# taz.de -- Trumps Amtseinführung: Der Zauber der Räuspertaste
       
       > Trumps Auftritt bedeutet eine neue Herausforderung für die Medien. Beim
       > zweiten Mal sprach der echtere Trump, da waren viele Medien aber schon
       > weg.
       
 (IMG) Bild: „Nicht nur bei Trump müssen wir uns darauf einstellen, dass althergebrachte Konventionen und Terminpläne für den Arsch sind“
       
       Alle Menschen, die schon mal in einem Tonstudio waren, kennen sie. Die
       Räuspertaste, dieses kleine unschuldige Ding, das mal kurz den Ton
       ausschaltet, damit der Hustenanfall nicht gesendet wird. Oder man sich mal
       eben eine Regieanweisung oder spitze Bemerkung zurufen kann.
       
       Womit wir bei Phoenix wären. Als am Montag [1][Donald Trump bei seiner Rede
       vor Anhänger*innen im Capitol vom Leder zog], fragte der
       Simultandolmetscher die Regie: „Sag mal, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß
       bleiben?“ Und natürlich sollte dabei die Räuspertaste gedrückt sein. War
       sie aber nicht. Das brachte den Ereigniskanal von ARD und ZDF ins
       Schwitzen. „Aufgrund einer technischen Panne war heute die Kommunikation
       zwischen Dolmetscher und Regie hörbar. Sie spiegelt selbstverständlich
       nicht die Meinung des Senders wider“, zerknirschte sich Phoenix.
       
       Was aber wäre daran schlimm, solange es eine klare Meinung wäre, die auch
       als solche rüberkommt und als Kommentar gekennzeichnet ist? Nichts.
       [2][Trumps Auftritt] am Montag bedeutet aus einem anderen Grund eine neue
       Herausforderung für die Medien. Seine große Rede zur Amtseinführung fand de
       facto zweimal statt. Einmal offiziell im Angesicht diverser Vorläufer im
       Amt und mit Musikbegleitung in der Rotunde des Kapitols.
       
       Und dann wenig später vor den nicht mehr in den Saal passenden
       Freundi*nnen und Unterstützer*innen in einem anderen Raum. Beim
       zweiten Aufschlag sprach der echtere Trump. Und merkte ganz kokett an, er
       habe in der ersten Rede ein paar Dinge weggelassen, weil die ja „nice“ und
       versöhnlich klingen sollte. Das ZDF, das am Montag im Hauptprogramm für die
       Amtseinführung zuständig war, hatte da aber schon seine
       Liveberichterstattung beendet. Nicht nur bei Trump müssen wir uns darauf
       einstellen, dass althergebrachte Konventionen und Terminpläne für den Arsch
       sind.
       
       ## Doppeltes Trumpchen
       
       Wie wichtig die zweite „Address“ des doppelten Trumpchens war, zeigte der
       Nachrichtenkanal der BBC. Protokollgemäß sollte da der Abflug des
       scheidenden Präsidenten per Helikopter laufen, traditionell gibt es dabei
       noch ein Statement. Doch Joe Bidens letzte Worte waren zwar per Splitscreen
       zu sehen, fanden aber ohne Ton statt. Während Trump unter dem Jubel seiner
       Anhänger*innen die Axt an die Grundlagen der US-Demokratie legte und
       klarmachte, dass [3][seine Grönlandfantasien] kein Witz sind.
       
       Flexibilität ist gefragt. Wozu natürlich gehört, nicht jeden Schrott zu
       bringen und auf Medienphänomene wie [4][False Balance] hereinzufallen.
       Ausgewogenheit um jeden Preis war noch nie richtig und wird jetzt richtig
       gefährlich. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Räuspertaste gedrückt
       zu halten. Wenn’s sein muss, auch länger. „Oder mit einer aktiven Pieptaste
       beziehungsweise weniger fortschrittlich doch zeitversetzt zu senden, um
       Scheiß zu filtern!“, sagt die Mitbewohnerin.
       
       22 Jan 2025
       
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