# taz.de -- Club-Toiletten-Musical „Flush“: Dreckig, kaputt und irgendwie magisch
       
       > Eine Nacht im Gayclub, kondensiert in zwei Stunden Musical auf einer
       > Klubtoilette. „Flush“ feierte am Samstag seine letzte Aufführung im
       > Schwuz.
       
 (IMG) Bild: Show me what you've got: Anbahnversuche auf dem Clubklo, musikalisch interpretiert
       
       Berlin taz | Im Gegensatz zum Fernsehturm oder Brandenburger Tor ist die
       Berliner Clubtoilette eine der weniger besungenen Wahrzeichen der Stadt.
       Dabei gibt es weniger Orte, die den Mythos vom alternativen Berlin so gut
       zusammenfassen wie [1][die Clubtoilette]. Von außen betrachtet ekelerregend
       dreckig und meistens kaputt, ist es für die Feiergemeinde der spannendste
       Ort jeder Party. Beim Anstehen für die letzte funktionierende Klobrille,
       Drogenkonsum oder Sex passieren hier die unwahrscheinlichsten Begegnungen.
       
       Also logisch, dass der [2][legendäre Queer-Club Schwuz] in Neukölln dem
       Clubklo ein besonderes Denkmal gesetzt hat – in Form eines Musicals.
       „Flush“ ist eine in Tanz, Gesang und für Musical-Muffel erfreulich viel
       Dialog gegossene Clubnacht. Ebenso logisch, dass es dafür nicht mehr
       Schauplätze als das Clubklo braucht. Da die Sanitäranlagen im Schwuz dann
       doch zu wenig Platz boten, wurde das Klo auf einer Bühne auf dem Hauptfloor
       als Theaterkulisse wiederaufgebaut.
       
       Am Samstagabend wurde das Musical zum vorerst letzten Mal aufgeführt. Nach
       14 ausverkauften Terminen kündigte Produzent Florian Winkler-Schwarz an,
       das Stück im Herbst wieder auf die Bühne bringen zu wollen.
       
       ## Potpourri des Berliner Nachtlebens
       
       Grundgerüst des Musicals ist die Liebesgeschichte zwischen den beiden
       schwulen Männern Robert und Paul, die zufällig zueinanderfinden. Robert,
       der in dem fiktiven Gayclub des Stücks seinen dreißigsten Geburtstag
       feiert, hadert mit dem Älterwerden. Paul verliebt sich auf den ersten Blick
       in Robert, der hat jedoch Probleme, sich zu öffnen, und rennt lieber weg.
       
       Da braucht es die als Reinigungskraft eingesprungene Clubeigentümerin
       Ramona, gespielt von der Dragqueen Jurassica Parker, um die beiden wieder
       zueinanderzuführen.
       
       Die Story ist schnell erzählt. Das lässt genügend Raum für allerhand
       Slapstick und Referenzen auf Berlins Nachtleben. „Ist das hier das Männer-
       oder Frauenklo?“, fragt der etwas naive Jacob. „Süüüüß“, antworten Paul und
       Ramona, „Du kommst wohl nicht von hier?“. Der Sketch sorgt für Lacher im
       Publikum, das natürlich weiß, dass [3][Unisex-Toiletten] von jeher fester
       Bestandteil der Clubkultur sind.
       
       Insgesamt 18 Rollen performen die Hauptdarsteller Felix Heller und Robin
       Cadet, die meisten etwas überspitzte, aber akkurate Stereotype des
       (queeren) Berliner Nachtlebens: Der dauergeile Grindr-User, der mit Hand in
       der Hose jedem mit „Was geht, Bock?“ anmacht; der verirrte Hetero, der
       seine Bisexualität mit Aggressivität überspielt, oder der dauerbesoffene
       Atze, der eine Toilette nach der anderen vollkotzt. Ganz nebenbei
       beantwortet Flush dabei die Frage, warum es in Clubtoiletten schon nach
       wenigen Stunden Party wie auf einem Schlachtfeld aussieht.
       
       28 Apr 2025
       
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 (DIR) Jonas Wahmkow
       
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