# taz.de -- AfD-Kampagne gegen Berliner Register: Verleumdungen und Drohungen
       
       > Die AfD arbeitet sich an der Meldestelle zu rechten Vorfällen ab. Nun
       > droht sie mit dem Finanzamt.
       
 (IMG) Bild: Nicht gut für Nazis: Die Berliner Register
       
       Berlin taz | „Wer kennt das [1][Berliner Register]?“ Beim Stammtisch der
       AfD in der vergangenen Woche gehen nacheinander Hände in die Luft, wie ein
       auf Instagram veröffentlichtes Video von Martin Kohler, bisheriger
       Vorsitzender der kürzlich aufgelösten Jungen Alternative, zeigt.
       „Wunderbar“, freut sich Kohler, dies sei ein „gutes Zeichen“ für die Arbeit
       der AfD im Abgeordnetenhaus und den Bezirken. Was folgt, ist ein
       ausführlicher Vortrag, der sich an den Registerstellen abarbeitet.
       
       [2][Das Berliner Register dokumentiert Vorfälle von Diskriminierung und
       Ausgrenzung]. „Dokumentation ist ein Werkzeug. Vorfälle zu veröffentlichen
       macht die Erlebnisse von Menschen sichtbar“, so steht es auf ihrer Website
       geschrieben. Im Gegensatz zur Kriminalitätsstatistik der Polizei werden
       auch Vorfälle in die Dokumentation einbezogen, die keine Straftaten sind
       oder die nicht angezeigt wurden, etwa Aufkleber oder diskriminierende
       Sprüche.
       
       Der AfD sind zivilgesellschaftliche Organisationen ein Dorn im Auge. Die in
       allen Bezirken arbeitenden Berliner Register sind für sie „Hetz- und
       Petzportale“. Im Vortrag ist die Rede, ganz im Stile antisemitischem
       Verschwörungssprechs, einer „Krake“, die alles steuere.
       
       Dass die Register Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze dokumentieren,
       ist für die AfD dabei der zentrale Aufreger. Ihr Vorwurf: „Sie versuchen,
       den Meinungskorridor immer weiter zu verengen“, wie Kohler sagt.
       Konstruiert werden solle, dass die Zahl rechtsextremer Straftaten immer
       weiter ansteige. Man wolle deshalb die Organisation beobachten – genau wie
       es umgekehrt die Antifa mache.
       
       ## Rechte Straftaten auf Rekordhoch
       
       Dabei steigen die Zahlen rechter Vorfälle und Straftaten tatsächlich. Im
       Jahr 2024 haben die Berliner Register 7.720 extrem rechte, rassistische,
       antisemitische und queerfeindliche Vorfälle in Berlin dokumentiert. Damit
       sei ein neuer Höchststand erreicht, wie es im vergangene Woche
       vorgestellten [3][Jahresbericht] heißt.
       
       Bei dem reinen Beklagen will es die AfD nicht belassen. „Wenn bei Kati
       Becker der Brief vom Finanzamt einschlägt, […], dann brennt da richtig die
       Hütte.“ Becker war Koordinatorin der Registerstellen. Im vergangenen Herbst
       hatte die AfD im Abgeordnetenhaus einen Antrag eingebracht, die
       Unterstützung und Finanzierung des Berliner Registers umgehend
       einzustellen.
       
       Die Berliner Register teilen auf taz-Anfrage mit, schon seit Jahren „im
       Fokus“ rechter Akteure zu stehen. „Dabei stellen wir fest, dass die
       Versuche, unsere Arbeit zu diffamieren, zunehmen.“ Der Umgang mit solchen
       Angriffen gehöre mittlerweile zum Arbeitsalltag, so Jana Adam, zuständig
       für die Koordinierung der Berliner Register.
       
       7 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Berliner-Register/!6078521
 (DIR) [2] /Register-Mitarbeiterin-ueber-Rassismus/!5779287
 (DIR) [3] /Meldestellen-fuer-Menschenfeindlichkeit/!6076572
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johanna Weinz
       
       ## TAGS
       
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