# taz.de -- Personalvorstellungen der SPD-Spitze: Bedenkliche Auslesepolitik
       
       > Die SPD-Spitze will erfolgreiche Genossen fördern. Gute Leute aus dem
       > Osten oder aus Süddeutschland hätten dann kaum noch eine Chance.
       
 (IMG) Bild: Neuer SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf (l.) will Wahlkreissieger fördern
       
       Dass SPD-Chef Lars Klingbeil eine, nun ja, straffe Personalpolitik
       betreibt, hat sich spätestens beim Absägen der alten
       SPD-MinisterInnen-Riege gezeigt. Sein [1][designierter Generalsekretär Tim
       Klüssendorf] hat nun nachgelegt und dem Spiegel gesagt, dass ein Kriterium
       bei der Aufstellung des Spitzenpersonals grundsätzlich sein müsse, „in
       seinem Wahlkreis Erfolg“ zu haben, sprich einen Wahlkreis zu gewinnen. Als
       Beispiel führt er seinen Chef Klingbeil an, der bei der Bundestagswahl das
       beste SPD-Direktwahlergebnis holte.
       
       Es ist stark zu hoffen, dass sich die SPD-Spitze dieses unfaire
       Auslesekriterium noch mal genauer anguckt. [2][Von den Wahlkreisergebnissen
       her ist die SPD derzeit eine rein nordwestdeutsche Partei], was die
       Personalreserve bedenklich verengen würde. In Hamburg, Niedersachsen und
       im Ruhrgebiet hat sie fast alle ihrer nur noch 44 Direktmandate geholt. In
       ganz Ostdeutschland gewann sie bis auf Potsdam (Olaf Scholz) keinen
       einzigen Wahlkreis, ebenso wenig in Baden-Württemberg und Bayern.
       
       Das liegt im Osten natürlich an der starken AfD. Im Westen ist das
       Wahlverhalten trotz aller Disruptionen noch erstaunlich traditionell: In
       den katholisch geprägten Regionen Süddeutschlands ist die SPD bei der
       Erststimme seit jeher praktisch chancenlos, und das wird auch so bleiben,
       selbst wenn sie dort Roland Kaiser aufstellen würde.
       
       DirektkandidatInnen können Wahlkreisergebnisse nur zu einem kleinen Teil
       beeinflussen – sie sind vom bundespolitischen Rückenwind und einer starken
       SPD-Verwurzelung vor Ort abhängig. Die SPD kann aber weder auf
       FachpolitikerInnen noch auf ein paar kluge DenkerInnen verzichten, die das
       Pech haben, aus der SPD-Diaspora zu kommen – und deren größte Stärke es
       sicherlich nicht ist, ihre street credibility an den Wahlkampfständen der
       Partei zu demonstrieren. Sie gelangen über die Listen in die Parlamente.
       
       Übrigens: Wenn Lars Klingbeil seinen Wahlkreis nicht in Soltau, sondern 200
       Kilometer weiter westlich im sehr katholischen und sehr konservativen
       Emsland hätte, wo die CDU seit Jahrzehnten die Wahlkreise holt, wäre auch
       er chancenlos. Ganz sicher.
       
       19 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /SPD-Vorstand/!6084488
 (DIR) [2] https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/wahlkreisergebnisse-karte-bundestagswahl-2025-100.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gunnar Hinck
       
       ## TAGS
       
 (DIR) SPD
 (DIR) Lars Klingbeil
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) SPD
 (DIR) SPD
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) SPD-Vorstand: Neuer Nebenjob für die Arbeitsministerin
       
       Die SPD stellt ihr Spitzenpersonal vor. Mit Bärbel Bas übernimmt eine
       weitere Ministerin den Co-Parteivorsitz, Generalsekretär soll ein Linker
       werden.
       
 (DIR) Stärkster Landesverband: NRW-SPD rechnet mit Klingbeil ab
       
       Beim Landesparteitag der nordrhein-westfälischen Genoss:innen muss sich
       SPD-Bundeschef Lars Klingbeil harte Kritik anhören. Dennoch will er die
       Partei nicht nach links rücken.
       
 (DIR) SPD-Linker Tim Klüssendorf: „Die Gespräche werden hart“
       
       Eine Koalition mit der Union sei kein Automatismus, sagt Tim Klüssendorf.
       An der SPD-Spitze sieht er Veränderungsbedarf.