# taz.de -- Uefa vs. Fifa: Nicht der nette kleine Bruder
       
       > Die Uefa inszeniert sich gerne als vernünftigen Gegenpol zur
       > durchgeknallten Fifa. Doch die Europäische Fußballunion geht jeden
       > Schritt der Fifa mit.
       
 (IMG) Bild: Goldverliebt: US-Präsident Donald Trump (r.) und Fifa-Präsident Gianni Infantino, am 13. Juli
       
       So, das schauerliche Spektakel, das der Internationale Fußballverband in
       den USA durchgezogen hat, ist überstanden. Die [1][Weltmeisterschaft für
       Klubmannschaften] ist vorbei. Die Ölmonarchie Saudi-Arabien hat dafür
       gesorgt, dass die irrwitzigen Prämien, die den Teilnehmern versprochen
       worden waren, wirklich an die Vereine ausgeschüttet werden.
       
       Der Präsident der Fifa, Gianni Infantino, hat seine letzten
       Arschkriechereien bei Donald Trump erfolgreich absolviert und kann nun in
       aller Ruhe die WM – die eigentliche, die der Nationalmannschaften – im
       kommenden Jahr vorbereiten. Wie viele Migrant*innen bis dahin in Käfigen
       gehalten werden und auf die Vertreibung in irgendein Land, das dafür
       kassiert, warten, wird dem Fifa-Boss egal sein.
       
       Nicht erst seit der WM im homophoben Sklavenhalterstaat Katar, auf dessen
       WM-Baustellen Hunderte Arbeiter ums Leben gekommen sind, hat der Verband
       [2][jedes Ansehen verloren]. Die Fifa gilt schon lange als Heimat der
       Sportkorruption, seit sich Funktionäre mit Millionenbeträgen für TV-Rechte
       bei den großen Turnieren und Bestechungsgeldern bei der Vergabe von
       Weltmeisterschaften bereichert haben.
       
       Die Uefa inszeniert sich gern als vernünftigen Gegenpol zur durchgeknallten
       Fifa. Doch die Europäische Fußballunion ist jeden Schritt mitgegangen, den
       die Fifa auf ihrem Weg eingeschlagen hat. Auch den Zuschlag für eine
       Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien 2034 hat sie brav durchgewunken. Im
       europäischen Fußball gibt es nur einen einzigen Verband, der klipp und klar
       Position bezogen hat. Doch Lise Klaveness, die Präsidentin des norwegischen
       Fußballverbandes, die der Fifa auf deren Kongress einmal so richtig die
       Leviten gelesen hat, bleibt eine einsame Ruferin.
       
       Und doch hält sich die öffentliche Kritik an der Uefa in Grenzen. Gewiss
       profitiert der Kontinentalverband von dem alles überstrahlenden Irrsinn,
       den Infantino mit der Fifa abzieht. Neben dem Weltverband wirkt die Uefa
       wie ein harmloser Organisator kontinentaler Sportgroßereignisse. In der
       Schweiz präsentierte sie sich gerade wie eine NGO, deren oberstes Ziel es
       ist, den Frauenfußball zu fördern. Dabei war es die Uefa, die mit der
       Einführung der Champions League im Jahr 1992 den Weg bereitet hat für das,
       was heute nicht nur von notorischen Fußballnostalgikern als Abart des
       modernen Fußballs kritisiert wird.
       
       Durften zu Beginn nur die Landesmeister um den begehrten Henkelpott
       spielen, nehmen heute bisweilen mehr als vier Klubs aus einem Land am
       Wettbewerb teil. Das sind dann meistens die Großklubs aus den großen
       Fußballnationen. Die Landesmeister aus Estland, Slowenien oder Bulgarien
       werden in Qualifikationsrunden vorher schon ausgesiebt. Wenn der FC Bayern
       etwa wirklich einmal nur Dritter in einer Saison wird – wie 2024 –, muss er
       keine Angst haben, von den Geldtöpfen der Uefa abgeklemmt zu werden. Die
       Champions League steht ihm offen.
       
       ## Warum die Ligen immer langweiliger werden
       
       Mit den Jahren hat die Uefa so dafür gesorgt, dass nationale Ligen immer
       langweiliger werden, weil nur die Teams um den Titel spielen können, die
       regelmäßig die irrwitzigen Prämien aus der Champions League einstreichen
       oder mit Oligarchenmilliarden und Petrodollars die besten Fußballer der
       Welt an sich binden können. Vier Milliarden Euro werden in der Champions
       League jedes Jahr umgesetzt. Das Finale des Wettbewerbs gehört zu den
       größten jährlich wiederkehrenden Sportevents der Welt.
       
       Zwar hat sich die Uefa selbst einen Kontrollmechanismus verordnet, der sich
       „Financial Fair Play“ nennt und mit dem dafür gesorgt werden soll, dass
       Klubs nicht mehr Geld ausgeben, als sie mit dem Fußball erwirtschaften.
       Doch damit konnte sie nicht verhindern, dass Staatskonzerne vom Golf sich
       mit irrwitzigen Summen an die europäische Spitze katapultiert haben.
       Seitdem ein katarischer Staatsfonds 2011 den französischen Klub Paris
       Saint-Germain gekauft hat, flossen etwa 2 Milliarden Euro – vor allem an
       Ablösesummen und Spielergehältern – in den Klub. 2025 gewann der Klub den
       ersehnten Titel in der Champions League.
       
       Die Uefa hatte nichts dagegen, obwohl offensichtlich ist, dass den
       Investitionen kein realer Wert gegenübersteht. Natürlich hatte sie nichts
       dagegen: Der Präsident von Paris Saint-Germain sitzt in der Exekutive der
       Uefa. Er ist Katarer, heißt Nasser al-Khelaifi, ist Chef des
       Investitionsfonds, dem der Pariser Klub gehört, und gehört dem
       Leitungsgremium der Uefa an. Das – wegen der Arbeitsbedingungen und seiner
       staatlich festgeschriebenen Homophobie zu Recht viel gescholtene – Emirat
       sitzt an den Schalthebeln des europäischen Fußballs.
       
       Uefa-Präsident Alexander Ceferin gilt dennoch als Gegenmodell zum
       durchgeknallten Fifa-Boss Infantino. Als dieser die versammelten
       Fußballverbandspräsidenten aus aller Welt beim jüngsten Fifa-Kongress in
       Paraguay stundenlang warten ließ, weil er Donald Trump auf dessen Reise
       nach Saudi-Arabien begleitete, verließ Ceferin den Kongress vorzeitig. Die
       Uefa hat sich über die Verspätung echauffiert – mehr aber auch nicht. Wenn
       es ernst wird, kann sich die Fifa auf die Uefa verlassen.
       
       ## Fifa kupfert ab
       
       Nun müssen die Europäer mit ansehen, wie die Fifa all ihren
       gewinnbringenden Ideen nacheifert. Wie sich aus dem Klubfußball mit seinen
       unzähligen treuen Fans durch die Champions League Geld herausquetschen
       lässt, hat die Fifa zur eigenen Klub-WM inspiriert. Auch das Erfinden immer
       neuer Wettbewerbe zur Umsatzsteigerung ist keine Fifa-Spezialität. Das
       Spiel zwischen dem Männereuropameister und dem Südamerikameister wird als
       „Finalissima“ von der Uefa und dem südamerikanischen Verband Conmebol
       bestens vermarktet.
       
       Als moralisches Gegengewicht zum Weltverband taugen die Europäer ebenfalls
       nicht. Bei all den faszinierenden Bildern von der EM der Frauen aus der
       Schweiz sollte man nicht vergessen, dass es diese Uefa ist, die das Turnier
       veranstaltet.
       
       5 Aug 2025
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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