# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Eat the rich, bevor sie die Demokratie verspeisen
       
       > 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz paktieren Konservative wieder
       > mit Faschisten. In Deutschland mit dabei: Die Springerpresse. Es gibt
       > Protest.
       
 (IMG) Bild: Beim abhitlern erwischt? Der Oligarch Elon Musk
       
       Mit dem Faschismus ist es eine wirklich merkwürdige Sache. Manche Menschen
       sehen ihn nicht. Für die Faschist:innen etwa sind die Nazis immer die
       anderen: Die Kommunisten, die Antifaschisten, eigentlich alle, die nicht
       der Meinung der Nazis sind. Doch es gibt auch eine ganze Reihe von
       Gestalten aus dem eigentlich liberalen Bürgertum, die einen Faschisten
       offenbar nicht einmal dann erkennen können, wenn er direkt vor ihren Augen
       im Fernsehen live und in Farbe abhitlert.
       
       Ganz genau, es geht natürlich um Elon Musk, seines Zeichens Oligarch,
       Schattenpräsident der USA und rechtsextremistischer Agitator. Elon Musk,
       der [1][die Zerstörung demokratischer Diskurse hauptberuflich betreibt],
       schlug sich während der Amtseinführung Donald Trumps zweimal auf die Brust
       und reckte dann den Arm. Und die deutsche Medienlandschaft? Sie diskutiert,
       relativiert, schreibt vielfach von einer „Hitlergruß-ähnlichen Geste“. Musk
       selber spricht – natürlich – von [2][„schmutzigen Tricks“].
       
       Was ist dieses cringe-ige Herumdrucksen, dieses Nichtbenennen des
       Offensichtlichen? Bei vielen Menschen hat das wahrscheinlich etwas mit
       Verdrängung zu tun. Sie wollen den Faschismus nicht wahrhaben, also
       ignorieren sie ihn, wie ein kleines Kind, dass die Augen vor etwas Bösem
       verschließt. Aber es fällt schwer, der Propaganda der Springerpresse die
       gleiche Naivität zuzugestehen. Die [3][„Bild“] spricht von einer
       „seltsamen“ Geste, wittert Intrige von links. „Die progressive Meute
       braucht ihren Stoff – und der Stoff heißt Nazi“, heißt es [4][von
       Welt-Chefreporterin Anna Schneider].
       
       ## „Den Reichen in die Suppe spucken“
       
       Bei Springer simpt man seit einiger Zeit ohnehin schon Elon Musk so hart,
       dass man sich nicht einmal zu schade war, um [5][Musks Wahlwerbung für die
       AfD] abzudrucken. Gefährlich wird das, weil bei Springer zunehmend eine
       Redaktionslinie auszumachen ist, die den Weg hin zu einer CDU-AfD Regierung
       zu ebnen versucht. Welt-Herausgeber Ulf Poschardt wird etwa nicht müde,
       [6][gegen die Brandmauer der CDU zu agitieren]. Der AfD wirft er zwar
       Regierungsunfähigkeit vor, doch dahinter scheint die Hoffnung zu stehen,
       dass die AfD sich ein kleinesbisschen vom Höcke-Lager lossagt – und dann
       stünde der Weg zur Macht offen.
       
       Die Trump-Regierung ist das Vorbild für einen solchen Schulterschluss aus
       Konservativismus, Faschismus und Oligarchie. Wie das in Deutschland
       aussehen könnte, lässt sich bereits kommende Woche beim
       „Welt“-Wirtschaftsgipfel erahnen. Bei diesem „einzigartigen Speeddating mit
       den exklusivsten Entscheidern Europas“, so Springer, soll Elon Musk
       persönlich (digital zugeschaltet) auf die CEOs deutscher Konzerne und
       Spitzenpolitiker:innen fast aller deutschen Parteien (außer den
       Linken) treffen – darunter auch die AfD-Chefin Alice Weidel, die kürzlich
       [7][mehr Superreiche in der Regierung] forderte.
       
       Dagegen braucht es Widerstand von unten. Zum Glück wird in linken Kreisen
       [8][schon mobilisiert], um den Gipfel zu verhindern. Am Montag (27. 1.)
       wird es ab 16:30 Uhr eine angemeldete Kundgebung und einen Protestzug
       geben, der am Roten Rathaus starten wird. Anschließend ist mit gewaltfreien
       Aktionen des zivilen Ungehorsams zu rechnen. Das selbsterklärte Ziel der
       Aktivist:innen: „Den Reichen in die Suppe spucken“, um gemeinsam zu zeigen:
       „So läuft das nicht!“.
       
       Bereits am Freitag (24. 1.) gibt es die Möglichkeit, den Widerstand gegen
       die AfD in die Provinz zu tragen, um nach dem antifaschistischen
       Mobilisierungserfolg in Riesa etwas nachzusetzen. In Neuruppin haben das
       örtliche [9][Jugendwohnprojekt MittenDrin e.V.] und die [10][Linksjugend
       Großprignitz] um 16:30 Uhr am Schulplatz einen Protest gegen den Wahlkampf
       der AfD angemeldet. Das [11][Solidarische Bündnis gegen Rechts] organisiert
       eine gemeinsame Anreise (Hauptbahnhof, Gleis 6, 14:45 Uhr).
       
       ## Großdemo gegen rechts
       
       Am darauffolgenden Tag gibt es in Ludwigsfelde die Möglichkeit, den
       historischen Verbrechen des Nationalsozialismus zu gedenken. Denn bis heute
       hat die Aufarbeitung der Naziverbrechen Lücken. Wo sich in Ludwigsfelde zum
       Beispiel einst das größte Arbeitslager von Mercedes Benz befand, soll laut
       den Veranstalter:innen [12][eines Gedenkspaziergangs] heute nichts an
       die Menschen erinnern, die hier Zwangsarbeit verrichten mussten und
       gestorben sind. Bei einem Besuch vor Ort soll aufgeklärt werden (Samstag,
       25. 1., Bahnhof Ludwigsfelde, 11 Uhr).
       
       Ebenfalls am Samstag versucht ein breites Bündnis, eine neue Demowelle
       gegen rechts loszutreten. Einen Monat vor der Bundestagswahl organisieren
       Campact, die Eltern gegen Rechts und Fridays for Future ein
       [13][Lichtermeer vor dem Brandenburger Tor]gegen den Rechtsruck und für die
       Demokratie. Mit dabei sein wird unter anderem Luisa Neubauer (Samstag, 25.
       1., Platz des 18. März, 16:30 Uhr).
       
       In wenigen Tagen, am 27. Januar, wird es 80 Jahre her sein, dass die
       Soldat:innen der Roten Armee Auschwitz befreit haben. Wie in jedem Jahr
       gibt es an dem Tag zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt. Beispielsweise
       veranstaltet der VVN-BdA am Loeperplatz in Lichtenberg [14][eine
       Gedenkkundgebung] (17 Uhr). Um das Mitbringen von Blumen wird gebeten. In
       Pankow organisiert der VVN-BdA eine [15][Lichterkette am ehemaligen
       jüdischen Waisenhaus] (Berliner Str. 120/121, 18 Uhr). Der [16][Webseite
       der Versammlungsbehörde] sind zahlreiche weitere Veranstaltungen zu
       entnehmen.
       
       Wer sich tiefergehend mit dem neuen Rechtsautoritarismus befassen will,
       kann am Montag zudem den [17][Freundinnen und Freunden der klassenlosen
       Gesellschaft] lauschen. Die halten im Mehringhof [18][einen Vortrag] über
       die Fallstricke des Kampfes gegen rechts. Es geht darum, dass es sich mit
       dem Gegensatz zwischen liberaler Demokratie und Autoritarismus nicht so
       einfach verhält, wie immer angenommen wird. Die Freund:innen werden dabei
       einige Thesen zum Charakter des gegenwärtigen Rechtsrucks vorstellen
       (Montag, 27. 1., Gneisenaustr. 2a, 20 Uhr).
       
       22 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Elon-Musks-politischer-Feldzug/!6058331
 (DIR) [2] https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/hitlergruss-musk-spricht-nach-geste-von-schmutzigen-tricks-110245213
 (DIR) [3] https://www.bild.de/politik/ausland-und-internationales/auf-der-buehne-vor-trump-anhaengern-aufregung-um-seltsame-musk-geste-678ebf8aedb31a2ece6397ed
 (DIR) [4] https://www.welt.de/politik/ausland/video255199492/Die-Musk-Geste-Die-progressive-Meute-braucht-ihren-Stoff-und-der-Stoff-heisst-Nazi.html
 (DIR) [5] /Musks-AfD-Wahlempfehlung-in-der-Welt/!6056513
 (DIR) [6] https://www.welt.de/debatte/plus253610766/Brandenburg-Wahl-Die-Brandmauer-muss-weg.html
 (DIR) [7] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-01/alice-weidel-rtl-interview-superreiche-regierung
 (DIR) [8] /Wirtschaftsgipfel-in-Berlin/!6060013
 (DIR) [9] https://www.instagram.com/jwp_mittendrin/
 (DIR) [10] https://www.instagram.com/solid_grossprignitz/
 (DIR) [11] /Solidarisches-Buendnis-gegen-Rechts/!5994908
 (DIR) [12] https://www.instagram.com/p/DEph_OPiwE0/?img_index=4
 (DIR) [13] https://www.campact.de/rechtsextremismus/lichtermeer-demo-berlin/
 (DIR) [14] https://stressfaktor.squat.net/node/310387
 (DIR) [15] https://stressfaktor.squat.net/node/310446
 (DIR) [16] https://www.berlin.de/polizei/service/versammlungsbehoerde/versammlungen-aufzuege/
 (DIR) [17] /Die-Weltcommune-als-Ziel/!5661742
 (DIR) [18] https://stressfaktor.squat.net/node/310388
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Timm Kühn
       
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