# taz.de -- Hamas-Geiseln: Die letzte Reise von Judi und Gadi Weinstein-Haggai
       
       > Am Donnerstag hat die israelische Armee die Leichen von zwei israelischen
       > Geiseln aus dem Gazastreifen nach Israel zurückgebracht.
       
 (IMG) Bild: Judi Weinstein und Gad Haggai, undatierte Aufnahme
       
       Berlin taz | Die letzte Reise von Gadi und Judi Weinstein-Haggai begann an
       diesem Mittwoch in der Nacht. Im Gazastreifen barg die israelische Armee
       die sterblichen Überreste des israelischen Paares, das bei dem brutalen
       Überfall der Hamas auf den Kibbuz Nir Oz am 7. Oktober 2023 getötet und
       nach Gaza verschleppt worden war.
       
       Die Gemeinde Nir Oz teilte am Donnerstag in einem Facebook-Post mit,
       [1][die Leichen seien wieder in Israel] und für die Beerdigung in Nir Oz
       angekommen. Bereits seit Dezember 2023 wissen die Angehörigen um den Tod
       des Ehepaars. Doch erst am Mittwochabend konnten israelische
       Soldat*innen bei einem gemeinsamen Einsatz mit dem Geheimdienst Shin Bet
       die beiden Leichen in Chan Yunis, im Süden Gazas, ausfindig machen. Das
       Paar soll laut israelischer Armee von Kämpfern der mit Hamas verbündeten
       Miliz Mudschaheddin Brigade ermordet worden sein.
       
       Gadi Haggai war zum Zeitpunkt des Todes 72 Jahre alt, Judi Weinstein-Haggai
       70. Der Kibbuz Nir Oz schreibt, das Ehepaar habe vier Kinder und sieben
       Enkelkinder. Gadi sei ein aufgeweckter Mann gewesen sowie ein talentierter
       Blechbläser. Im Alter von drei Jahren habe er mit der Musik angefangen.
       
       Er ernährte sich vegan und hatte eine Leidenschaft für die Natur, das
       Kochen und den Sport. Judi Weinstein-Haggai war Englischlehrerin,
       spezialisiert auf Kindern mit Förderbedarf und Aufmerksamkeitsdefiziten.
       Sie nutzte unter anderem Meditation, um Kindern mit Angstzuständen zu
       helfen, schrieb Gedichte und engagierte sich leidenschaftlich für den
       Frieden.
       
       ## Noch 56 Menschen in den Händen der Hamas
       
       Auf dem Bild des Paares, das der Kibbuz veröffentlicht hat, lächelt eine
       Frau mit Brille und silbernen Locken neben einem Mann mit weißen Haaren und
       lila T-Shirt. An der Wand hinter ihnen hängen Familienbilder. Nir Oz liegt
       im Südwesten Israels, etwa drei Kilometer vom Gazastreifen entfernt.
       
       Die Angehörigen des Paares haben sich bei der israelischen Armee, der
       Regierung und den USA bedankt sowie an die Geiseln erinnert, die noch in
       Gefangenschaft sind. Nach aktuellen Schätzungen des israelischen
       Innenministeriums sollten sich noch 56 Männer und Frauen in den Händen der
       Hamas befinden, mindestens 23 sollen noch am Leben sein. Bei dieser Zahl
       wird ebenfalls die Leiche eines Soldaten mitgerechnet, Hadar Goldin, der
       bereits 2014 getötet wurde.
       
       Derweil protestieren in Israel immer wieder Gruppen verschiedener
       Ausrichtungen für [2][die Rückholung aller Geiseln.] Meistens sprechen sich
       die Demonstrierenden gegen [3][die aktuelle Kriegsführung] und für
       sofortige Waffenruhe-Abkommen aus, oft wird der Rücktritt des israelischen
       Premierministers Benjamin Netanjahu gefordert. Mehrere Tausend Menschen
       nehmen an solchen Demonstrationen teil, zum Beispiel in Tel Aviv am
       Hauptsitz der israelischen Armee (IDF), vor Netanjahus Wohnsitz oder auf
       Autobahnen.
       
       Die Verhandlungen für eine Waffenruhe und einen Gefangenenaustausch
       zwischen Israel und der Hamas laufen nur zögerlich, mit Anschuldigungen auf
       beiden Seiten. Erst vor einer Woche hatte Israel die Antwort der Hamas auf
       den Deal-Vorschlag eine „Ablehnung“ genannt, während die Hamas dies
       bestritten hat. Diese zielt auf eine dauerhafte Einstellung der Kämpfe und
       einen Abzug der israelischen Truppen aus Gaza, während Israel den Krieg
       fortsetzen möchte, bis die Hamas zerstört ist. Laut Medienberichten soll
       Israel planen, seine Truppen auf unbestimmte Zeit in dem palästinensischen
       Gebiet zu belassen.
       
       5 Jun 2025
       
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