# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Warten und provozieren
       
       > Merz sieht die Lieferung von Taurus-Systemen „im Bereich des Möglichen“.
       > Moskau schlägt Verhandlungen vor, macht aber keine konkreten Vorschläge.
       
 (IMG) Bild: Will ein weiteres Treffen in Istanbul: der russische Außenminister Sergej Lawrow im April 2025
       
       ## Kreml schlägt der Ukraine neue Verhandlung am Montag vor
       
       Im Ringen um ein Ende des [1][Ukraine-Kriegs] schlägt Russland der
       Regierung in Kiew eine weitere direkte Gesprächsrunde über eine Waffenruhe
       an diesem Montag vor. Die Verhandlungen sollten wieder in Istanbul
       stattfinden, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der
       Staatsagentur Tass. Die russische Delegation sei bereit, dort dem
       ukrainischen Team ein Memorandum vorzustellen. Das Papier lege die
       russische Position zu „allen Aspekten einer zuverlässigen Überwindung der
       Grundursachen der Krise“ dar.
       
       Die Ukraine pochte aber umgehend darauf, das Memorandum sofort zu bekommen.
       Andrij Sybiha, Außenminister des vor mehr als drei Jahren von Russland
       angegriffenen Landes, schrieb bei X, man erwarte, dass die russische Seite
       das nächste Treffen nicht scheitern lasse und „unverzüglich“ ihre
       Vorschläge vorlege, so wie zuvor vereinbart.
       
       Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow teilte mit, er habe
       dem russischen Chefverhandler schon ein Dokument mit der ukrainischen
       Position übergeben. „Wir sind nicht gegen weitere Treffen mit den Russen
       und warten auf ihr ‚Memorandum‘, damit das Treffen nicht ins Leere läuft
       und uns der Beendigung des Krieges wirklich näher bringt“, schrieb er bei
       X. Umjerow warf Moskau weitere Verzögerungen vor und wiederholte die
       ukrainische Bereitschaft zu einer vollständigen und bedingungslosen
       Waffenruhe.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte mehr internationalen
       Druck auf Russland für ein Ende des Angriffskriegs. Er sehe bei Kremlchef
       Wladimir Putin noch keine Bereitschaft dazu, sagte Selenskyj bei „RTL
       Direkt“. „Wir haben nicht genug Druck.“ Führende Mächte setzten sich nicht
       genug ein. „Die USA sind dabei, aber nicht zu 100 Prozent. Andere Staaten
       wie China oder andere Staaten des Globalen Südens halten sich zurück.“
       
       Putin klebe an seinem Sessel, sagte der Präsident. „Wir werden einen
       gerechten Frieden haben, aber wahrscheinlich erst nach Putin.“ Eine
       Zwischenlösung sei aber sofort möglich: „Der Frieden aber, der zuerst mit
       einer Waffenruhe beginnt und dann mit weiteren Schritten für dauerhaften
       Frieden, der kann morgen beginnen.“ (dpa)
       
       ## Trump will sich vorerst nicht auf neue Sanktionen festlegen
       
       US-Präsident Donald Trump zeigte sich mit Blick auf neue Sanktionen gegen
       Russland zögerlich – setzte Putin aber gleichzeitig ein Ultimatum. „Wir
       werden herausfinden, ob er uns an der Nase herumführt oder nicht – und wenn
       er es tut, werden wir ein wenig anders reagieren“, sagte Trump bei einem
       Auftritt vor der Presse im Weißen Haus auf Nachfrage.
       
       Auf die Frage, was ihn davon abhalte, neue Sanktion gegen Russland zu
       verhängen, sagte der Republikaner: „Nur die Tatsache, dass ich, wenn ich
       glaube, dass ich kurz vor einem Deal stehe, das nicht vermasseln möchte.“
       Trump sagte weiter, er sei „sehr enttäuscht über das, was in den
       vergangenen Nächten passiert“ sei. Menschen seien getötet worden, während
       gerade Verhandlungen stattgefunden hätten. „Ich bin sehr enttäuscht
       darüber. Sehr, sehr enttäuscht“, sagte Trump. (dpa)
       
       ## Merz schließt Taurus-Lieferungen nicht aus
       
       Deutschland sagte der Ukraine Unterstützung bei der Produktion
       weitreichender Raketen zu. Bundeskanzler Friedrich Merz sagte [2][nach
       einem Treffen mit Selenskyj in Berlin]: „Wir wollen weitreichende Waffen
       ermöglichen. Wir wollen auch gemeinsame Produktion ermöglichen.“ Eine
       konkrete Vereinbarung über die Rüstungskooperation trafen die
       Verteidigungsminister beider Länder, Boris Pistorius und Rustem Umjerow,
       während des Besuchs.
       
       Die Ukraine benötigt die weitreichenden Waffen, um russische Flugplätze
       oder Nachschublinien weit hinter der Front angreifen zu können – auch auf
       russischem Territorium. [3][Die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper
       in die Ukraine] wird mit der deutschen Produktionshilfe für ukrainische
       Waffen unwahrscheinlicher – vom Tisch ist sie aber nicht. Im ZDF-„heute
       journal“ schloss Merz die Lieferung nicht aus. „Natürlich ist das im
       Bereich des Möglichen“, antwortete er auf eine entsprechende Frage.
       
       Der russische Außenminister Lawrow sagte, Deutschland lasse sich mit der
       Finanzierung der Produktion ukrainischer Raketen geradewegs in diesen Krieg
       hineinziehen. Der Kreml warf dem Bundeskanzler Kriegstreiberei vor. Merz
       provoziere mit seinen Äußerungen die Weiterführung des Kriegs, sagte
       Kremlsprecher Dmitri Peskow. (dpa)
       
       ## Wadephul hält gegen Vorwürfe aus Russland
       
       Der deutsche Außenminister Johann Wadephul wies den Vorwurf scharf zurück.
       „Wenn es jemanden gibt, der über Kriegstreiberei nicht reden darf, dann ist
       es (Kremlsprecher Dmitri) Peskow, weil er und sein Regime nicht nur das
       verbal macht, sondern tatsächlich einen rechtswidrigen,
       völkerrechtswidrigen Krieg betreibt“, sagte der CDU-Politiker nach einem
       Gespräch mit seinem US-Kollegen Marco Rubio in Washington.
       
       Außerdem warf er Putin vor, nicht bereit für ein Ende des Angriffskriegs zu
       sein. „Alle sind für Verhandlungen. Alle sind dafür, dass die beiden
       Parteien eine einvernehmliche Lösung finden. Aber im Moment ist Russland
       dazu nicht bereit (…)“, sagte der CDU-Politiker im Interview mit dem
       US-Sender Fox News auf Englisch. (dpa)
       
       ## Drohnenangriffe: Opfer in der Ukraine, Schäden in Moskau
       
       Gegenseitige nächtliche Drohnenangriffe haben in der Ukraine mindestens
       einen Toten und mehrere Verletzte gefordert und in Russlands Hauptstadt
       Moskau Schäden hervorgerufen. Beim Beschuss der Stadt Bilopilja in der
       grenznahen ukrainischen Region Sumy sei ein Zivilist getötet und eine Frau
       verletzt worden, teilte die Gebietsverwaltung mit. „Wohnhäuser wurden
       zerstört“, hieß es auf dem Telegramkanal der Behörde. Auch in anderen
       Gemeinden gab es demnach Schäden, unter anderem an Infrastrukturobjekten.
       
       Bei Drohnenangriffen auf die ukrainische Industrieregion Dnipropetrowsk
       wurden nach Behördenangaben drei weitere Zivilisten verletzt. Auch hier gab
       es Zerstörungen an Wohnhäusern. Zudem seien 30 Solarpanels für die
       Energieversorgung beschädigt worden, teilte Gouverneur Serhij Lyssak mit.
       
       Auf der Gegenseite meldete das russische Verteidigungsministerium den
       Abschuss von 48 ukrainischen Kampfdrohnen, davon 3 über dem Gebiet Moskau.
       Auf dem Flughafen Wnukowo musste der Verkehr zeitweise eingestellt werden.
       
       Zudem sind nach Angaben von Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin
       Drohnentrümmer in ein Wohnhaus am Wernadski-Prospekt im Süden der
       Hauptstadt gestürzt. Videos zeigen Fassadenschäden an einem Neubaublock. In
       der Moskauer Vorstadt Odinzowo wurde zudem ein Fahrzeug durch herabfallende
       Trümmer beschädigt. Verletzte hat es in beiden Fällen demnach nicht
       gegeben. (dpa)
       
       29 May 2025
       
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