# taz.de -- Internationaler Strafgerichtshof: Karim Khan tritt vorübergehend zurück
       
       > Dem Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs wird sexuelle
       > Belästigung vorgeworfen. Eine Untersuchung läuft.
       
 (IMG) Bild: Legt sein Amt vorübergehend nieder: IStGH-Chefankläger Karim Khan
       
       Amsterdam taz | Es ist ein turbulentes Frühjahr am Internationalen
       Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag: [1][Drei Monate nach den von
       Präsident Trump verhängten US-amerikanischen Sanktionen] gegen den
       Gerichtshof und dessen Personal trat am vergangenen Freitag Chefankläger
       Karim Khan vorübergehend zurück. Grund sind Vorwürfe gegen den 55-jährigen
       Briten wegen sexuell übergriffigen Verhaltens. Khan soll eine Mitarbeiterin
       des IStGH ein Jahr lang belästigt und bedrängt haben. Externe Ermittlungen
       dazu stehen kurz vor dem Abschluss. Bis zu ihrem Ende werden Khans
       Stellvertreter*innen Mame Mandiaye Niang und Nazhat Shameem seine
       Aufgaben übernehmen.
       
       Die Vorwürfe gegen Khan wurden am Gerichtshof erstmals vor einem Jahr laut.
       Eine interne Untersuchung wurde nach wenigen Tagen eingestellt, weil sie zu
       dem Schluss kam, ein Fehlverhalten Khans läge nicht vor. Zudem wollte die
       entsprechende Frau keine Anzeige erstatten. Khan hat die Vorwürfe, wonach
       er die Mitarbeiterin unter anderem auf Dienstreisen zu sexuellen Handlungen
       gedrängt haben soll, von Beginn an entschieden bestritten.
       
       Nach Ansicht des Chefanklägers sind sie Teil von gegen ihn gerichteten
       Angriffen und Drohungen – mit dem Ziel, seine Ermittlungen zu behindern und
       die Glaubwürdigkeit des Strafgerichtshofs zu untergraben.
       
       Als die Vorwürfe vor genau einem Jahr erstmals bekannt wurden, geschah dies
       kurz vor Khans Ankündigung von Haftbefehlen gegen den israelischen Premier
       Benjamin Netanjahu und seinen einstigen Verteidigungsminister Joav Galant
       sowie die drei Hamas-Führer Mohammed Deif, Ismail Hanijeh und Jahia Sinwar
       wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Im November
       wurden diese schließlich erlassen.
       
       Seitdem hat die Frage, ob der Haftbefehl gegen Netanjahu tatsächlich
       umgesetzt würde, zu Turbulenzen in den internationalen Beziehungen geführt.
       Europäische Regierungschefs wie [2][Friedrich Merz] bekräftigten, Netanjahu
       auf ihrem Territorium nicht zu verhaften; in Frankreich stritt man über
       dessen vermeintliche „Immunität“.
       
       Ungarn, wo Premier Orbán Netanjahu als Erster den Rücken stärkte,
       [3][kündigte anlässlich Netanjahus Besuch vor wenigen Wochen gar seine
       Mitgliedschaft im IStGH auf].
       
       Der Gerichtshof, der 2027 sein 25-jähriges Jubiläum begeht, befindet sich
       derzeit ohnehin in einer schwierigen Lage: Laut einem AP-Bericht Mitte Mai
       hat Khan wegen der [4][US-Sanktionen] keinen Zugang mehr zu seinen E-Mails
       und Bankkonten. Und US-amerikanischem IStGH-Personal droht wohl bei einer
       Einreise die Verhaftung. Durch die Sanktionen soll der Gerichtshof derzeit
       kaum funktionsfähig sein.
       
       18 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/02/imposing-sanctions-on-the-international-criminal-court/
 (DIR) [2] /Internationales-Strafgericht/!6068599
 (DIR) [3] /Internationale-Strafverfolgung/!6078347
 (DIR) [4] /Die-USA-unter-Trump/!6067923
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Müller
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Benjamin Netanjahu
 (DIR) Internationaler Strafgerichtshof
 (DIR) sexuelle Belästigung
 (DIR) ICC
 (DIR) Belästigung
 (DIR) Benjamin Netanjahu
 (DIR) Benjamin Netanjahu
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Mögliches Gesetz gegen Catcalling: Hubig für Bestrafung verbaler sexueller Belästigung
       
       Soll es eine Strafe für sexuell anzügliches Hinterherrufen geben?
       Bundesjustizministerin Hubig kündigt eine entsprechende Prüfung an.
       
 (DIR) Ermittlungen gegen Karim Khan: IStGH-Chefankläger legt Amt vorerst nieder
       
       Khan wird sexuelles Fehlverhalten von einer Mitarbeiterin vorgeworfen.
       Zuletzt hatte der Chefankläger Haftbefehl gegen Netanjahu erlassen.
       
 (DIR) Internationale Strafverfolgung: Ein Schlag gegen das Völkerrecht
       
       Mit Ungarn ist das erste Land Europas aus dem Internationalen
       Strafgerichtshof ausgetreten. Nun sind alle Augen auf Deutschland
       gerichtet.
       
 (DIR) Die USA unter Trump: Schlag auf Schlag
       
       Gerade läuft die Abwicklung der US-Entwicklungsbehörde USAID, da nimmt
       Trump den Internationalen Strafgerichtshof ins Visier – nicht zum ersten
       Mal.