# taz.de -- Israel, die UN und die SS: Streit um Mitarbeiter mit Nazi-Tattoos
       
       > Ein UN-Mann in Gaza mit Nazi-Tattoos soll in ein Krankenhaus in Israel
       > eingeliefert worden sein. Dann war von Fake die Rede, doch das stimmt so
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Ein UN-Gästehaus in Deir al-Balah nach der Explosion, am 19. März 2025
       
       Die Meldung ist so sensationell wie skandalös: Ein [1][UN-Mitarbeiter in
       Gaza] mit Nazi-Tattoos soll in ein Krankenhaus in Israel eingeliefert
       worden sein. Auf einem Arm soll der SS-Spruch „Meine Ehre heißt Treue“
       prangen; auf dem anderen: eine Gestalt mit Sonnenbrille und SS-Schirmmütze
       samt Totenkopf. Nun wird er ausgerechnet im jüdischen Staat behandelt.
       
       Das vermeldete das [2][Jewish News Syndicate (JNS)] am 20. März mit Bezug
       auf eine Quelle, die mit der Situation vertraut sein soll. [3][Laut der
       israelischen Zeitung Jedi’ot Acharonot]geht es um einen französischen
       Staatsbürger. Verletzt wurde er offenbar durch eine Explosion am Tag davor
       auf einem [4][UNOPS]-Gelände in Deir al-Balah. Er soll Mitarbeiter des
       Minenräumdienstes der UN sein.
       
       Fotos von den Nazi-Tattoos verbreiteten sich schnell in den sozialen
       Medien. Die Empörung war groß. „Leider ist dies kein Einzelphänomen“, sagte
       der kanadische Jurist und Direktor der NGO „UN Watch“ Hillel Neuer. „Will
       Annalena Baerbock wirklich Vorsitzende bei einer Organisation werden, deren
       Mitarbeiter sich SS-Losungen und Symbole tätowieren lassen?“, schrieb
       Julian Reichelt, Chefredakteur [5][der rechtspopulistischen Plattform
       Nius].
       
       Einen Tag später will der X-User Haroon Khan die Meldung jedoch als Fake
       enttarnt haben. Am 21. März kommentiert er auf X: „Eine einfache
       Google-Suche wird Ihnen zeigen, dass dies ein zwei Jahre altes Bild aus dem
       Ukraine-Konflikt ist.“ Als Beweis teilt er einen Screenshot einer
       Google-Lens-Suche, die vier Treffer zeigt – der älteste soll ein
       Reddit-Beitrag von vor zwei Jahren sein. Dieser vermeintliche Faktencheck
       macht auf Social Media schnell die Runde, wird hunderttausendfach
       angeschaut. In Deutschland wird er etwa von dem [6][Bestseller-Autor Ole
       Nymoen] geteilt, der schreibt: „Keine Propagandalüge ist blöd genug in
       diesem Krieg.“
       
       ## Faktencheck stimmt so nicht
       
       Doch der Faktencheck stimmt so nicht. Es gibt bislang keine Beweise dafür,
       dass die Fotos der Nazi-Tattoos zwei Jahre alt sind oder aus dem
       Ukraine-Krieg stammen: Mit einer umgekehrten Bildsuche durch Google Images
       und TinEye konnte die taz jedenfalls keine Belege dafür finden. Der
       betreffende Reddit-Post wurde erst am 21. März dieses Jahres
       veröffentlicht, der russische Titel bezieht sich auf den Fall eines
       UN-Mitarbeiters mit Nazi-Tattoos. Die Bettwäsche in den zwei Fotos ähnelt
       außerdem stark denen des israelischen Krankenhauses Soroka in Be’er Scheva,
       unweit des Gazastreifens, wie Fotos belegen.
       
       Wer steht hinter diesem „Faktencheck“? Haroon Khan ist nach eigener
       Darstellung ein „Citizen Journalist“ aus Afghanistan mit rund 2.600
       Followern, er teilt ansonsten auch Posts mit antisemitischen
       Verschwörungserzählungen oder Holocaustrelativierung. Hinter dem
       JFK-Attentat wittert er das Mossad.
       
       ## UN ermittelt
       
       Inzwischen ermittelt die UN zum Vorfall mit den Nazi-Tattoos, wie ein
       Sprecher der UNOPS auf taz-Anfrage bestätigt: „Wir nehmen diese Vorwürfe
       sehr ernst. Die Bekämpfung von Hass, Diskriminierung, Rassismus und
       Ungleichheit gehört zu den Grundprinzipien der UN“, sagt ein Sprecher.
       Danny Danon, der israelische Botschafter bei der UN, hat inzwischen einen
       Brief an den Generalsekretär António Guterres geschrieben, in dem er eine
       „gründliche Untersuchung“ fordert.
       
       Nach Danons Brief soll laut Jedi’ot Acharonot die UN die Evakuierung des
       Mitarbeiters aus Israel angeordnet haben, trotz seines gesundheitlichen
       Zustands, weil er dort nicht mehr sicher sei. Bestätigen konnte die taz das
       bislang nicht.
       
       27 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Israel-gegen-UN-Palaestinenserhilfswerk/!6042743
 (DIR) [2] https://www.jns.org/un-staffer-hospitalized-in-israel-has-pro-nazi-tattoos/
 (DIR) [3] https://www-ynet-co-il.translate.goog/news/article/b1npigi3a?_x_tr_sl=iw&_x_tr_tl=en&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp&_x_tr_hist=true#!/replace
 (DIR) [4] https://www.unops.org/news-and-stories/speeches/statement-on-unops-colleague-killed-at-unops-premises-in-gaza
 (DIR) [5] /Der-Onlinekanal-Nius/!6073595
 (DIR) [6] /Ole-Nymoen-ueber-Militaer-und-Ukraine/!vn6073905/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicholas Potter
       
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