# taz.de -- Streit um Epstein-Akten: Obama kontert Trumps „schwachen Versuch abzulenken“
       
       > In den USA versucht Präsident Trump, dem Streit um die Epstein-Akten zu
       > entkommen – mit unbewiesenen Anschuldigungen gegen Ex-Präsident Obama.
       > Dieser äußert sich nun.
       
 (IMG) Bild: Der ehemalige US-Präsident Barack Obama: Das Bild zeigt ihn auf dem Demokratieforum der Obama-Stiftung in Chicago im Dezember
       
       Washington taz | US-Präsident Donald Trump und die republikanische Führung
       im US-Kongress können sich der laufenden Kontroverse um den
       [1][verstorbenen Kinderschänder Jeffrey Epstein] nicht entziehen. Der
       republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sah sich
       am Dienstag gezwungen, die Abgeordneten vorzeitig in die Sommerpause zu
       schicken, um eine Abstimmung über die Veröffentlichung von weiteren
       Dokumenten im Epstein-Fall vorerst zu verhindern.
       
       Johnsons Entscheidung zeigt, dass der Druck auf die Trump-Regierung weiter
       zunimmt. Sowohl Republikaner als auch Demokraten verlangen von der
       Regierung mehr Transparenz in der Epstein-Affäre, die vor allem [2][in der
       MAGA-Bewegung] für zahlreiche Verschwörungstheorien gesorgt hat.
       
       Trump hatte Justizministerin Pam Bondi bereits vergangene Woche damit
       beauftragt, weitere Akten und Dokumente, die derzeit gerichtlich unter
       Verschluss gehalten werden, zu veröffentlichen. Das US-Justizministerium
       hatte in den vergangenen Tagen einen offiziellen Antrag diesbezüglich
       gestellt. Ob der zuständige Richter dieser Forderung nachkommen wird, ist
       nicht bekannt.
       
       „Es besteht kein Grund für den Kongress, die Regierung zu etwas zu drängen,
       das sie bereits tut“, sagte Johnson während seiner wöchentlichen
       Pressekonferenz am Dienstag. Vielen Abgeordneten reichte diese Begründung
       allerdings nicht. „Die Öffentlichkeit wird das nicht einfach so hinnehmen,
       und das ist auch richtig so“, sagte der republikanische Abgeordnete Ralph
       Norman aus South Carolina.
       
       ## Kritik von Demokraten und Republikanern
       
       Der Demokrat Jim McGovern ging sogar noch einen Schritt weiter und
       behauptete, dass Republikaner sich vor der Wahrheit fürchten würden. „Es
       ist unglaublich, dass sie wegen dieser Epstein-Akten so eine Scheißangst
       haben“, sagte McGovern, der ranghöchste Demokrat im
       Geschäftsordnungsausschuss des Repräsentantenhauses.
       
       Johnson, der es seit seiner Wahl zum Sprecher im Oktober 2023 geschafft
       hatte, die gespaltene republikanische Fraktion durch geschickte Manöver
       zusammenzuhalten, geriet am Montagabend an seine Grenzen. Er verlor die
       Kontrolle über den so wichtigen Geschäftsordnungsausschuss, der Gesetze zur
       Diskussion und Abstimmung an das gesamte Repräsentantenhaus schickt.
       
       Die Republikaner stoppten am Montagabend plötzlich sämtliche Abstimmungen
       im Ausschuss, um zu verhindern, dass Demokraten für einen Antrag stimmen
       können, der die Veröffentlichung von zusätzlichen Epstein-Akten gefordert
       hätte. Warum Johnson diese unorthodoxe Entscheidung traf, ist unklar, denn
       auch er hatte sich in den vergangenen Tagen für die Veröffentlichung von
       weiteren Dokumenten ausgesprochen.
       
       ## Obama soll hinter Anti-Trump-Verschwörung stecken
       
       Trump, der am Dienstag den philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr.
       im Weißen Haus empfing, wollte sich [3][zur Epstein-Affäre nicht weiter
       äußern]. Er änderte stattdessen das Thema und bezichtigte den früheren
       Präsidenten Barack Obama des Verrats.
       
       „Er ist schuldig, daran besteht kein Zweifel. Das war Verrat. (…) Sie haben
       versucht, die Wahl zu stehlen. Sie haben versucht, die Wahl zu verfälschen.
       Sie haben Dinge getan, die sich niemand auch nur im Entferntesten
       vorgestellt hat, nicht einmal in anderen Ländern“, sagte Trump im Oval
       Office.
       
       Die unbewiesenen Anschuldigungen gegen Obama und andere Mitglieder aus
       dessen Regierungszeit kommen, nachdem die Geheimdienstdienstbehörde ODNI in
       der vergangenen Woche Dokumente und E-Mails veröffentlicht hatte, die
       angeblich belegen sollen, dass der demokratische Ex-Präsident hinter einer
       Verschwörung gegen Trump stecken würde, die nach dessen Wahlsieg im Jahr
       2016 begonnen habe.
       
       Der Obama-Regierung wird vorgeworfen, dass die Geheimdienst-Berichte über
       angebliche russische Wahlmanipulation während der US-Präsidentschaftswahl
       2016 erfunden wurden, um Trumps Wahlsieg zu untergraben. Sowohl eine
       Untersuchung durch Sonderermittler Robert Mueller als auch ein Gutachten
       durch den US-Senat bestätigten in den Folgejahren, dass Russland
       tatsächlich auf verschiedene Weise versuchte, die Wahl zu beeinflussen.
       Obama sah sich aufgrund der Dimension der Anschuldigungen gezwungen, eine
       Erklärung abzugeben.
       
       ## Erklärung von Ex-Präsident Obama
       
       „Aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten würdigt unser Büro den ständigen
       Unsinn und die Fehlinformationen, die aus dem Weißen Haus strömen,
       normalerweise nicht mit einer Antwort. Aber diese Behauptungen sind
       ungeheuerlich genug, um eine solche zu rechtfertigen. Diese bizarren
       Anschuldigungen sind lächerlich und ein schwacher Versuch, abzulenken“,
       hieß es in einer Stellungnahme von Obamas Pressesprecher Patrick Rodenbush
       am Dienstag.
       
       Eine erste Auswertung der veröffentlichten Dokumente gibt keinerlei
       Anhaltspunkte dafür, dass die Obama-Regierung eine Verschwörung gegen Trump
       geplant oder realisiert hätte. Sue Gordon, die während Trumps erster
       Amtszeit als stellvertretende Geheimdienst-Direktorin tätig war, erklärte
       gegenüber der taz, dass die als neue Beweise angepriesenen Dokumente nur
       das bestätigen würden, was bereits bekannt sei.
       
       „Vereinfacht ausgedrückt scheint sie (die derzeitige
       Geheimdienst-Direktorin Tulsi Gabbard) die Nuancen zwischen den Wörtern
       Einmischung – also Maßnahmen gegen die Wahlinfrastruktur, die wir nicht
       gesehen haben – und Einflussnahme – also die Absicht und Handlung mit
       verschiedenen Mitteln, die Wahl nach den eigenen Interessen zu beeinflussen
       – übersehen zu haben“, analysierte Gordon.
       
       Gabbard hatte erklärt, dass sie sowohl Obama als auch andere Personen an
       das Justizministerium zur weiteren Untersuchung möglicher Straftaten
       weiterleiten werde. Für viele Beobachter ist dies nichts weiter als eine
       Ablenkungstaktik der Trump-Regierung, um von der aktuellen Kontroverse um
       Epstein abzulenken und MAGA-Anhängern ein neues Angriffsziel zu geben.
       
       23 Jul 2025
       
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