# taz.de -- Antisemitismus in Sachsen-Anhalt: Stolpersteine in Magdeburg gestohlen
       
       > Erneut wurden in Sachsen-Anhalt fünf Gedenksteine aus dem Pflaster
       > gerissen – offenbar am helllichten Tag. Der Staatsschutz ermittelt wegen
       > Diebstahl.
       
 (IMG) Bild: Stolpersteine sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern
       
       Leipzig taz | Gegenüber dem Nordpark in Magdeburg lagen sieben Steine im
       Pflaster des Bürgersteigs. Sie erinnerten an die jüdischen Ehepaare Julius
       und Emmy Hannach, Paul und Wally Wertheim sowie Arie Leo und Ruth Henschke
       mit ihrem Sohn Albert Max. Sie wohnten im Hohenstaufenring 9 mit Blick auf
       den Park und starben durch die deutsche NS-Diktatur. Albert Max Henschke
       wurde 8 Jahre alt.
       
       Doch seit letztem Dienstag sind nur noch zwei Erinnerungssteine da und
       neben ihnen klafft ein rund zehn Zentimeter tiefes Loch. Der polizeiliche
       Staatsschutz ermittelt wegen Diebstahl. Laut der Polizeiinspektion in
       Magdeburg klauten Unbekannte die Steine zwischen 10 Uhr und 18 Uhr, am
       helllichten Tag. Zeug:innen meldeten sich bislang keine.
       
       Erst in der vergangenen Woche wurde in Magdeburg der 800. Stolperstein
       verlegt. Das Projekt geht auf den [1][Künstler Gunter Demnig zurück]. Die
       Steine sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern: Sinti und
       Roma, Juden:Jüdinnen, Homosexuelle, politisch Verfolgte und Opfer der
       Euthanasie. Mehr als 112.000 Steine liegen europaweit in 32 Ländern.
       
       Wie viele Steine deutschlandweit beschädigt oder geklaut wurden, lässt sich
       schlecht beziffern. Im vergangenen Jahr sorgte zum 7. Oktober ein Fall in
       Zeitz für Aufmerksamkeit, [2][als alle zehn Steine der sachsen-anhaltischen
       Stadt gestohlen wurden]. Die Landesregierung Sachsen-Anhalt antwortete kurz
       danach auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei: 2024 seien insgesamt 18
       Steine im Bundesland entwendet worden. In den Jahren zuvor registrierte die
       Polizei lediglich 2021 und 2022 je einen Fall.
       
       Doch das passiert nicht nur in Sachsen-Anhalt: Ebenfalls im Oktober klauten
       Unbekannte drei Steine in der Nähe von Hannover. In Krefeld in
       Nordrhein-Westfalen verschwanden im November sieben Steine aus dem
       Bürgersteig. In Leipzig waren es im Dezember zwei. Das Bundeskriminalamt
       teilte auf taz-Anfrage kürzlich mit, es könne für 2024 keine Auskunft
       erteilen. Aber in den drei Jahren zuvor habe die Polizei bundesweit je 20
       bis 30 Sachbeschädigungen oder Diebstähle registriert.
       
       Für die zehn Stolpersteine in Zeitz kamen in etwa zwei Wochen rund 50.000
       Euro Spenden zusammen. Jeder Stein kostet 120 Euro. Im November wurden alle
       zehn neu verlegt. Das überzählige Geld ging an einen nahe gelegenen
       Erinnerungsort: das Simon Rau Zentrum.
       
       In Magdeburg sind alle Stolpersteine spendenfinanziert, auch die fünf
       gestohlenen Steine sollen mittels Spenden ersetzt werden. Allerdings: In
       Zeitz beschädigten Unbekannte schon im Januar sechs der neuen
       Stolpersteine, zwei Monate nach ihrer Neuverlegung.
       
       7 Apr 2025
       
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 (DIR) David Muschenich
       
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