# taz.de -- AfD-Besuch im linksgrünen Biotop: Im Berliner Görli fliegen Eier
       
       > Nur etwa fünf Minuten dauert die „Begehung“ der AfD des Görlitzer Parks.
       > Was die Partei als Inszenierung geplant hat, endet als Shit-Show.
       
 (IMG) Bild: Da hat wer was abbekommen: AfDler mit Entourage in Kreuzberg
       
       Berlin taz | Den Beweis, dass der Görlitzer Park nicht sicher ist, dürfte
       die AfD erbracht haben – zumindest jedenfalls für die AfDler selbst.
       [1][Groß hatte die rechtsextreme Partei eine „Begehung“ des Parks
       angekündigt] – offensichtlich als Politstunt, um die linksgrünen
       Kiezbewohner:innen zu provozieren und um sich gegenüber der CDU als
       Law-and-Order-Kraft zu inszenieren. Doch schon um überhaupt in den Park zu
       kommen, braucht es ein Großaufgebot der Polizei – und ein
       Ablenkungsmanöver.
       
       Statt am Haupteingang an der Skalitzer Straße, wo seit den Morgenstunden
       Gegendemonstrant:innen warten, tauchen die AfD-Abgeordneten Alexander
       Bertram und Thorsten Weiß am Seiteneingang in der Lübbener Straße auf. Doch
       natürlich sind auch hier sofort Parkgänger:innen zugegen, um die AfD
       mit allem zu beschimpfen, was der multikulturelle Wortschatz der
       Kiezbewohner:innen so hergibt.
       
       Was folgt, ist eine Politshow, die keine fünf Minuten dauert. Die AfDler
       schreiten mit angestrengt erhobenem Haupt und betont besorgter Miene durch
       das, was sie als „Schandfleck eines kapitulierenden Staates“ bezeichnen.
       Sie gucken mal nach links, mal nach rechts – und können dort doch nichts
       anderes sehen, als Polizist:innen, die Gegendemonstrant:innen
       wegschubsen. Die werfen erst Flyer, dann Eier – doch bevor sich die
       Stimmung so richtig aufheizen kann, hat die Polizei die AfDler schon zum
       nächsten Parkausgang gesteuert.
       
       Etwa eine Stunde vorher steht die Kreuzberger Abgeordnete Katrin
       Schmidberger (Grüne) mit Sonnenbrille und Mikrofon am Eingang Skalitzer
       Straße. Es sind 24 Grad, eigentlich Freibad-Wetter – aber die Pflicht ruft.
       Schmidberger spricht zu den Demonstrierenden: „Wir werden uns unseren Görli
       nicht kaputt machen lassen von den Nazis. Die AfD hetzt gegen Leute, die
       eigentlich unsere Solidarität und Hilfe brauchen“, sagt sie. Im Publikum
       werden bunte Sticker verteilt. Auf Schildern steht etwa: „AfD einzäunen,
       Görli auflassen“. Die Stimmung ist ausgelassen, die Menge siegessicher.
       
       ## Am Ende bleibt nur die U-Bahn
       
       Auch die Omas gegen Rechts sind zur Unterstützung gekommen. „Die AfD
       veranstaltet ein Theater, das nichts mit der Realität zu tun hat. Die
       verbreiten hier Lügengeschichten für eine angebliche Sauberkeit“, beschwert
       sich die 68-jährige Ursula. Auch für den Senat hat sie kein gutes Wort
       übrig. „Es gibt kein Geld in Berlin und CDU und SPD wollen hier für
       Millionen Euro einen Zaun hinbauen. Für wen eigentlich?“, fragt sie. Ihre
       Mitstreiterin Jenny schließt sich an: „Das Problem wird nur [2][auf die
       Straßen verdrängt]“.
       
       Ausgerechnet in der Zaunfrage würde sogar die AfD zustimmen: Vor rechten
       Streamern und Springerpresse erklären die rechtsextremen Politiker
       wortreich, warum auch die AfD gegen den Görli-Zaun ist – der sei nämlich
       Symbolpolitik, was es wirklich brauche, sei Massenüberwachung und die
       Deportation der ganzen kriminellen Ausländer. Gestört wird diese Hetze von
       einem Mann mit schottischem Dialekt, der sich durch die Polizei drängt, um
       die AfDler mit Inbrunst als „fookin' Nazi-Scum“ zu bezeichnen.
       
       Doch erstmal hat die AfD mit viel praktischeren Problemen zu kämpfen: Es
       ist leicht, sich inkognito in den linksgrünversifften Kiez einschleusen zu
       lassen, aber wie kommt man da jetzt wieder weg? Immer wieder versuchen die
       Beamten, die Gegendemonstrant:innen mit Polizeiketten abzudrängen.
       Aber aus jedem Hauseingang und jedem Café kommen immer neue Leute. „Ihr
       versteht unseren Kiez überhaupt nicht!“, ruft eine Frau. „Was für 'ne
       Witzvorstellung!“, ein anderer Mann. „Alle sind hier sicher! Frauen,
       Kinder, Refugees – nur die AfD kann nicht ohne Bullen durch Kreuzberg
       laufen!“, ruft er.
       
       An der Skalitzer Straße versucht die Polizei schließlich, den AfDlern ein
       Taxi zu organisieren. Aber auch das scheitert, weil einfach kein:e
       Taxifahrer:in die AfD mitnehmen will. Erschwerend kommt hinzu, dass die
       Polizei so viele Polizeiwannen ankarrt, dass sie selbst die Straße
       verstopft. Es bleibt deshalb nur das Verkehrsmittel, das in Berlin immer
       alle mitnimmt, ungefragt ihres geistigen Zustands: die U-Bahn. Dutzende
       Polizist:innen quetschen sich mit den AfDlern und deren rechter
       Medienentourage in einen kurzerhand besetzten Waggon, der Zug fährt ab.
       „Haut ab, haut ab!“, wird unten zum Abschied gerufen.
       
       1 Jul 2025
       
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