# taz.de -- Krieg in der Ukraine: Russische Drohne beschädigt AKW-Sarkophag
       
       > Die Schutzhülle des Atomkraftwerkes Tschernobyl wird bei einem Angriff
       > getroffen. Kurzzeitig brennt es. Die Radioaktivitätswerte seien stabil,
       > heißt es.
       
 (IMG) Bild: Ein Suchscheinwerfer beleuchtet ein Loch im Dach eines beschädigten Sarkophags des Kernkraftwerks Tschernobyl
       
       Kyjiw taz | Ein russischer Drohnenangriff hat die Schutzhülle über dem
       beschädigten Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl getroffen. Bei dem
       nächtlichen Angriff, so der ukrainische Präsident [1][Selenskyj], sei auf
       dem Dach [2][ein Feuer] entstanden, das mittlerweile gelöscht worden sei.
       Die gemessene Radioaktiviät liege im Normbereich.
       
       Dies wird auch von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die mit
       einer eigenen Beobachtungsmission auf dem Gelände des stillgelegten, 1986
       havarierten Reaktors vertreten ist, bestätigt. Gleichzeitig berichtet die
       IAEA, die Feuerwehr sei innerhalb von wenigen Minuten nach der Explosion
       eingetroffen. Opfer habe es keine gegeben. Die Experten der IAEA vor Ort
       seien nun in erhöhter Einsatzbereitschaft.
       
       [3][IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi] ist ob der Situation am
       Reaktor sehr beunruhigt. Präsident Selenskyj veröffentlichte auf X
       Aufnahmen, die Schäden am riesigen Schild zeigen, der aus Beton und Stahl
       besteht und die Überreste des Reaktors abdeckt. Dessen Dach war bei der
       Explosion 1986 zerstört worden. Die 275 Meter breite und 108 Meter hohe und
       Ende 2016 in Betrieb genommene Schutzhülle soll die Umwelt hundert Jahre
       vor einer weiteren Freisetzung von radioaktivem Material schützen.
       
       Dieser Angriff, so Selenskyj, zeige erneut, dass Russlands Präsident
       Wladimir Putin „definitiv nicht auf Verhandlungen vorbereitet“ sei.
       Russland hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert. „Jede Nacht führt
       Russland solche Angriffe auf die Infrastruktur und Städte der Ukraine
       durch“, sagte Selenskyj. Er forderte „einheitlichen Druck“, um Moskau zur
       Rechenschaft zu ziehen.
       
       ## Rotation abgesagt
       
       Bereits am Mittwoch hatte Grossi von „gefährlichen militärischen
       Aktivitäten“ in der Umgebung von Europas größtem Atomkraftwerk in Enerhodar
       gesprochen. Eine für Mittwoch geplante Rotation der IAEA-Mitarbeiter musste
       deswegen kurzfristig abgesagt werden. Trotz schriftlicher Zusicherungen
       beider Seiten, dass die geplante Rotation sicher durchgeführt werden könne,
       habe sich diese als zu gefährlich erwiesen, heißt es bei der IAEA.
       
       Er stehe weiter in Kontakt mit beiden Seiten, so Grossi, „um die Sicherheit
       unserer Teams zu gewährleisten und die fortgesetzte Präsenz der IAEA im
       Atomkraftwerk Saporischschja zu sichern, damit unser Personal seine
       unersetzliche Mission fortsetzen kann, die nukleare Sicherheit und
       Sicherstellung aufrechtzuerhalten“, fügte er hinzu.
       
       Unterdessen dankte Präsident Selenskyj dem ukrainischen Parlament für sein
       Abstimmungsverhalten am Dienstag. Nun bestehe die Möglichkeit, den Bau von
       zwei Reaktoren in Chmelnizki aufzunehmen. Am Dienstag hatte die Verchowna
       Rada den Kauf von zwei russischen Atomreaktoren von Bulgarien gebilligt.
       
       Die Reaktoren, die circa 600 Millionen Euro kosten, sollten in den 90er
       Jahren in dem bulgarischen Atomkraftwerk Belene eingesetzt werden. Doch das
       AKW Belene war nie in Betrieb gegangen. Nun sollen sie in Chmelnizki
       aufgestellt werden, wo sich bereits zwei unfertige Schutzhüllen zweier nie
       zu Ende gebauter Atomreaktoren befinden.
       
       Der geplante Einsatz der beiden bulgarischen Reaktoren russischer Bauart in
       Chmelnizki ist in der ukrainischen Gesellschaft sehr umstritten.
       Umweltschützer und Atomexperten sehen den Bau eines AKW im Krieg als ein
       sehr riskantes Unterfangen an.
       
       14 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Wolodymyr-Selenskij/!t5584432
 (DIR) [2] /Krieg-in-der-Ukraine/!6032468
 (DIR) [3] /Besuch-des-IAEA-Chefs-in-Kursk/!6029644
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) AKW
 (DIR) Tschernobyl
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Drohnen
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bulgarische Atomreaktoren: Kein Verkauf an die Ukraine
       
       Weil sie nicht mehr auf das AKW Saporischschja zugreifen kann, wollte die
       Ukraine andere Atomanlagen fertigbauen. Daraus wird nun erstmal nichts.
       
 (DIR) ZivilistInnen in der Ukraine: Weiße Weste, schwarzer Himmel
       
       Eine russische Drohne verletzt den freiwilligen Helfer Edward Scott schwer.
       Er überlebt – ohne linken Arm und linkes Bein. Die Ukraine verlassen will
       er nicht.
       
 (DIR) Atomkraft in der Ukraine: Kyjiw kauft Reaktoren aus zweiter Hand
       
       Im Chmelnizki soll das größte Atomkraftwerk Europas entstehen – mit zwei
       Reaktoren aus Bulgarien. Experten warnen vor technischen Herausforderungen.
       
 (DIR) Trump und die Ukraine: Europa hat die Ukraine verraten
       
       Der US-Präsident agiert erratisch und im Alleingang – gegen die Ukraine.
       Aber auch der Westen hat sich nicht klar gegen die Trump-Pläne
       positioniert.
       
 (DIR) Atomkraft-Pläne in der Ukraine: Neue Uralt-Reaktoren
       
       Die ukrainische Regierung will das AKW Chmelnizki ausbauen. Sie
       argumentiert mit Energiesicherheit, doch es gibt Kritik an den Plänen.
       
 (DIR) Krieg in der Ukraine: Brand in Tschernobyl-Schutzzone
       
       Die ukrainische Feuerwehr versucht seit Tagen vergeblich, der Flammen Herr
       zu werden. Laut Ministerium liegt die radioaktive Belastung im Normbereich.
       
 (DIR) AKWs im Ukrainekrieg: Vermittler dringend benötigt
       
       Will man einen GAU an den AKWs Saporischschja und Kursk verhindern, braucht
       es Vermittler, die von beiden Seiten akzeptiert werden.