese Lehre
       kann man mitnehmen. Er war die gruseligste Version einer Loge verbitterter
       alter Egos: Ulrike Meinhofs Ex-Mann Klaus Reiner Röhl, Jürgen Elsässer, und
       in schwächeren Dosen bei Vera Lengsfeld. Kein Vergleich zu Mahlers Irrsinn,
       bitte – aber schon Lebenswege, die von links nach rechts immer der Aussicht
       auf den größten Krawall folgen.
       
       taz: Generalsanierung, gigantische Verluste, tödliche Hangrutsche – die
       Bahn kam letzte Woche gar nicht aus den Schlagzeilen. Fahren Sie noch Bahn? 
       
       Küppersbusch: Hab mir angewöhnt, in Berlin nur noch ein, zwei Termine zu
       machen, wenn ich von Dortmund aus Zug fahre. War jetzt dreimal bizarr
       pünktlich, hab mich in Berlin dann gelangweilt. Bin empört.
       
       taz: Und was macht der RWE? 
       
       Küppersbusch: Beginnt solide 1 zu 1 gegen 1860. Bei „Kleinanzeigen“ stehen
       Tickets für das anstehende Überspiel im Pokal, RWE gegen BVB, bereits zu
       vierstelligen Preisen.
       
       Fragen: Doris Akrap 
       
       Friedrich Küppersbusch ist Journalist, Produzent und hat erstmals etwas
       Hoffnung.
       
       3 Aug 2025
       
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