# taz.de -- Protesttag in Kenia: Nairobi zwischen Regen und Tränengas
       
       > Kenias Protestbewegung „Generation Z“ hat erneut zu Massenprotesten
       > aufgerufen. Der 7. Juli hat für das Land seit 1990 eine historische
       > Bedeutung.
       
 (IMG) Bild: Das ist „Saba Saba Day“ in Kenia: Straße in Nairobi, Montagvormittag, 7. Juli
       
       Kampala taz | Tränengas, Gummigeschosse und brennende Reifen – auch am
       Montag gingen Menschen in Kenia wieder landesweit auf die Straße gegen die
       Regierung. Auf sämtlichen Sozialen Medien rief die Generation Z über das
       Wochenende die Bevölkerung auf, Sitzstreiks zu veranstalten, auf
       Polizeistationen und Regierungsgebäude zuzumarschieren und sie zu besetzen.
       Auch der Sitz des Präsidenten in Nairobi soll belagert werden. „Reagiert
       nur auf die Polizei, wenn diese euch provozieren und wahllos um sich
       schießen“, so [1][die Anweisungen].
       
       „Bleiben wir friedlich, respektvoll und wachsam. Vor allem dürfen wir nicht
       zulassen, dass uns das Schurken- und Faulheitsregime unsere
       verfassungsmäßigen Rechte entzieht. Wir müssen unsere Bewegungsfreiheit
       schützen“, [2][schreibt auf X die Generation Z].
       
       Dementsprechend hatten die Sicherheitsorgane Vorkehrungen getroffen. Das
       Regierungsviertel in Kenias Hauptstadt Nairobi wurde weiträumig mit
       Stacheldraht und Nagelketten abgeriegelt, vor Polizeistationen landesweit
       Sicherheitskräfte abgestellt. Sämtliche Überlandstraßen nach Nairobi wurden
       gesperrt, niemand kam mehr durch.
       
       Jugendliche, die an der Küste des Indischen Ozeans über das Wochenende auf
       einem Festival gefeiert hatten, wurden am Sonntagabend daran gehindert,
       [3][in den Zug nach Nairobi] zu steigen. Kenias Eisenbahngesellschaft
       erklärte später, es habe einen technischen Defekt entlang der Strecke
       gegeben. Die Verbindung wurde am Montag früh wieder aufgenommen.
       
       ## 7. Juli, Kenias Kampftag für Demokratie
       
       Es ist kein zufälliger Protesttag. „Saba Saba Day“, Swahili für den Tag des
       7. Juli, ist ein historischer Gedenktag in Kenia seit 1990, als [4][an
       diesem Tag] Kenianer landesweit gegen die damalige Einparteiendiktatur auf
       die Straße gingen und die Einführung des Mehrparteiensystems erzwangen. 35
       Jahre später koordiniert sich Kenias heutige Protestjugend unter dem Motto
       #SabaSaba2025 oder #77NiNumbers.
       
       Ein besonderer Mobilisierungsgrund ist [5][der Fall Albert Ojwang]. Der
       Lehrer und Online-Blogger hatte im Juni in einem Post den Vize-Polizeichef
       wegen der zunehmenden Polizeigewalt kritisiert. Daraufhin wurde er
       verhaftet und im Auftrag der Polizeiführung in seiner Zelle zu Tode
       geprügelt. Nach dem Tod Ojwangs ging die Jugend erneut auf die Straße.
       
       Weil „Saba Saba Day“ kein gesetzlicher Feiertag in Kenia ist, mussten
       eigentlich abertausende Beamte, Lehrer, Geschäftsleute in Nairobi am frühen
       Montagmorgen in die Innenstadt zur Arbeit wie immer. Die Regierung hatte im
       Vorfeld ihre Beamten davor gewarnt, nicht von der Arbeit fernzubleiben,
       sonst müssten sie mit Konsequenzen rechnen. [6][Innenminister Onesimus
       Kipchumba erklärte], die Polizei würde sich zurückhalten, solange die
       Proteste friedlich blieben. Gegen Plünderungen und Ausschreitungen werde
       man aber mit Gewalt vorgehen.
       
       ## Schlägertrupps gegen Menschenrechtskommission
       
       Trotz Regen und Nebel marschierten Jugendliche also im Morgengrauen aus
       allen Richtungen zu Fuß in Richtung Nairobi. Auf den Hauptstraßen in
       Richtung Innenstadt kam es bereits am Vormittag zu gewaltsamen
       Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten. Tränengas und
       Gummigeschosse flogen. Reifen wurden angezündet.
       
       „Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen!“, mahnte Kenias
       Menschenrechtskommission (KHRC), nachdem ihr Gebäude am Sonntagnachmittag
       von einer Horde Schlägertruppen gestürmt worden war – gerade in dem Moment,
       als sie eine Pressekonferenz zu den anstehenden Protesten abhielt. „Sie
       sind Teil einer vom Staat angeheuerten Miliz!“, so KHRC. Bereits bei den
       letzten Protesten vor zwei Wochen hatten mit Schlagstöcken bewaffnete
       Jugendbanden Läden in Nairobi geplündert und waren gegen Protestierende
       gezielt vorgegangen.
       
       7 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://x.com/FGaitho237/status/1941749413187072148
 (DIR) [2] https://x.com/GenZ_KE11/status/1942083205307261263
 (DIR) [3] https://www.citizen.digital/news/kenya-railways-resumes-train-service-with-mechanism-to-transport-all-affected-passengers-n365860
 (DIR) [4] https://www.youtube.com/watch?v=4rWT3j29S6U
 (DIR) [5] /Protest-gegen-Polizeigewalt-in-Kenia/!6090124
 (DIR) [6] https://nation.africa/kenya/videos/avoid-streets-raila-tells-saba-saba-protesters-as-cs-ruku-warns-public-servants--5108782
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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