# taz.de -- Massenproteste in Kenia: Die Kenianer haben die Schnauze voll
       
       > Mit brutaler Polizeigewalt kippt Kenias Demokratie immer weiter in
       > Richtung Autokratie. Das sollte Warnung genug für Afrikas Autokraten
       > sein.
       
 (IMG) Bild: Demonstration in Kenia am Mittwoch
       
       Kenia galt bislang als eine der wenigen verbliebenen Bastionen der
       Demokratie in Afrika. Kenias Präsident William Ruto, der seit 2022 an der
       Macht ist, hat der jungen Bevölkerung Hoffnung gemacht: auf mehr
       Entwicklung, mehr Jobs, mehr Freiheit und eine bessere Zukunft. [1][Dass
       die Generation Z nun erneut landesweit auf die Straßen geht,] hat viel mit
       der Enttäuschung dieser Hoffnung zu tun.
       
       Als sich die jungen Menschen [2][im vergangenen Jahr als Bewegung
       formierten], richtete sich ihr Protest zunächst gegen die geplante
       Steuererhöhung, die die Preise für das tägliche Leben verteuert hätten.
       Nach wochenlangen Massenprotesten und über 50 getöteten Aktivisten gab Ruto
       schließlich nach: „Das Volk hat gesprochen!“, hatte er damals feierlich
       gesagt. Es war ein Sieg für die Jugend, die fast Dreiviertel der
       Bevölkerung ausmacht, und letztlich ein Sieg für die Demokratie.
       
       [3][Doch dann kam alles ganz anders.] Kenias Polizei macht seitdem
       systematisch Jagd auf all diejenigen Aktivisten, die 2024 die Proteste
       online befeuert hatten. Blogger, IT-Fachleute und Online-Influencer wurden
       verhaftet, eingesperrt, entführt – und letztlich sogar getötet. Es wirkte,
       als ob der mächtige Polizeiapparat garantieren wollte, dass solche
       Massenproteste nie wieder stattfinden können.
       
       ## Afrikas Jugend darf nicht ignoriert werden
       
       Vor zwei Wochen dann die klare Warnung: Auf direkten Befehl des
       Vizepolizeichefs [4][wurde der Blogger Albert Omondi Ojwang in einer
       Gefängniszelle zu Tode geprügelt.] Dies war quasi der letzte Tropfen, der
       das Fass zum Überlaufen brachte. Die Generation Z ging dieses Mal nicht
       gegen Steuererhöhungen auf die Straße; sondern gegen die massive
       Polizeigewalt.
       
       Die schiere Masse, die am Mittwoch protestierte, zeigt, dass Afrikas Jugend
       nicht einfach mehr ignoriert werden kann. Afrikaweit saßen Jugendliche vor
       ihren Handys, um zu erfahren, was auf Kenias Straßen los ist. „Liebe
       Ruander“, schreibt ein junger Aktivist aus Ruanda, wo politische
       Demonstrationen quasi undenkbar sind: „Schaut euch die Kenianer an – sie
       haben die Schnauze voll und sind auf den Straßen!“ Dies sollte anderen
       autoritären Regimen in der Region eine Warnung sein.
       
       26 Jun 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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