# taz.de -- Berichterstattung bei der EM: Der teure Blick hinter die Uefa-Mauer
       
       > Gratisessen gibt es bei dieser EM für Journalist:innen nicht. Dafür
       > personalisierte Sitze und Food-Labels von „grüner Hügel“ bis
       > „Scheißhäufchen“.
       
 (IMG) Bild: Tor bei der EM in der Schweiz! Aber die Teilnahme für Journalist:innen wird immer komplizierter
       
       Die Uefa hat sich Zeit gelassen. Ich weiß nicht, ob es schlechte
       Organisation war, Gleichgültigkeit oder Marketingstrategie. In jedem Fall
       habe ich erst erfahren, dass ich für das Turnier akkreditiert bin, als ich
       schon zur K.-o.-Runde in die Schweiz angereist war – immerhin zwei Tage vor
       dem ersten Spiel, auf wiederholtes Nachfragen, und immerhin ein Ja. Das
       nennt man wohl Thrill. Dieser ungewollte Thrill muss ein allgemeines Ding
       gewesen sein. Auch andere Kolleg:innen haben bis wenige Wochen vor
       Turnierbeginn geharrt. Für Leute mit finanziellem Vorschuss vom
       Auftraggeber, zu denen ich schönerweise gehöre, war das zu verkraften. Aber
       was ist mit Kolleg:innen, die auf eigene Rechnung ohne Absicherung buchen?
       Und wie unverschämt ist das generell von der Uefa?
       
       ## Wie im Klassenzimmer
       
       Die Verbände ziehen die Mauern höher. Turnierbeobachtung wird immer teurer;
       die aufgeblähte Männer-WM 2026 wird für viele Bericht Erstattende kaum
       finanzierbar. Die Schweiz als Ausrichterstaat bildet im Trend keine
       Ausnahme. Auch gibt es jetzt die Regel, dass man erst zu einem Spiel
       akkreditiert sein muss, um eine Gesamtakkreditierung zu kriegen, was
       ungefähr null Sinn macht und wohl der Grund der Verzögerung ist. Und einen
       Sitzplatz muss ich neuerdings buchen. Das läuft in Gruppen nach Picks, also
       ein bisschen wie beim NBA-Draft, zu gestaffelten Zeiten. Ich verchecke
       meinen Pick dauernd, und eigentlich ist es auch wieder egal, weil es eh
       genug Plätze gibt. Immerhin kann man jetzt vorher schauen, welches Medium
       wo sitzt. Das ist so ähnlich wie im Klassenzimmer. [1][Es wird also mal
       wieder immer irrer bei der Uefa.]
       
       Die Turnierkolumne, in der man über Fifa oder Uefa schimpft, gehört fest
       ins Repertoir. Zugegeben, sie ist mir auch ein bisschen unangenehm.
       [2][Denn Journalist:innen maulen über die Uefa im etwa gleichen
       Rhythmus wie Deutsche über die Deutsche Bahn.] In beiden Fällen hat das
       meistens seine Richtigkeit, aber es ist auch was Performatives dran, ein
       ewig gleicher Witz ohne jede Fallhöhe. Und finden wir es nicht doch alle
       ganz gut hier bei der Uefa? Auf schönen Sitzplätzen jubeln mit dem Team.
       Ich kann dieses Wunder manchmal immer noch nicht fassen, kostenlos ins
       Stadion zu dürfen und noch dafür bezahlt zu werden. Die exklusive Welt im
       Medienbereich hat etwas Faszinierendes. Endlose verwinkelte Katakomben und
       Betontreppen, Aufzüge in luxuriöse Etagen, die Suche nach dem Gratisessen.
       
       ## Scheißhäufchen
       
       Leider gibt es dieses Mal kein Gratisessen, nur überteuerte Uefa-Menüs. Ich
       kaufe mein Essen also an der irre teuren Stadionbude. Immerhin, eine
       wirklich gute Neuerung gibt es hier: [3][Das Essen der Uefa ist jetzt
       moralisch markiert, von niedrigen Emissionen bis zu hohen,] anständige
       Gerichte haben einen schönen grünen Hügel, die größten Klimakiller kriegen
       ein braunes Scheißhäufchen. Ich kaufe einen schönen grünen Hügel,
       hauptsächlich weil Fritten eh das Beste sind. Und kurz denke ich: Warum
       verkauft uns die Uefa eigentlich braune Scheißhäufchen?
       
       19 Jul 2025
       
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