# taz.de -- Massaker an Drusen in Syrien: Gegen die Gewalt der Islamisten
       
       > In Berlin demonstrieren Hunderte gegen die Massaker an Drusen in Syrien.
       > Auch in Deutschland wird die Minderheit von Islamisten bedroht.
       
 (IMG) Bild: Trotzen den islamistischen Drohungen: Drusen vor der US-Botschaft in Berlin am Sonntag
       
       Berlin taz | Sie stehen in der prallen Sonne vor der US-Botschaft am
       Brandenburger Tor. Viele sind aus umliegenden Städten angereist. Rund
       10.000 Drusen von weltweit einer Million leben in Deutschland. In Berlin
       protestieren Hunderte von ihnen gegen ein mutmaßliches Massaker, das
       Tausende Kilometer entfernt tobt, und ihre Familien direkt trifft.
       
       In As-Suwaida, einer drusisch geprägten Region im Süden Syriens,
       [1][eskaliert seit einer Woche die Gewalt.] Sunnitische Milizen und
       Regirungstruppen überziehen die Region mit gezielten Angriffen. Hunderte
       Zivilisten wurden laut Menschenrechtsgruppen ermordet. Bestätigt sind von
       der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bisher 336 tote
       drusische Kämpfer, 342 Angehörige der Sicherheitskräfte, 18 beduinische
       Kämpfer und mindestens 104 getötete Zivilisten. Die Stelle berichtet
       außerdem von 194 nicht näher benannten Menschen, die von Soldaten
       hingerichtet wurden, und von drei durch drusische Milizionäre exekutierten
       Beduinen.
       
       Tareq Alaows, [2][flüchtlingspolitischer Sprecher von Pro Asyl], ist selbst
       Druse und hat Angehörige verloren: Zwei Onkel und ein Cousin wurden
       getötet. Er spricht von Völkermord: „Nicht nur Drusen werden angegriffen,
       sondern ganz Suweida, also auch Christen. Aber die Absicht geht gezielt in
       Richtung unserer Auslöschung.“
       
       Seit Tagen organisiert Alaows mit anderen täglich Proteste in Berlin. Dafür
       erhält er Drohungen. „Ich wurde auf Demos gefilmt, man droht mir mit
       Verfolgung meiner Familie. Einige derjenigen, die mich angreifen, habe ich
       selbst im Asylverfahren unterstützt. Aber ich werde nicht aufhören, mich
       für die Rechte aller einzusetzen, unabhängig von Religion.“
       
       ## Hoffen auf die USA
       
       Seine Cousine Zeina Alaous hat gerade ihr Abitur in Berlin gemacht. Die
       Ohnmacht ist spürbar. „Wir sind machtlos. Es ist schwierig, politisch Gehör
       zu finden, obwohl das einer der wenigen Wege ist, wie wir hier helfen
       können.“ Sie hat Abgeordnete kontaktiert und wartet bis heute auf Antwort.
       Gleichzeitig erlebt sie offenen Hass. „Ich saß in der U-Bahn, da sagte
       jemand: ‚Wir werden sie alle schlachten.‘ Ich hatte Angst.“ Auch Menschen
       aus ihrem direkten Umfeld posten in den sozialen Medien gegen die Drusen.
       „Ich frage mich: Mit wem habe ich all die Jahre gelebt?“
       
       Omar Alkadamani, Mitorganisator der Kundgebung, hat zwei Onkel zweiten
       Grades verloren, einer von ihnen wurde mit seiner Frau geköpft. „Ich habe
       Angst, alles zu verlieren“, sagt er. Und doch bleibt er unbeugsam. „Sie
       können uns morden, foltern, unsere Würde angreifen, aber wir bleiben
       kämpferisch.“
       
       Seine Familie lebt in Suweida. Strom und Lebensmittel sind seit Tagen
       blockiert. Die Region ist abgeriegelt. Von einigen bekommt er
       Unterstützung, erzählt der Leipziger Aktivist, doch gleichzeitig berichtet
       er von Diffamierungen. „Viele glauben der Propaganda der syrischen
       Regierung und stellen unsere Würde in Frage. Das macht mich traurig.“
       
       Der Protest richtet sich bewusst an die USA. Sie haben Einfluss auf die
       syrische Regierung [3][unter Ahmed Al-Scharaa], das angeblich zur
       Stabilisierung militärisch in Suweida eingriff. Menschenrechtler werfen der
       syrischen Regierung vor, eigentlich aber Kämpfer mobilisiert und die Gewalt
       angeheizt zu haben. Sie fordern ein Ende der Angriffe, Schutz für
       Zivilisten, humanitäre Korridore und unabhängige Beobachtungstruppen. Dafür
       sollen Deutschland und die USA Druck auf die syrische Interimsregierung
       ausüben.
       
       Aktualisiert am 21.07.2025 um 12:10 Uhr. d. R.
       
       21 Jul 2025
       
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