# taz.de -- Französischer Schauspieler: Gérard Depardieu wegen sexueller Gewalt verurteilt
       
       > Schauspieler Gérard Depardieu wurde zu 18 Monaten auf Bewährung
       > verurteilt. Ihm werfen etwa 20 Frauen Übergriffe bis hin zur
       > Vergewaltigung vor.
       
 (IMG) Bild: Gérard Depardieu, hier beim Verlassen des Gerichtssaals in Paris am 24. März
       
       Noch im Prozess Ende März hatte Gérard Depardieu die Anschuldigungen der
       beiden Klägerinnen wegen sexueller Aggressionen rundweg abgestritten.
       Verstand er nicht, was ihm da angelastet wurde, oder glaubte er sich in
       seiner Welt sexistischer Wertvorstellungen im Recht, bei Dreharbeiten eine
       Regieassistentin und eine technische Mitarbeiterin zu betatschen? Denn so
       lange war das toleriert worden, weil er halt „so“ war und weil es sich
       nicht um irgendwen handelte, sondern um den größten Star des französischen
       Films.
       
       Jetzt aber stürzt diese Welt wie ein Kartenhaus zusammen: Gérard Depardieu
       ist vom Pariser Strafgericht wegen sexueller Aggression schuldig befunden
       und zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, wie dies die
       Staatsanwaltschaft beantragt hatte. Zudem verliert der Schauspieler für 2
       Jahre seine bürgerlichen Ehren und sein Name wird in das Register der
       Sexualtäter eingetragen. Ein „Monstre sacré“, wie man in Frankreich
       männliche Idole bezeichnet, wird damit vom Sockel gestürzt. Es ist das
       erste Urteil gegen Depardieu wegen sexueller Gewalt. Insgesamt werfen etwa
       20 Frauen dem Star Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung vor. Eine der
       beiden aktuellen Klägerinnen zeigte sich erleichtert: Sie habe eine
       „Achterbahn der Gefühle“ erlebt, sagte sie.
       
       Laut seinen Anwälten akzeptiert er den Schuldspruch nicht, er wolle
       Berufung dagegen einlegen. Der heute 76-Jährige war nicht zur
       Urteilsverkündung erschienen. Er ahnte wohl, dass er in diesem Prozess
       nicht ungestraft davonkommen würde. Bisher hatten insgesamt rund 20 Frauen
       gegen ihn geklagt, und in den allermeisten Fällen wurden sie entweder
       abgewiesen oder die Strafuntersuchung wurde wegen Verjährung eingestellt.
       
       Das Urteil ist eine Wende seit dem Beginn der [1][#MeToo-Kampagne] in der
       Film- und Medienwelt. Für Depardieu steht demnächst ein weiterer Prozess
       an, dieses Mal wegen der Vergewaltigungsklage einer jungen Schauspielerin.
       In den Medien wird zudem weiterhin wegen einer [2][Fernsehreportage über
       eine Reise nach Nordkorea] diskutiert, in deren Verlauf Depardieu sich in
       sehr obszöner Weise über junge Reiterinnen geäußert haben soll.
       
       Depardieu war für ein solches Verhalten seit Langem, und nicht nur im
       Filmmilieu, bekannt. Vielleicht gehörte das sogar zu seinem Image und zu
       seiner Lebensgeschichte, die er in seiner Autobiografie [3][mit allen
       Alkohol- und anderen Exzessen] beschrieben hat. Und auch zu seiner
       Sympathie für Diktatoren. Von seinem Kumpan Wladimir Putin schrieb er, sie
       hätten sich beide quasi auf den ersten Blick verstanden. Logisch: „Beide
       hätten wir als Gangster enden können“, meint Depardieu in Anspielung auf
       Putins Werdegang und liefert dann ein ungeschöntes Selbstbildnis: „Ich
       glaube, was er sofort an mir liebte, war meine Hooligan-Seite, dass ich ins
       Flugzeug pisse, einem Paparazzo in die Fresse haue oder betrunken auf der
       Straße eingesammelt werde.“
       
       Manche waren schockiert, doch andere liebten ihn trotzdem oder sogar auch
       deswegen. Denn eines war unbestritten: Depardieu ist ein großer
       Schauspieler. Die Liste seiner Hauptrollen ab 1970 ist lang: von Cyrano de
       Bergerac bis Obelix. Ein Regisseur, der sich Depardieu leisten konnte,
       konnte sich sicher sein, dass sein Film genug Geld einbringen würde. Heute
       gehen die Regisseure, die mit ihm gearbeitet haben, auf Distanz. Fanny
       Ardant ist, neben Brigitte Bardot, eine der wenigen, die weiterhin zu ihrem
       „Freund“ hält und ihn gerade den Anschuldigungen zum Trotz für ihren
       derzeit in Portugal produzierten Film engagiert hat.
       
       13 May 2025
       
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