# taz.de -- Gerissene Lämmer auf Sylt: Goldschakal zum Abschuss freigegeben
       
       > Das Raubtier hatte 93 Lämmer und Mutterschafe gerissen, nun bereiten sich
       > Jäger auf den Abschuss vor. Experten fordern ein Konzept für das Leben
       > mit dem Goldschakal.
       
 (IMG) Bild: Nachdem ein Goldschakal auf Sylt viele Lämmer und Mutterschafe gerissen hat, ist er jetzt zum Abschuss freigegeben
       
       Göttingen taz | Auf Sylt bereiten sich Jäger darauf vor, einen Goldschakal
       abzuschießen. Das Tier hatte auf der Nordsee-Insel Dutzende Schafe gerissen
       und ihnen teils die Ohren abgebissen. War zunächst von rund 50 Opfern die
       Rede, verdoppelte sich die Zahl bis zum Donnerstag annähernd auf 93
       getötete Lämmer und Mutterschafe.
       
       Das schleswig-holsteinische Umweltministerium [1][hat den Schakal jetzt zum
       Abschuss freigegeben]. „Keine einfache Entscheidung“, sagte Minister Tobias
       Goldschmidt (Grüne) dazu. Umwelt- und Jagdverbände im Bundesland
       befürworten das Vorgehen, obwohl Goldschakale in Deutschland geschützt
       sind.
       
       Die Art hat sich in den vergangenen Jahrzehnten [2][von Süd- und
       Südosteuropa nach Mitteleuropa ausgebreitet], auch nach Deutschland.
       [3][Wie viele der Raubtiere bundesweit in freier Wildbahn leben, lässt sich
       nur grob schätzen] – anders als bei Wölfen gibt es bei Goldschakalen kein
       einheitliches Monitoring.
       
       Das Massaker an den Sylter Schafen verwundert. Hieß es doch bislang,
       Goldschakale attackierten allenfalls vereinzelt mal ein Schaf. Auf ihrem
       Speisezettel stünden meist aber Beeren und Mais, Aas und Schlachtabfälle,
       Insekten, Amphibien, Fische sowie auch mal kleine Säugetiere wie Mäuse.
       
       ## Experte: „Goldschakale sind Nahrungsopportunisten“
       
       Grundsätzlich gelte das nach wie vor, sagt der Goldschakalexperte Felix
       Böcker vom Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt
       Baden-Württemberg der taz. „Goldschakale sind Nahrungsopportunisten“, so
       Böcker. „Das heißt, dass sie sich von den Dingen ernähren, die in großer
       Zahl vorkommen und mit wenig Energieaufwand zu bekommen sind.“ Gleichzeitig
       seien Goldschakale sehr anpassungs- und lernfähige Tiere, „es gibt also
       auch immer Individuen, die sich auf bestimmte Verhaltensweisen
       spezialisieren können.“
       
       Wildtiere, die sich von anderen Tieren ernähren, hätten ihr Jagdverhalten
       über eine lange Evolution den natürlichen Beutetieren angepasst, erläutert
       der Experte. Wichtig für den Jagderfolg sei, „dass ein Beutetier einen Reiz
       beim Jäger auslösen kann, der es dazu bringt, das Tier zu jagen und zu
       töten“. Dieses Verhalten werde unter natürlichen Bedingungen meist einmal
       ausgelöst, auch wenn andere Beutetiere präsent seien.
       
       Komme es zu Situationen, in denen Beutetiere nicht mehr flüchteten – wie es
       bei den eingezäunten Sylter Schafen wohl der Fall war – könne der Reiz zu
       jagen und zu töten immer wieder ausgelöst werden. „Dieses sogenannte
       ‚surplus killing‘ ist genauso auch von Wölfen, Hunden, Füchsen oder Mardern
       bekannt.“ Dabei werde häufig mehr erbeutet als überhaupt gefressen werden
       könne.
       
       ## Eher Ausnahme als Regel
       
       Vorfälle wie jetzt auf Sylt blieben beim Goldschakal eine Ausnahme, betont
       Böcker. „Trotzdem werden solche Ausnahmen auch in Zukunft vorkommen.“ Ob
       der Sylter Goldschakal, sofern er dem beschlossenen Erschießungstod
       entgeht, auch in Zukunft Nutztiere angreifen wird, ist für Böcker längst
       nicht ausgemacht.
       
       Er sieht im Abschießen auffälliger Einzeltiere ohnehin nicht die Lösung des
       Problems. Wichtig findet er, „dass ein qualitatives, ganzheitliches
       Management für den Umgang mit solchen Tierarten konzipiert wird“.
       
       7 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/V/Presse/PI/2025/06/250605_Schakal_2?nn=2309ee6f-8d32-4a05-8272-354fb9fd297d
 (DIR) [2] /Fotofalle-schnappt-bei-Raubtier-zu/!5985887
 (DIR) [3] /Zwischen-Fuchs-und-Wolf/!6068711&s=Goldschakal&SuchRahmen=Print/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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