# taz.de -- Neuer Umweltminister: Qualifikation? Egal
       
       > Carsten Schneider war nie Umweltpolitiker und wird trotzdem Chef des
       > Ministeriums. Dabei wäre Fachexpertise hilfreich auf diesem Posten.
       
 (IMG) Bild: Fake it till you make it, wenig gut, wenn wirklich Ahnung wichtig ist
       
       Mit der Nominierung von Carsten Schneider als Bundesumweltminister setzt
       die SPD eine Unart der Politik fort: Fachlich weitgehend ahnungslose
       Parteifreunde übernehmen fachlich sehr anspruchsvolle Ministerien.
       Schneider war bisher Bundesbeauftragter für Ostdeutschland und hatte früher
       zum Beispiel Posten in der Bundestagsfraktion wie den des [1][Ersten
       Parlamentarischen Geschäftsführers] oder des haushaltspolitischen Sprechers
       inne. Als Fachmann für Umweltpolitik trat er nie in Erscheinung.
       
       Umwelt- und Klimapolitik aber ist komplex. Sie ist von einem
       wissenschaftlichen Diskurs bestimmt und von starken Lobbygruppen wie dem
       Bauernverband umkämpft. Schneider kann sich in dieses Minenfeld
       einarbeiten. Aber das könnte dauern.
       
       Abschreckendes Beispiel ist [2][Cem Özdemir], der Agrarminister der
       Ampelkoalition. Auch der Grüne hatte vor seiner Kür fast nichts mit den
       Themen seines Ministeriums zu tun. Nach seinem Amtsantritt Anfang Dezember
       2021 brauchte er Monate, um sich zu orientieren. Dann begann Ende Februar
       2022 die russische Invasion der Ukraine; die Lebensmittelpreise
       explodierten. Damit konnte der Koalitionspartner FDP sämtliche
       kostenintensiven Umwelt- und Tierschutzinitiativen blockieren. Am Ende sah
       Özdemirs Bilanz äußerst mau aus. Das konnte auch seine beamtete
       Staatssekretärin, die anerkannte Agrarexpertin Silvia Bender, nicht ändern.
       
       Schneider bekommt das Umweltministerium wohl vor allem, damit der
       konservative Seeheimer Kreis der SPD und mehr verdiente Genossen aus
       Ostdeutschland im Kabinett vertreten sind. Solche „Qualifikationen“ reichen
       aber gerade jetzt nicht, weil das Umweltministerium im kommenden Kabinett
       mächtiger als in der Ampelkoalition sein wird.
       
       Denn Schneider wird anders als seine Vorgängerin Steffi Lemke (Grüne) auch
       für den Klimaschutz zuständig sein. Doch vielleicht ist dem SPD-Politiker
       die Kritik an seiner mangelnden Qualifikation ja auch so viel Ansporn, dass
       er durch Extra-Engagement eine glänzende Amtszeit hinlegt. Aber das dürfte
       ihm schwerfallen.
       
       5 May 2025
       
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