# taz.de -- Wirtschaft in Westafrika: Ghanas Krise und der Teigbällchen-Index
       
       > Die Preise steigen, und die neue Regierung kämpft mit Verschwendung und
       > Korruption. Der ghanaische Präsident Mahama hat einen Sparkurs
       > angekündigt.
       
 (IMG) Bild: Überall steigen die Preise: Ein Imbisswagen in Ghanas Hauptstadt Accra
       
       Accra taz | Es sind säuerlich schmeckende Teigbällchen, eingewickelt in
       Blätter, nach denen Kobina Aidoo bei seinen Streifzügen durch Ghanas
       Hauptstadt Accra Ausschau hält: Kenkey. Oft mit Fisch kombiniert, dient das
       traditionelle ghanaische Grundnahrungsmittel aus Mais vielen Menschen Tag
       für Tag als Hauptquelle für Kalorien. Auch Kobina Aidoo isst die
       stärkehaltigen Teigbällchen oft.
       
       Sehr oft sogar, denn der 48-Jährige ist Erfinder des Kenkey-Index. Ein
       Wirtschaftsindikator, der beispielhaft zeigt, wie sich Preissteigerungen im
       Alltag auswirken: „Wir schmeißen vor allem bei Wirtschaftsthemen mit großen
       und komplizierten Wörtern um uns. Aber mir geht es darum, die großen Trends
       so darzustellen, dass sie jeder verstehen kann“, erklärt Aidoo.
       
       Dafür kauft er mit seinem Team jeden Monat Hunderte von Kenkey-Bällchen im
       Großraum von Accra ein, um Preise und Gewicht zu vergleichen. „Gerade der
       informelle Sektor ist hochinteressant und kann uns viel über den Zustand
       der Wirtschaft sagen“, sagt Aidoo. „Von September 2022 bis September 2024
       ist der Preis für Kenkey um 88 Prozent gestiegen. Wie viele Gehälter sind
       in den zwei Jahren um 88 Prozent gestiegen?“, fragt er. „Vielleicht sind
       einige wenige Gehälter um 20 Prozent gestiegen, aber das war’s. Daraus
       lässt sich ableiten, was das für den Lebensunterhalt des durchschnittlichen
       Ghanaers bedeutet“, schlussfolgert Aidoo.
       
       ## Inflation von 50 Prozent
       
       2022 stürzte das westafrikanische Land in die [1][schlimmste
       Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten]. Schuldenberge, eine galoppierende
       Inflation und der Absturz des Ghana Cedi brachten Ghana an den Rand des
       wirtschaftlichen Kollapses. Ende 2022 erreichte die Inflation einen
       Höchststand von 50 Prozent. Nur ein Rettungspaket des Internationalen
       Währungsfonds konnte die Zahlungsunfähigkeit abwenden.
       
       Die Wirtschaftskrise war es auch, die im Dezember die Regierung kippte:
       Korruptionsvorwürfe, Misswirtschaft und enorme Lebenshaltungskosten hatten
       das Vertrauen in die New Patriotic Party des langjährigen Präsidenten Nana
       Akufo-Addo bröckeln lassen. Sein Nachfolgekandidat, Vizepräsident Mahamudu
       Bawumia, konnte sich davon nicht lösen. „Das Wahlergebnis war mehr ein
       Referendum über die Amtszeit unter Akufo-Addo“, schätzt Aidoo.
       
       Seit Januar ist nun [2][John Mahama von der Partei National Democratic
       Congress (NDC)] Präsident. Einen Posten, den er bereits von 2012 bis 2017
       innehatte. Zwar hatte Mahama aus dieser Zeit auch keine glänzende Bilanz
       vorzuweisen, doch am Ende zählte für viele nur eines: [3][Akufo-Addo und
       die NPP] abzuwählen.
       
       ## Präsident kündigt Sparkurs an
       
       Besonders die hohen Ausgaben für den aufgeblähten Regierungsapparat sowie
       verschwenderische Megaprojekte stehen seit Langem in der Kritik. So
       kündigte der Comeback-Präsident unter anderem an, den Bau der
       Nationalkathedrale zu überprüfen.
       
       Das Megaprojekt war von Akufo-Addo nach dessen Wahlsieg 2016 als Opfergabe
       an Gott angedacht und sollte aus privaten Mitteln finanziert werden. Das
       auf 400 Millionen Dollar veranschlagte Bauvorhaben soll jedoch mit rund 58
       Millionen Dollar an Steuergeldern mitfinanziert worden sein – und ist zum
       Sinnbild für Verschwendung und Misswirtschaft geworden.
       
       Wenige Tage nach Bekanntwerden zerstörten Unbekannte in Nana Akufo-Addos
       Heimatstadt Kyebi eine Bronzestatue des Ex-Präsidenten. Das Denkmal, das im
       November erst eingeweiht worden war, schaffte keine zwei Monate, bis es in
       Trümmern am Boden lag. Auch hier waren öffentliche Gelder für den Bau
       verwendet worden.
       
       Mahama hat nun jedenfalls einen Sparkurs angekündigt. Unter anderem soll es
       statt der üblichen 80 bis 110 Ministerposten nur noch 60 geben.
       Ineffiziente Strukturen sollen abgebaut und Ministerien zusammengelegt
       werden. „Der Staat muss mit gutem Beispiel vorangehen“, erklärte Mahama.
       Doch auch er hat keine reine Weste: Während seiner ersten Amtszeit war
       seine Regierung in mehrere Korruptionsskandale verwickelt, darunter
       fragwürdige Auftragsvergaben und die Veruntreuung von Entwicklungsgeldern.
       
       17 Feb 2025
       
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 (DIR) Helena Kreiensiek
       
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