# taz.de -- Sinnsuche beim SPD-Parteitag: Einig im Dagegen, ratlos beim Dafür
       
       > Bärbel Bas und Lars Klingbeil stehen vor der Herausforderung, die SPD
       > wieder zu versöhnen und inhaltliche Leerstellen zu füllen. Kann ihnen das
       > gelingen?
       
 (IMG) Bild: Stehen nach ihrer Wahl zur SPD-Parteispitze vor großen Herausforderungen: Lars Klingbeil und Bärbel Bas
       
       Auf eins kann man sich in der SPD immer einigen: Der Feind steht rechts. Ob
       im Kaiserreich, als die Sozialistengesetze den Verein untersagten. Ob unter
       den Nazis, die Sozialdemokraten und Kommunisten ermorden ließen. Oder
       aktuell, wenn die SPD ein Verbot der rechtsextremen AfD fordert. Der
       Beschluss des Parteitags, ein solches Verbotsverfahren zu prüfen, ist für
       die Demokratie mindestens so wichtig wie für die Seele der Partei. Umso
       schwerer fällt es der SPD im 21. Jahrhundert zu erklären, wofür sie
       eigentlich steht. Irgendwas mit guter Arbeit.
       
       Das Ergebnis der Bundestagswahl spricht dafür, dass auch den meisten
       Wähler:innen schleierhaft ist, wozu es die SPD noch braucht.
       
       Der historisch niedrige Rückhalt für den auf dem Parteitag wiedergewählten
       Parteichef Lars Klingbeil ist Ausdruck einer wütenden Ratlosigkeit
       innerhalb der Partei, die hofft, dass nun alles anders wird. Diese Hoffnung
       spiegelt auch der grandiose Vertrauensvorschuss für die neue Co-Vorsitzende
       Bärbel Bas wider.
       
       ## Können Bas und Klingbeil die Sozialdemokraten einen?
       
       [1][Bas und Klingbeil] stehen vor der Herausforderung, die SPD wieder zu
       versöhnen, inhaltliche Leerstellen zu füllen und das Wesen der
       Sozialdemokratie zum Funkeln zu bringen. Dass dies gelingt, ist längst
       nicht sicher. Zum einen, weil Bas und Klingbeil als Minister:innen in
       einem Koalitionskorsett mit der ungeliebten Union feststecken, die sich
       unter Friedrich Merz Themen der AfD angeeignet und im Januar eine
       Kooperation mit ihr billigend in Kauf genommen hat.
       
       Zum anderen personifizieren Bas und Klingbeil die klassische SPD:
       Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Stahl und Autos, Mitbestimmung und
       Gewerkschaften. Doch allein mit diesen Parametern lässt sich die
       Gesellschaft nicht mehr beschreiben.
       
       Die Frage, was gute Arbeit ausmacht, ist in Zeiten von künstlicher
       Intelligenz nicht mit Tarifbindung und Mindestlohn zu beantworten. [2][Als
       Antwort auf die Klimakrise ist ein Bekenntnis zu grünem Stahl nicht
       ausreichend.] Den weltweiten Migrationsbewegungen und dem nationalen
       rassistischen Diskurs hat die SPD kein solidarisches Einwanderungskonzept
       entgegenzusetzen. Klima, Migration, KI: Themen, die auf dem Parteitag eine
       Nebenrolle spielten, sofern sie überhaupt zur Sprache kamen.
       
       Nun begibt sich die SPD auf Sinnsuche, erarbeitet ein neues
       Grundsatzprogramm, die sozialdemokratische Vision einer solidarischen,
       demokratischen Gesellschaft. Sie ist zum Erfolg verdammt. „Auf zum letzten
       Gefecht“, schmetterten die Jusos am Abend des Parteitags. Das hat
       Tradition. Der Aufbruch steht noch aus.
       
       29 Jun 2025
       
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 (DIR) Anna Lehmann
       
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